Theater kommt in die Schule Klassenzimmerstück „Dreck“ im Hugo

Mönchengladbach · Die Requisite ist minimal, aber die Botschaft riesig. Der syrische Schauspieler Raafat Daboul spielt den Flüchtling Sad. Das Monodrama von Robert Schneider bietet das Theater den Gladbacher Schulen an.

 Raafat Daboul vom „Jungen Theater“ spielt den syrischen Flüchtling Sad, der als Rosenverkäufer arbeitet, um Geld in Deutschland zu verdienen.

Raafat Daboul vom „Jungen Theater“ spielt den syrischen Flüchtling Sad, der als Rosenverkäufer arbeitet, um Geld in Deutschland zu verdienen.

Foto: Matthias Stutte

Ein Schauspieler, ein Strauß Rosen und ein brauner, antik aussehender Holzstuhl. Mehr gehört nicht zu dem Theaterstück, das am Montagvormittag im Hugo-Junkers-Gymnasium Premiere feierte. Trotz der minimalen Requisite ist seine Botschaft groß. „Dreck“ ist ein Stück von Robert Schneider, das die Fremdenfeindlichkeit thematisiert.

Aufgeführt wurde das Stück vor dem Deutsch-Leistungskurs der elften Klasse des Gymnasiums. Alina Meng und Tina Schmidt haben vor Beginn noch gar keine Idee davon, was gleich passieren wird. Besonders viel wurde dem Kurs nicht erzählt. Nur, dass es anders sein soll, als die Theaterstücke, die sie bisher gesehen haben. „Vielleicht wird es interaktiv und wir müssen irgendetwas machen“, überlegen sie.

„Ich heiße Sad. Auf Indisch bedeutet das traurig. Aber ich bin nicht traurig.“ Sad, gespielt von Raafat Daboul, ist 30 Jahre alt und stammt aus der syrischen Stadt Bosra. Nachdem er nach Deutschland floh, übernahm er einen Job als Rosenverkäufer. Besonders gut gefällt es ihm, Sonntagnachmittags Menschen auf Parkbänken zu beobachten. Und das, obwohl er gar keinen Recht auf einen Sonntag habe. „Die Leute dieser Stadt haben das Recht auf einen Sonntag“, sagt Sad. Denn sie haben die Stadt nach dem Krieg wiederaufgebaut, haben Brüder und Frauen verloren. Das sei mit dem Krieg in seinem Heimatland Syrien nicht vergleichbar. „Es fällt nicht so ins Gewicht, wenn ein Araber stirbt. Es gibt so viele Araber und es werden immer mehr“, erklärt der junge Mann zynisch.

Der Stuhl spielt in der Inszenierung eine große Rolle. „Denn es ist mein Stuhl, wenn auch nicht rechtmäßig. Er ist meine Heimat und hier sitze ich. Das machen viele von uns – sitzen, warten und die Heimat vermissen“, sagt Sad. Das Stück hat das Ziel, die Schüler emotional zu berühren, erklärt Theaterpädagogin Maren Gambusch. „Wir haben uns bewusst gegen eine rein pädagogische Aufführung entschieden, die einfach erklärt, dass Fremdenfeindlichkeit schlecht ist.“ Vielmehr solle das Stück die Schüler mitnehmen, ihnen das Schicksal und die Geschichte eines einzelnen Menschen erzählen, statt Geflüchtete in der Gruppe zu zeigen.

Während der 45-minütigen Aufführung spricht keiner der Schüler. Alle sind sichtlich berührt von dem, was sich gerade in ihrem Klassenzimmer abspielt. Tina Schmidt und Alina Meng fassen die Aufführung mit einem Wort zusammen: „intensiv.“ Ihrer Meinung nach war es anders als zu Beginn gedacht, es war nicht interaktiv, dennoch wurde jeder Schüler emotional angesprochen und involviert.

„Dreck“ soll vor allem als Klassenzimmerstück aufgeführt werden, im Frühjahr wird es auch in den Spielplan des Theaters Mönchengladbach aufgenommen.

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