Sommermusik in Mönchengladbach-Rheydt Kleine Nachtmusik im Schloss

Mönchengladbach · Klein, aber fein soll die Sommermusik Schloss Rheydt in diesem von Corona überschatteten Jahr werden. Der Auftakt war schon mal vielversprechend. Freitagabend gastierte mit Alexander Steinitz als Dirigent seines Europäischen Festivalorchesters ein alter Bekannter auf der Bühne vor der Turnierwiese. Mozarts „Kleine Nachtmusik“ gab das Motto aus für einen Abend mit Streicherklängen von Holst und Respighi vor gut gelaunten Klassik-Fans.

Die Konzertserie im  Schloss Rheydt hat begonnen.

Die Konzertserie im Schloss Rheydt hat begonnen.

Foto: bauch, jana (jaba)

Auch Genügsamkeit kann Spaß machen. Das mag eine der vielleicht nachhaltigen Erfahrungen sein, die uns dieser Corona-Sommer hinterlässt. So sitzen wir denn gemütlich in fein separierten Stuhlgruppen auf der Turnierwiese im Rheydter Schloss, vor uns die leicht verschmälerte Sommermusik-Bühne, rechts das Herrenhaus in voller Pracht. Und lauschen acht einzelnen Streichinstrumentalisten, wie sie Mozarts „Kleine Nachtmusik“ anstimmen. Irgendwie süß, dass sich die Musiker „Europäisches Festivalorchester“ nennen, nur weil vor ihnen mit Alexander Steinitz ein ausgewachsener Dirigent den Takt angibt. Ja, die Pandemie gebietet Kammermusik statt Breitwandsound, obgleich die Lautsprecher ihr Bestes geben, nicht nach Zigarrenkiste zu klingen.

Spaß am Kleinformat haben nicht nur die Zuschauer dieses Eröffnungsabends der „Kleinen Sommermusik Schloss Rheydt“, auch „Macher“ Günter vom Dorp sagt, er freue sich, dass überhaupt etwas Kulturelles stattfinden kann im Schloss bis zum nächsten Wochenende. Er dankt dem Kulturdezernenten und dem Gesundheitsamt, den freiwilligen Unterstützern unter der Museums-Belegschaft sowieso. Sogar das Wetter strahlt mit, es ist ein geradezu idealer lauer Sommerabend. Ans Maskentragen ist jeder gewöhnt inzwischen, die Einbahnstraßen zum Flaschenverkauf, zum Brezelstand und zum Klo werden problemlos befolgt. Nur, dass am Einlass (Schlange bis Mitte Schlossbrücke) Taschen kontrolliert werden, ist doof.

Alexander Steinitz, bis vor ein paar Jahren Erster Kapellmeister an unserem Theater und inzwischen in der halben Welt unterwegs, moderiert mit Salzburger Charme, spannt problemlos den Bogen von den acht Säulen des Schloss-Erkers zu den acht Musikern, vom Bummel in der Fußgängerzone zu einem Drehorgelmann, Wagner und einer Renaissancemelodie im Lohengrin, die ihn zu Respighi führt, dessen antike Tänze und Arien daraufhin erklingen. Hübsch auch Holsts „St. Paul Suite“, die wie alles an diesem Abend mit reichlich Vibrato und rundum gefällig unterhält. Da lassen sich auch die Pfauen nicht lange bitten und fallen beherzt ein ins Konzert.

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