Mönchengladbach Felix Heinrichs, neuer starker Mann der SPD

Mönchengladbach · Er ist 24 Jahre alt, Doktorand und soll die SPD-Fraktion führen: Felix Heinrichs gehört zu den Sozialdemokraten, die Leistung fördern und die soziale Hängematte ablehnen. Beim Parteitag war er ein Lichtblick und bekam viele Stimmen.

 Der Hoffnungsträger der Mönchengladbacher Sozialdemokraten, Felix Heinrichs, hat eine eher konservative Grundhaltung und trifft damit den Nerv vieler Genossen.

Der Hoffnungsträger der Mönchengladbacher Sozialdemokraten, Felix Heinrichs, hat eine eher konservative Grundhaltung und trifft damit den Nerv vieler Genossen.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Mit der Farbe Rot hat er keine Probleme — zumindest dann nicht, wenn es das Rot der SPD ist. Mit roten Fahnen bei einer Demo vorneweg laufen — das ist wiederum nicht seine Welt. Felix Heinrichs (24) ist kein ideologisierter Juso, sondern ein nüchterner politischer Realist: Er würde Schriften von Karl Marx zwar wissenschaftlich auswerten, aber nicht im Koffer mit sich tragen und daraus pausenlos zitieren.

Der Hoffnungsträger der Mönchengladbacher Sozialdemokraten hat eine eher konservative Grundhaltung und trifft damit den Nerv vieler Genossen. Beim Parteitag am Samstag in der Stadthalle, als sich die SPD durch merkwürdiges Agieren zerlegte und vor einem Scherbenhaufen steht, blieb er kühl, sachlich, distanziert. Kein Eiertanz, um zu retten, was noch zu retten ist. Kein unüberlegtes böses Wort am Rednerpult. Keine konspirativen Treffs in der Saalecke. Heinrichs hat so viel polittaktisches Verständnis, dass er erkannte: Da ist in diesem Moment nichts zu retten, aber danach ist die Analyse notwendig, um Konsequenzen zu ziehen.

Als er nach dem Wahl-Hickhack in die "Bütt" ging, um das Kommunal-Wahlprogramm zu erläutern, war er in seinem Element: Er sprach frei, formulierte treffend, blieb immer freundlich und motivierte. Es gebe zwar festgelegte Handlungsfelder im Wahlkampfkonzept. Aber diese auszugestalten, daran können und sollten sich alle beteiligen — das gelte für die Abgeordneten Gülistan Yüksel (Bundestag) und Hans Willi Körfges (Landtag NRW) ebenso wie für das einfache Mitglied irgendeines Ortsverbandes. Heinrichs vermittelte aber auch den Eindruck, dass er den Weg oder zumindest seine Richtung kennt. Das weiß seine Partei. Und so setzte sie ihn auf Rang 3 der Reserveliste: Das ist der erste Männerplatz nach OB Bude. Dass dieser mit Rang 1 Rückendeckung für den OB-Wahlkampf bekommen sollte, war klar. Platz 2 (Monika Berten) war in der stetigen Abfolge Mann-Frau vergeben. Dann kam Heinrichs — vor altgedienten SPD-Recken. Auch seine persönlichen Wahlergebnisse machen seine Stellung deutlich: viertbestes im Kandidatenkarussell für die Wahlbezirke, fünftbestes auf der Reserveliste. Er ist damit nicht jedermanns Liebling, sondern jemand, dessen Wort Gewicht hat.

Felix Heinrichs, der neue Fraktionsvorsitzende? Darauf läuft es hinaus. Der jetzige Amtsträger Lothar Beine hat ihn zu seinem Favoriten erklärt. Beim Parteitag schieden mit Uwe Bohlen und Barbara Gersmann zudem zwei potenzielle Gegenkandidaten aus. Es könnte auf den jungen Doktoranden hinauslaufen, der alles im Schnelldurchgang macht: in jungen Jahren Schülersprecher am Math.-Nat, Bezirksschülersprecher, schnell im Vorstand der Gladbacher SPD und Chef des wichtigen Ortsverbandes Nord. Den Bachelor (Geschichte, Politologie) schloss er mit 22 Jahren ab, den Master machte er mit 23 (Geschichte). Jetzt ist er Lehrbeauftragter der Uni Düsseldorf, gibt Seminare und arbeitet nebenher noch im Altenheim, das seine Mutter führt. Von den Eltern — sein Vater ist ebenfalls selbstständig — hat er mitbekommen, dass man in der sozialen Hängematte nicht sein Leben ausrichten kann. Felix Heinrichs fordert Leistung und verlangt sie auch anderen Menschen ab.

Insider sind sicher: Heinrichs richtet die Gladbacher SPD neu aus.

(RP)
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