Kampfsport Kampfsportler lernen voneinander

Hilden · Erstmals lädt der Judo-Club Hilden Kampfsportler aus der Region zur Open Mat ein. Unter der Anleitung von JC-Trainer und Vize-Weltmeister im „Brazilian Jiu-Jitsu“, Alex Malheiro, trainieren rund 30 Profis und Amateure verschiedener Kampfsport-Disziplinen in der Halle am Weidenweg.

 Vize-Weltmeister Alex Malheiro lässt sich von der siebenjährigen Fae gerne mal aufs Kreuz legen.

Vize-Weltmeister Alex Malheiro lässt sich von der siebenjährigen Fae gerne mal aufs Kreuz legen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

 An der geringen Geräuschkulisse in der großen Halle lässt sich die Konzentration der Teilnehmer festmachen: Männer und auch einige Frauen sowie eine Handvoll Kinder in unterschiedlichen Kampfsportanzügen und diversen Gurtfarben stehen sich, nach kurzer Aufwärmphase, paarweise auf der großen Matte in der Mitte der Halle gegenüber. Sie alle versuchen, sich gegenseitig rücklings auf die Matte zu werfen. Bei einigen klappt das erstaunlich schnell, andere dagegen ringen schnaufend und kräftezehrend miteinander, bis einer von ihnen das Ende des Hosenbeins zu packen bekommt und mit einem beherzten Ruck und einen lautem Rumms den Gegner auf den Rücken wirft. Der kurzzeitig Besiegte rappelt sich nach einem tiefen Atemzug wieder auf und versucht es von neuem.

Auch die zierliche siebenjährige Fae stellt sich ihrem Gegner, kein Geringerer als Vize-Weltmeister Alex Malheiro, zweiter Dan und versierter Schwarzgurt. Unbeeindruckt und scheinbar mühelos klettert sie an dem kräftigen Mann hinauf, nimmt ihn lachend in den Schwitzkasten. Malheiro wirft sich zu Boden und versucht, sich behutsam aus dem Griff zu lösen, lobt die kleine Kämpferin für ihre tolle Technik. „Wechseln“, ruft Malheiro dann in die Runde und regt damit den Partnertausch an. Die Teilnehmer klatschen sich schweißgebadet, aber lächelnd ab, bedanken sich für die kurze Rangelei und schreiten zum nächsten Kontrahenten.

Während bei Wettkämpfen die Gegner durchaus nach Alter, Körpergewicht, Gurtfarbe – und selbstverständlich auch nach Disziplin – aufgeteilt werden, raufen sich hier erfahrene Schwarzgurte mit Weißen, Frauen treten gegen Männer an, Kinder gegen Erwachsene und Judoka gegen Taekwondo-Kämpfer oder Jiu-Jitsu-Sportler gegen Boxer. Es geht nicht um Pokale, Medaillen oder Platzierungen, sondern lediglich um ein anderes Training: „Beim Open Mat geht es ums Kennenlernen und um ganz viel Spaß“, betont Trainer Malheiro. Das wäre vor einigen Jahren in dieser Form nicht möglich gewesen, denn die Sportler jeder Disziplin blieben stets unter sich, erklärt der 41-Jährige. Dabei können alle voneinander lernen.

Als Vertreter von Top Brother Germany, einer internationalen Akademie für Brazilian Jiu-Jitsu, trainiert der in Düsseldorf lebende Brasilianer mehrere Dojos im Rheinland und Ruhrgebiet. Einige Mitglieder dieser Trainingszentren folgten der Einladung des ersten Open Mat in Hilden, wie etwa Sportler aus Essen und Mühlheim, Bergisch Gladbach und Duisburg. „Das Besondere an der Open Mat“, sagt der Hildener Judoka Stefan Drah, „ist, dass man sich auf die verschiedenen Sportler mit unterschiedlichen Techniken einstellen muss.“ Denn jede Kampfsportart setzt andere Schwerpunkte und nutzt andere Techniken. „Taekwondo arbeitet zum Beispiel viel stärker mit Tritttechniken, die im Judo oder Jiu-Jitsu kaum oder gar keine Beachtung finden“, erklärt Drah. Dafür gehen Judoka viel näher an den Gegner. „Das ist einer, der aus dem Taekwondo kommt, nicht gewohnt.“

Ob sie an diesem Tag viel Neues lernen wird, weiß Fae, die bereits seit vier Jahren im Judo-Club Hilden aktiv ist, nach einer knappen Trainingsstunde noch nicht zu sagen. Spaß mache es ihr aber sehr, erzählt die Siebenjährige schüchtern. Den großen Malheiro auf die Matte gelegt zu haben, macht sie besonders stolz: „Das war toll“, sagt sie und lächelt. Im April absolviert Fae ihren allerersten Wettkampf. Das Training beim Open Mat ist eine gute Vorbereitung, findet Mutter und Trainerin Aurica Leskau-Drah, die ebenfalls mitmacht. „Es ist schön, mal andere Leute kennenzulernen und sich mit anderen Kampfsportarten auf der Matte auseinanderzusetzen“, erklärt sie.

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