Umfrage in Mettmann Sieben Wochen ohne Schwarzsehen – geht das?

Mettmann · (arue) „Sieben Wochen ohne...“, das ist das Leitmotto der Evangelischen Kirche für die Fastenzeit zwischen Karneval und Ostern. In diesem Jahr gibt es die Anregung, auf Schwarzsehen und Pessimismus zu verzichten.

Nils Lessing ist Bürgermeisterkandidat der Grünen.

Nils Lessing ist Bürgermeisterkandidat der Grünen.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Eine Idee, die in Zeiten des sich ausbreitenden Corona-Virus an Brisanz gewinnt. Optimistisch bleiben – geht das überhaupt, wenn eine Pandemie das öffentliche Leben lahm legt? Oder brauchen wir Optimismus jetzt erst recht? Wir hörten uns bei Mettmanner Persönlichkeiten um. Den Anfang macht Nils Lessing, Bürgermeisterkandidat der „Grünen“ in Mettmann.

„Fasten muss keinen religiösen Hintergrund haben, sondern kann auch ein interessantes Selbstexperiment sein. Möglicherweise ist ein zeitweiliger Verzicht auch eine Notwendigkeit für ein gutes Leben. Fasten heißt auch, dass ich mir der wirklich wichtigen Dinge im Leben bewusster werden kann. In der Vergangenheit habe ich schon mal vom Kaffeetrinken, Internetsurfen oder der Handybenutzung gefastet. Das Kaffeefasten hat mir gezeigt, dass man auch von Kaffee ganz schön abhängig sein kann; die Abstinenz vom Handy und dem Internet wie viel meiner Zeit hierdurch aufgesaugt werden. Als ich von dem diesjährigen Fastenmotto erstmals gehört hatte, dachte ich sofort: Toll, wie positiv! Wie schön wäre es doch, wenn dieser blöde Pessimismus etwas zurückgedrängt werden könnte. Hoffentlich machen da mal viele Leute mit, ich bin auf jeden Fall dabei. Manchmal nervt mich der Pessimismus in unserer Überflussgesellschaft nämlich ganz schön. Obwohl wir über so viele Möglichkeiten, so viel Geld und so viel Wissen verfügen, verharren wir in eingefahrenen Wegen und denken, dass es nicht anders geht. Wegen dieser Unbeweglichkeit schleicht sich auch bei mir der Pessimismus ein, wenn es um die Klimakrise oder die Spaltung in Arm und Reich geht. Besonders im politischen Raum wird gerne schwarz gemalt und neue Ideen werden zwar als gut, aber leider nicht umsetzbar weggeschoben. Ich glaube dem gesamten Stadtrat täte mehr Optimismus gut.

In den Zeiten von Corona hat das diesjährige Fastenmotto natürlich eine andere Qualität bekommen. Das öffentliche Leben wird immer stärker eingeschränkt, viele von uns stehen vor schwierigen Betreuungssituationen für ihre Kinder oder ihre Angehörigen und Arbeitsplätze sind gefährdet. Die vielen Fake-News, aber auch die echten Nachrichten erzeugen Sorge, Angst und Hilflosigkeit. Hier wünsche ich uns allen sehr viel Optimismus, um diese Krise zu meistern.“

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