Büdericher Heinzelmännchen Erinnerungen an viele jecke Feiern

Michael Laumen gehört seit 50 Jahren zu den Büdericher Heinzelmännchen. Er erzählt von seinen karnevalistischen Anfängen und plädiert für die Bodenständigkeit des Karnevals.

Ihre roten Uniformen tragen die Heinzelmännchen immer noch. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1981. Michael Laumen ist der sechste von links in der Mitte.

Ihre roten Uniformen tragen die Heinzelmännchen immer noch. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1981. Michael Laumen ist der sechste von links in der Mitte.

Foto: Michael Laumen/Privat

Bereits der Vater gehörte der Karnevalsgesellschaft Büdericher Heinzelmännchen 1948 an. Da war es für Michael Laumen – er lebt seit 1958 in Büderich – fast selbstverständlich, ebenfalls einzutreten. Das war 1968. Heute, nach der Auszeichnung für 50 Jahre Zugehörigkeit, stellt der Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) klar: „Die Heinzelmännchen bleiben immer mein Heimatverein.“

 Die Heinzelmännchen beim Einmarsch zu einer Karnevalssitzung im früheren Bürgersaal. Vielen Meerbuschern fehlt heute ein solcher Saal. 

Die Heinzelmännchen beim Einmarsch zu einer Karnevalssitzung im früheren Bürgersaal. Vielen Meerbuschern fehlt heute ein solcher Saal. 

Foto: Michael Laumen/Privat

Zum Jubiläum denkt der heute 64-Jährige an die Anfänge: „Ich war 14 Jahre und habe das Fanfarencorps mitgegründet, erst als Trommler, dann an der Fanfare.“ 1970 teilte sich die Musikgruppe. Es entstand neu das 1. Meerbuscher Fanfarencorps. Das Fanfarencorps Büdericher Heinzelmännchen blieb bestehen und benannte sich später in Fanfarencorps Büderich 1968 um. „Neben mir waren die Mitglieder Ingo Götz und Edgar Malter dabei.“ Vereinslokal war die Gaststätte Wilbrandt-Peter, später Gasthaus Peters. Heute kocht dort Anthony Sarpong seine Sterneküche.

Tanzmariechen gehörten schon früher zu jeder Sitzung dazu.

Tanzmariechen gehörten schon früher zu jeder Sitzung dazu.

Foto: Michael Laumen/Privat

In den 1970er Jahren feierten die Heinzelmännchen vorübergehend im heutigen Gasthaus Krone. „1978 wurde der Bürgersaal eröffnet.“ Um das zu erreichen, traten die Karnevalisten als Initiator auf, holten andere Vereine ins Boot und verkauften Steine für den Bau, um das Ganze realisieren zu können. „Zur Einweihung war Annemarie Renger, Ex-Bundestagspräsidentin und Neusser Bundestagsabgeordnete der SPD, dabei.“ Dass Meerbusch seit der Burchartz-Schließung 2010 keinen Saal für Veranstaltungen hat, ärgert Laumen: „Die Vereine müssen ausweichen.“ Aber er erinnert sich auch, dass es nicht nur optimale Bedingungen gab: „Die Räume waren so niedrig, dass die Tanzgarde bei Hebefiguren vorsichtig sein musste.“ Durchweg positiv sind die Erinnerungen an den „Zug durch die Kneipen“: „Früher haben wir uns zu Altweiber getroffen, sind durch Büderichs Kneipen gezogen, bis wir spät im Partykeller eines Kameraden landeten. Das war eine wunderbare Zeit.“

 Sehr bunt, sehr kreativ: Michael Laumen als Bonbon.

Sehr bunt, sehr kreativ: Michael Laumen als Bonbon.

Foto: Michael Laumen/Privat

Michael Laumen, der bei den Heinzelmännchen vom Bannerträger über den Literaten, zweiten und ersten Geschäftsführer bis zum Vize-Präsidenten und Präsidenten die komplette Karriere durchlaufen hat, trauert der Vergangenheit ein bisschen nach: „Früher waren alle karnevalsaffiner.“ So starteten die Heinzelmännchen alljährlich mit dem Herbstball: „Als Literat war ich für die Verpflichtung der Künstler zuständig. Ich kam rum, war bekannt wie ‚ein bunter Hund‘ und brachte auch Guido Cantz, die Bläck Fööss, die Höhner und Schutzmann Jupp Menth nach Büderich.“ Laumen erinnert sich an eine Jubiläums-Sitzung, zu der die „Crème de la Crème“ der Karnevalskünstler verpflichtet war: „Es gab Glatteis, keiner kam zur vereinbarten Zeit, bis alle auf einmal ankamen und sich entschlossen, heute nur in Büderich aufzutreten. Ein tolles Programm. Das werde ich nie vergessen, das war ein wunderbarer Abend.“

Als Neandertaler saß Michael Laumen im Elferrat der Mundartfreunde.

Als Neandertaler saß Michael Laumen im Elferrat der Mundartfreunde.

Foto: Michael Laumen/Privat
 Michael Laumen vor 20 Jahren als Fortuna-Teufel.

Michael Laumen vor 20 Jahren als Fortuna-Teufel.

Foto: Michael Laumen/Privat

Auch heute versucht der CC-Präsident an Heinzelmännchen-Veranstaltungen teilzunehmen. Seine Frau Anne, mit der er 45 Jahre verheiratet ist, hat sich an die vielen karnevalistischen Aktivitäten gewöhnt. „Sie hat eine Waschmaschine in die Ehe mitgebracht, ich den Karneval“, erzählt das Ehepaar lachend. Auch Tochter Yvonne ist mit dem Winterbrauchtum-Virus infiziert. Sie war in der vergangenen Session Düsseldorfs Venetia. Sohn Sven dagegen hält es mit dem Sommerbrauchtum und gehört den Büdericher Schützen an. Anne und Michael Laumen, die sich auf ihr drittes Enkelkind freuen, haben früher Sitzungen für 400 Kinder organisiert: „Am Schluss gab es für jeden kleine Erinnerungen.“ Auch hinter den Besuchen der Büdericher Karnevalisten in den Seniorenheimen steht Laumen: „Dort gibt es immer strahlende Gesichter.“ Als Präsident des CC als Dachorganisation des Karnevals in Düsseldorf ist ihm die Jugend bis heute ganz wichtig. Laumen: „Ich bin stolz darauf, dass es auch in der Landeshauptstadt viele Ortsteil-Vereine gibt, die ein Alleinstellungsmerkmal haben. Der Karneval muss bodenständig bleiben.“ Gemeinsam mit den Städten Aachen, Bonn und Köln sowie der Alemannischen Fastnacht sei man um die Anerkennung als Unesco-Weltkulturerbe bemüht. Um dies zu erreichen, hat Laumen mit den Präsidenten der anderen Festkomitees bei Günther Oettinger in Brüssel vorgesprochen: „Das Ganze wird aber einige Jahre dauern.“ Sein Fazit der jecken Zeit zieht er schon jetzt: „Durch meine Aktivitäten auf Ehrenamt-Basis habe ich viele interessante Menschen kennengelernt, was sehr bereichernd ist.“

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