Kirche im Wandel Neue Strukturen für katholische Kirche

Weniger Gottesdienstbesucher, weniger Geld, weniger Personal. Langfristig wird es in der Kirchengemeinde Büderich auf den Standort St. Mauritius hinauslaufen. Die Schließung von Heilig Geist ist zurzeit kein Thema.

 Im vergangenen Sommer wurde in Sankt Mauritius die 125-Jahr-Feier gefeiert, außerdem 25 Jahre Priesterjubiläum von Pfarrer Michael Berning.

Im vergangenen Sommer wurde in Sankt Mauritius die 125-Jahr-Feier gefeiert, außerdem 25 Jahre Priesterjubiläum von Pfarrer Michael Berning.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Nicht mehr als 30 Gläubige besuchten zuletzt die Vorabendmesse in der Büdericher Heilig Geist-Kirche. Zu wenig, sagt Pfarrer Michael Berning. „So ein Gottesdienst soll schließlich auch ein Gemeinschaftsgefühl vermitteln.“ Deshalb fällt der 18.30 Uhr-Gottesdienst in Heilig Geist zu den Sommerferien weg.

 Die Kirche Heilig Geist an der Karl-Arnold-Straße wird auch als Filialkirche bezeichnet. Sie wurde im April 1968 eingeweiht.

Die Kirche Heilig Geist an der Karl-Arnold-Straße wird auch als Filialkirche bezeichnet. Sie wurde im April 1968 eingeweiht.

Foto: St. Mauritius/Kirchengemeinde Mauritius/Heilig Geist

Mehr noch: „Uns ist bewusst, dass es langfristig auf den Kirchenstandort Sankt Mauritius hinauslaufen wird“, sagt der Pfarrer. „Bei aktuell 7800 Gemeindemitgliedern ist der Gedanke nicht aus der Luft gegriffen.“ Aber „ein für alle frustrierendes Auslaufen-Lassen des Standortes Heilig Geist“ lehne die Pfarrgemeinde ab. Berning: „Bis es vielleicht irgendwann so weit ist, möchten wir als Christen in Büderich weiterhin ein lebendiges Gemeindeleben mit zwei Standorten aufrecht erhalten.“

Er betont auch: „Die Schließung von Heilig Geist ist im Moment definitiv nicht geplant, es wird dort weitergehen.“ Auch vom Bistum Köln gebe es keinen Druck. „Das Gerücht wabert zwar in der Luft, aber so ist es nicht“, sagt Berning. „Wir haben lediglich perspektivisch gedacht und uns überlegt, wie wir uns auf geänderte Zeiten einstellen und eine attraktive Gemeinde bleiben können.“

In diese Überlegungen sind auch die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema „MauritiusGeist im Wandel“ eingeflossen, an der sich 504 Personen beteiligt haben. Dabei kam beispielsweise heraus, dass die Menschen am liebsten sonntagsmorgens in die Kirche gehen, allerdings nicht vor zehn Uhr. „Da hat sich etwas geändert, die Menschen möchten sonntags ausschlafen und gemütlich frühstücken“, sagt der Pfarrer. Samstags gehen die Gläubigen lieber ab 18 statt vor 17 Uhr in die Kirche. Und weiter: Die Wünsche nach klassischen Gottesdiensten und Familienmessen sind in etwa ausgewogen. „Aber insgesamt wünschen die Besucher modernere Gottesdienste“, sagt Pfarrer Berning.

Der Wegfall der Vorabendmesse in Heilig Geist ist daher nur ein Punkt im neu strukturierten Angebot der Katholischen Kirchengemeinde Sankt Mauritius und Heilig Geist in Büderich, das bereits am Wochenende in den Gottesdiensten verkündet wurde: Die Vorabendmesse in St. Mauritius wird verlegt, und zwar von 17 auf 18 Uhr. Die beiden Sonntagsgottesdienste sind künftig um 11.30 Uhr (statt bislang 11 Uhr) in St. Mauritius und um 10 Uhr (statt 9.30 Uhr) in Heilig Geist. „In beiden Kirchen werden dann im wöchentlichen Wechsel ein klassischer Gottesdienst und ein Familiengottesdienst angeboten“, kündigt der Pfarrer an. „Der Standort Heilig Geist soll durch eine familienfreundlichere Zeit belebt werden.“ Einmal im Monat ist an einem der beiden Standorte ein besonders gestalteter Gottesdienst geplant. Bei den Gottesdiensten an den Werktagen ändert sich nichts. Am Wochenende seien die Reaktionen der Gottesdienstbesucher auf die geplanten Veränderungen „bislang durchweg positiv“ gewesen, erzählt Berning.

Er ist davon überzeugt, dass ein gebündeltes Gottesdienstangebot viele Vorteile bietet, etwa mehr Zeit für eine intensive Vorbereitung auf die Messe. „Natürlich bedeutet die Umgestaltung für den Einzelnen auch eine Veränderung lieb gewonnener Gewohnheiten. Aber vor dem Hintergrund zu erwartender Personal- und Finanzkürzungen, sinkender Gemeindemitgliederzahlen und immer weniger Gottesdienstbesuchern müssen wir uns neu aufstellen“, sagt der Pfarrer. „Wir versuchen, Bewährtes zu erhalten und Raum für Neues zu schaffen.“ Von einer Krise will er deshalb auch nicht sprechen. „Es ist einfach so, wie es ist, das ist der Lauf der Zeit – aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.“ Berning selbst sehe das Ganze „total gelassen“ und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: „Und wer weiß: Vielleicht kommt ja auch die große Trendwende, und die Menschen strömen wieder in die Kirchen.“

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