Krabbeltier in Leverkusen Hautnahe Begegnung mit der Vogelspinne

Leverkusen · Spinnen, Käfer- und Falter gab es im Forum zu sehen. Unser Autor ging einen Schritt weiter und ließ sich den Achtbeiner auf den Arm legen.

Hautnah dran an der Vogelspinne ist unser Mitarbeiter Tobias Brücker, sein souveränes Lächeln zeigt: Dieser Mann kennt keine Angst.

Hautnah dran an der Vogelspinne ist unser Mitarbeiter Tobias Brücker, sein souveränes Lächeln zeigt: Dieser Mann kennt keine Angst.

Foto: Uwe Miserius

So genau kann ich gar nicht erklären, woher diese gewisse Abneigung gegenüber den achtbeinigen Tierchen kommt. Manche sagen, es liege an der Erziehung. Wieder andere erklären sie mit einer angeborenen Schutzhaltung. Und der ein oder andere macht gar Filme für die Angst vor Spinnen verantwortlich.

Fakt ist: Alleine ist man mit Ekel vor den Achtbeinern nie. Und doch - oder gerade deshalb - zog es gestern sehr viele Besucher zur Spinnen-, Käfer- und Falterausstellung ins Forum.

110 Terrarien waren dort aufgestellt - viele der Kästen im Inneren vollständig verwebt. Hinzu kamen rund 200 Exponate wie der vollständig erhaltene, sehr leicht zerbrechliche Chitinpanzer einiger Vogelspinne. Großmundig hatte ich in einem kurzen Telefonat mit meinem Chef wenige Tage zuvor angekündigt, eine der lebenden Vogelspinnen auf die Hand nehmen zu wollen - ein Rückzieher war nun unmöglich.

Es ist nicht so sehr Angst, die mich umtreibt. Im Grunde sind die großen, behaarten Exemplare weniger ein Problem als eben jene kleinen Arten, die in unseren Hauskellern auf Beute lauern. Zu der zählen Menschen nicht - und doch ist die Begegnung mit Winkelspinnen und Weberknechten unangenehm.

Freund mit 110 Spinnen

Renaldo Neigert besitzt die Ausstellung - und demnach auch all die Tierchen. "Mit 16 Jahren bekam ich meine erste Vogelspinne",erzählt er. "Mein Nachbar zog um und durfte sie nicht mitnehmen." Mit Mitte 20 waren aus einem Tier 40 geworden. "Da dachte ich: Jetzt musst du damit etwas machen", sagte der heute 37-Jährige. Und so ist er mit seinen 110 Freunden ständig unterwegs. In einem den Tieren gerecht umgebauten Transporter reisen sie von Stadt zu Stadt - und das seit neun Jahren.

Dass andere Menschen Angst und Ekel mit den Achtbeinen verbinden, kann Neigert nachvollziehen. "Die Leute kennen sich zu wenig mit den Spinnen aus. Und zumeist haben sie auch mehr Angst vor den kleinen als vor den großen", berichtet er. Dieser Unterschied liege wohl daran, dass sich gerade Vogelspinnen sehr langsam bewegen. "Sie sind Lauerjäger, Winkelspinnen aktive Jäger", erklärt der Fachmann. Deren Schnelligkeit verursache Angst, weil nicht abzusehen ist, in welche Richtung die Spinne als nächstes läuft.

So fühlt sich eine Rote Chilevogelspinne an

Kurz darauf finde ich mich auf einem Stuhl wieder. Angst habe ich nicht, vielmehr freue ich mich auf die neue Erfahrung. Kurz nachdem die Rote Chilevogelspinne auf meinen Arm kletterte, sitzt sie ganz ruhig da. Irgendwie ja doch ein schönes Tier - mit ihrer Musterung. Eigentlich hatte ich ein Kitzelgefühl erwartet, doch vielmehr ist die Vogelspinne ein wenig kratzig. Sie hält sich mit ihren winzigen Krallen sogar so fest, dass sie meine Haut während des Abnehmens ein Stück mit sich nach oben zieht.

Ein Eigengewicht ist kaum merkbar. Rund 40 Gramm wiegt die Spinne, sagt Neigert. Dass das Tier gerade auf einem anderen Lebewesen gesessen habe, habe es wohl selbst nicht gemerkt. "Das ist eine sehr primitive Lebensform", erklärt der Besitzer des Achtbeiners.

(RP)
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