Leverkusen Karriere-Sprungbrett für junge Sänger

Leverkusen · Die Entscheidung im Finale des Wettbewerbs "Ton und Erklärung" fiel der Jury schwer. 15.000 Euro Preisgeld.

Leverkusen: Karriere-Sprungbrett für junge Sänger
Foto: Matzerath Ralph

Mit einer Ouvertüre - zu Mozarts Oper "La clemenza di Tito" - begann der Abend wie ein ganz normales Konzert. Tatsächlich war das für alle Beteiligten auf der Erholungshaus-Bühne eine ganz und gar nicht alltägliche Situation. Die Bayer Philharmoniker unter der Leitung von Bernhard Steiner, ohne Frack und nur einfach schwarz gekleidet, waren vornehmlich als Begleiter gefragt und hatten einige Arien doppelt oder gar dreifach zu spielen. Die gerieten dennoch recht unterschiedlich, weil sie von verschiedenen Sängerinnen durchaus unterschiedlich interpretiert wurden. Dieser Vortrag in Konzertform vor Publikum war der dritte und finale Teil des Gesangs-Wettbewerbs "Ton und Erklärung", veranstaltet vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI, dem Bayer schon über 50 Jahre angehört.

 ±Die Bayer Philharmoniker begleiteten den Wettbewerb. µDie Finalisten mit Jury-Chefin Brigitte Fassbaender (Mitte): Emma Moore, Lisa Wittig, Elena Harsányi und Stefan Astakhov (v.l.)

±Die Bayer Philharmoniker begleiteten den Wettbewerb. µDie Finalisten mit Jury-Chefin Brigitte Fassbaender (Mitte): Emma Moore, Lisa Wittig, Elena Harsányi und Stefan Astakhov (v.l.)

Foto: R. MatzeratH, M. Klein

Zwei Tage lang wurden die Kandidaten bereits in Lied- Opern- und Oratorienrepertoire mit Klavierbegleitung geprüft, bis von den 16 zugelassenen Wettbewerbsteilnehmern aus acht Nationen nur noch vier Finalisten übrig blieben, die zum Abschluss die Gelegenheit bekamen, ihre Stimmen mit Orchesterbegleitung messen zu lassen. Ein Tenor und drei Sopranistinnen hatten es geschafft. Alle vier beeindruckten das Publikum mit Stimmvolumen, Wendigkeit, Facettenreichtum und Ausdruck. Und alle gewannen zusätzlich Sympathien durch ihre Moderation, in der sie ihre ganz persönliche Auffassung der Beiträge deutlich machten. Die Erklärung ist seit 2007 fester Bestandteil des Wettbewerbs. Auch der Fach-Jury, die unter Vorsitz der Professorin und Sängerin Brigitte Fassbaender in allen drei Runden die Wertungen vornahm, ist die Entscheidung offenbar nicht so leicht gefallen. Fast eine halbe Stunde dauerten die Beratungen und damit die Pause, die im Gegensatz zu einem normalen Konzert nach den Musikbeiträgen stattfand. Immerhin hatten die Besucher währenddessen im Foyer Gelegenheit, etwas vom zeitgleichen Deutschland-Schweden-Spiel zu sehen und das Siegtor zu erleben.

Als Brigitte Fassbaender anschließend verkündete, dass sich die Jury mit der Entscheidung sehr schwer getan und darum zwei gleichwertige Preise statt einem ersten und einem zweiten zu vergeben, wunderte sich eigentlich niemand. Und dann bat sie zunächst um Verständnis für die Kandidaten: "Man darf nie vergessen, was es bedeutet, unter dem Druck eines Wettbewerbs zu stehen." Und unter diesem Druck alles zu geben, wo von vorneherein sicher ist, dass es nur zwei strahlende Preisträger und zwei Enttäuschungen geben wird.

Die beiden Unterlegenen Lisa Wittig und Emma Moore, deren Vorträge das Publikum jedenfalls genauso fasziniert hatten wie die Siegerbeiträge, ließen sich die Enttäuschung nicht anmerken und strahlten um die Wette. Dazu hatten sie auch guten Grund, immerhin hatten sie es in einem harten Wettbewerb auf hohem Niveau bis in die Finalrunde geschafft. Stefan Astakhov und Elena Harsányi dagegen schienen ihr Glück noch nicht ganz fassen zu können. Beide teilen sich nun das Preisgeld von insgesamt 15.000 Euro und bekommen - was für junge Sänger noch wichtiger ist - Konzertengagements. Außerdem werden sie eine Komposition uraufführen, die der Kulturkreis in Auftrag gibt.

(RP)
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