Bayers Volleyballtrainer Zhong Yu Zhou im Interview „Die Mannschaft ist für mich wie eine kleine Familie“

Seit 2010 trainiert Zhong Yu Zhou die Zweitliga-Volleyballerinnen des TSV. Den Sport wollte der 63-jährige Chinese einst allerdings gar nicht ausüben.

 Trainer Zhong Yu Zhou.

Trainer Zhong Yu Zhou.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Herr Zhou, wie haben Sie zum Volleyball gefunden?

Zhong Yu Zhou Ich bin in Peking aufgewachsen. Meine Eltern wohnten in der Stadtmitte. Lange bin ich regelmäßig zur Schule gegangen. Danach, mit 16, war ich schon im Profivolleyball. Das bedeutet: den halben Tag Training.

Haben Sie bereits als Kind angefangen, Volleyball zu spielen?

Zhou In meiner Kindheit habe ich nur Tischtennis, Fußball und Basketball gespielt Schon mit 15 war ich 1,84 Meter groß. In China hat jede Provinz ein Sportkomitee, das auf der Suche nach Talenten ist. Diese Leute kommen an die Schulen und haben Tests gemacht. Ich dachte, es ginge um Basketball.

Das heißt, Sie hätten lieber Basketball gespielt. Hat Sie das nicht unglücklich gemacht?

Zhou Ja, ich war sehr enttäuscht. Aber ich hatte keine Wahl. Weil der Profisport die beste Lösung für die Zukunft war. Wenn ich nicht Profi geworden wäre, hätte ich als junger Mann aufs Land gemusst um Landwirtschaft zu lernen.

Sie kamen dann über die Auswahlmannschaft bis ins Nationalteam.

Zhou Vier Jahre habe ich dort gespielt, mit 21 rief mich der Trainer an. Lohn bekommt man aber weiter von der Provinz, bei der Nationalmannschaft gibt es nur Essen und Ausrüstung. Bei Weltmeisterschaften und dem Welt-Cup haben wir teilgenommen – an Olympischen Spielen leider nie. 1980 boykottierte China die Spiele.

Als Trainer kamen Sie dann nach Deutschland. Wie entstand der Kontakt?

Zhou Zweimal hatte ich mit dem Nationalteam in Deutschland gespielt. 1987 schrieb mir unser damaliger Dolmetscher, er habe einen Job in der Bundesliga für mich.

Fiel Ihnen der Schritt leicht?

Zhou Ich wollte nach Deutschland. Aber mein Vorgesetzter ließ mich nicht. China war noch nicht so offen. Ich sagte dann, ich würde nur ein Jahr Erfahrung sammeln — zurückgegangen bin ich aber nicht. Meine Frau hatte das selbe Problem. Sie durfte mit den Kindern eigentlich nur ein halbes Jahr zu Besuch kommen.

Beim TSV Bayer 04 arbeiteten Sie von 1994 bis 1995, und seit 2006. Was verbinden Sie mit dem Verein?

Zhou Die Mannschaft ist wie eine Familie. Hier müssen die Spielerinnen zur Arbeit oder Schule. Das ist schwer. Ich habe das Gefühl, mich um sie kümmern zu müssen.

Welche Ziele sind für die Spielzeit ausgegeben?

Zhou Die haben sich nie geändert. Ziel eins ist, die bestmögliche Leistung abzurufen. Ziel zwei: von Anfang bis Saisonende einen kompletten Kader zu haben, Krankheiten und Termine möglichst zu vermeiden.

Der Kader hat sich leicht verändert. Ist er stärker geworden?

Zhou Das ist er. Mit der Einstellung bin ich zufrieden. Sarah Wolfschläger kommt jedes Training aus Olpe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort