Ferienkursus im Industriemuseum Kleine Schmiede am 1000 Grad heißen Ofen

Leverkusen · Zeitreise zurück ins vergangene Jahrhundert: Aus dünnen Eisenstäben schmieden Kinder im Industriemuseum Sensenhammer Druckstöcke und fertigen damit später ihre eigenen Kunstwerke an.

 Feuer und Farbe im Sensenhammer: Anne-Katrin Harscher hilft  Malte beim Herstellen eines Schmiedestücks.

Feuer und Farbe im Sensenhammer: Anne-Katrin Harscher hilft  Malte beim Herstellen eines Schmiedestücks.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Ein Mal in die Geschichte des ältesten Industriebetriebs Leverkusens eintauchen und einen Einblick in die Schmiedekunst erlangen, diese Möglichkeit hatten am Dienstag acht Mädchen und Jungen im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer.

Wer die Schmiedehalle mit ihren hohen, teils unverputzten Backsteinwänden betritt, in dem etwas düsteren, schummrigen Licht die großen, schweren Maschinen erblickt und den Ofen in der Reckerei glühen sieht und hört, fühlt sich sofort in die Zeit vor 1987 zurückversetzt. Bis dahin war die ehemalige Sensenfabrik noch in Betrieb. Für die Kinder wurde ein kleiner Teil wieder reaktiviert.

Sie schmieden Druckstöcke aus Eisen, die später als eine Art Stempel dienen. Anschließend fertigen sie mit diesen Stempeln, Farbe und Papier ihre eigenen kleinen Kunstwerke an. Bevor es aber an die Arbeit geht, erhalten die Kinder eine Einweisung. „Der Ofen ist 1000 Grad heiß, da müssen wir aufpassen. Und wir fassen immer nur den Hammer an“, sagt Anne-Katrin Harscher, die im Bereich der Museumspädagogik seit zehn Jahren solche Kurse anbietet. Zudem müssen die Kinder, die in langen Sachen erscheinen sollten, eine Schürze, Handschuhe und eine Schutzbrille tragen. Das sei auch wichtig wegen des Zunders, der beim Schlagen mit dem Hammer auf die heiße Eisenstange entstehen kann. Der sei zwar unangenehm, aber nicht gefährlich, sagt Harscher.

In der Reckerei selbst ist der Bereich um den Ofen, den Harscher bereits etwa 20 Minuten vor Beginn des Kurses angemacht hatte, abgesperrt. Dahinter hält sich die Kursleiterin auf, die die Stäbe mit einer Zange aus dem Ofen holt und vorsichtig auf den Amboss legt. Erst dann darf eines der Kinder vortreten und den heißen Metallstab mit dem Hammer bearbeiten. Die ersten Schläge sind noch zaghaft, mit der Zeit werden sie immer kraftvoller. So wird das Metall nach und nach in die Form gebracht, in der es später als Stempel fungieren kann. Dazu nimmt Harscher die Zange und biegt das glühende Ende des Stabes in die gewünschte Form.

Nach ein paar Durchgängen brauchen alle erstmal eine Pause. „Es macht Spaß“, so das allgemeine Zwischenfazit. Doch wie sind die Kinder eigentlich dazu gekommen, im Industriemuseum den Hammer schwingen zu wollen? „Weil ich sowas noch nie gemacht habe, wollte ich das unbedingt mal ausprobieren“, sagt der elfjährige Malte. Und obwohl er Freude daran hat, weiß er doch nach kurzer Zeit bereits, dass er sich nicht vorstellen kann, diese Tätigkeit Tag für Tag auszuüben. „Es ist anstrengend und heiß so nah an dem Ofen“, sagt er.

Die Pause nutzen die Kinder auch dazu, sich in der Schmiedehalle ganz genau umzuschauen. Dort hängen Ausstellungsstücke an den Wänden, die die Werkzeuge vor und nach den einzelnen Schritten auf dem Weg vom Eisenstab bis hin zum Sensenblatt zeigen.

Eine gute Stunde hat das Schmieden der Druckstöcke gedauert. Harscher erklärt, dass der Ofen, nachdem sie ihn ausgeschaltet hat, noch eine Zeit abkühlen muss. Wie lange genau, hängt immer von der Nutzungsdauer ab. Anschließend wechselt die Gruppe den Arbeitsplatz in die Werkstatt und probiert sich an den Farben aus. Nach gut drei Stunden teils schweißtreibender teils kreativer Arbeit halten die Kinder ihre fertigen Kunstwerke in den Händen und können hinterher stolz sagen: Das haben wir alles selbst gemacht.

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