Erste Schau nach der Corona-Pause Von Balken und Ziegeln in der Villa Römer

Opladen · Ursprünglich sollte im März die neue Sonderschau im Haus der Geschichte eröffnet werden, dann kam Corona. Nun ist die Ausstellung ab Sonntag zu sehen. Auch Führungen für kleine Gruppen sind wieder möglich.

 Die erste Schau nach der Corona-Zwangspause in der Villa Römer mit Angela Zerfaß (vorne), Walter Montkowski und Helga Kruse-Klemusch.

Die erste Schau nach der Corona-Zwangspause in der Villa Römer mit Angela Zerfaß (vorne), Walter Montkowski und Helga Kruse-Klemusch.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Als „Zeitzeugen in Bildern“ beschreibt Angela Zerfaß die alten Gebäude, die – gut gepflegt – für besondere Wohnqualität sorgen und von ihren Besitzern meist liebevoll gehütet werden: Fachwerkhäuser. In der Ausstellung unter der Überschrift „Ziegel und Fachwerk  – Altes Bauhandwerk neu entdeckt“ stehen die meist unter Denkmalschutz stehenden Häuser zusammen mit zwei weiteren Schwerpunkt-Themen im Vordergrund.

Fachwerkhäuser sind noch an vielen Stellen in der Stadt zu finden, etwa in Bergisch Neukirchen, Opladen und Wiesdorf. Wenn die Historikerin die Fachwerkhäuser an sich aber als „erhaltenswerten Schatz“ bezeichnet, dann spricht sie aus eigener Kindheitserfahrung: „Wer in einem Fachwerkhaus lebt, hat immer eine Menge zu erzählen“, erinnert sie sich.

Zum Beispiel musste der Vater den Plattenspieler an einem Balken befestigen, damit die Nadel nicht über die Platte hüpfte, sobald jemand den Raum betrat.

Fachwerkhäuser würden meist gestalterische, kulturelle und volkswirtschaftliche Werte bergen, sagt sie. „Ein 400 Jahre altes Haus schreibt sich auch in die Geschichte seiner Bewohner ein. Fundstücke geben Rätsel auf, Bohrlöcher in Balken zeigen, dass sie einer Zweitverwendung zugutekamen. Tapetenschichten geben Auskunft über die Raumnutzung.“

Helga Kruse-Klemusch widmet sich dem Thema „Bauhandwerk in alter Zeit“. Zur Geschichte des Bauhandwerks erläutert sie: Schon zur Steinzeit erledigten Bauern alle Dinge des täglichen Lebens. Durch besondere Fähigkeiten einzelner bildeten sich im Laufe der Zeit handwerkliche Berufe aus. Weitere Handwerkszweige entwickelten sich durch Spezialisierungen. „Bereits im Mittelalter brachte es das ‚Deutsche Handwerk‘ zu einer weltweiten Monopolstellung.“ Ein Beispiel dafür zeigt die Tafel „Richtfest – Dank und Segen“.

Walter Montkowski, ebenfalls Mitglied der Stadtgeschichtlichen Vereinigung und für die Ausstellung in Kooperation mit dem Industriemuseum Sensenhammer, Kolonie-Museum Leverkusen und dem Heimatverein Hitdorf verantwortlich, konzentriert sich speziell auf das Thema Ziegel als nachhaltigem Baustoff mit Zukunft. Schon in der Antike wurde mit Ziegeln gearbeitet, ist auf den Schautafeln dargestellt. Doch erst die Römer brachten den Ziegelbau nach Europa. Um 1430 betrieb Johann Pieck von Sieberg, Besitzer der Burg Rheindorf, mit dem Vogt von Monheim in Rheindorf zum Beispiel eine „Pannenbäckerei“, die ihre Dachziegel nach Köln verkaufte.

Viele Jahre später wurde das Obergeschoss der Rheindorfer Kirche Sankt Aldegundis mit Hilfe von 184.000 Ziegelsteinen erbaut. Zum Vergleich: für ein kleines Haus brauchte man etwa 150.000 Ziegel.

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