Foto-Arbeiten von Thomas Luettgen Kunst als Naturschutzprojekt

Schlebusch · Der Freudenthaler Sensenhammer zeigt plastische Foto-Arbeiten von Thomas Luettgen.

 Thomas Luettgen hat das Foto mit Rundsichel extra für die Ausstellung im Sensenhammer gemacht.

Thomas Luettgen hat das Foto mit Rundsichel extra für die Ausstellung im Sensenhammer gemacht.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Seit 2005 reiste der Schlebuscher Fotograf Thomas Luettgen regelmäßig nach Namibia. Dort entstanden zunächst ganz besondere Landschaftsaufnahmen, bis ihn die erste bewusste Begegnung mit Plastikmüll zu einer neuen Werkreihe inspirierte, die ihn bis heute nicht mehr los ließ. Wie konnte eine PET-Flasche in Bereiche der Wüste Namib gelangen, die kein Mensch betreten hatte?

Seitdem beschäftigt sich Luettgen mit den Hinterlassenschaften der Wegwerfgesellschaft und hat sich bei Recycling-Firmen für Papier, Plastik oder Metallschrott umgesehen. Für seine aktuelle Kunst-Ausstellung in der Galerie des Industriemuseums Sensenhammer, die am Sonntagvormittag vom neuen Leiter Jürgen Bandsom eröffnet wurde, hat er sich auf Werke zum Thema Metall spezialisiert, weil das natürlich ganz besonders zu diesem Ort passt.

Die ausgestellten Arbeiten vermitteln allerdings nichts von der schweren und schweißtreibenden Arbeit einer stillgelegten Sensenschmiede, die nur noch gelegentlich zu Museumsaktionen in Betrieb genommen wird. Wie bei seinen früheren Landschaftsaufnahmen hat Thomas Luettgen auch bei den neueren Foto-Drucken besonderen Wert auf die Ästhetik gelegt, obwohl er selbst zur Herstellung seiner Werke auf Recyclingmaterial zurückgreift.

In diesem Falle sind es die silbern glänzenden Rückseiten bereits benutzter Offset-Druckplatten aus dem, auf die er seine bearbeiteten Fotoarbeiten druckte. Geradezu edel werten die strahlenden Teile das Material auf, und selbst die Abbildungen verrosteter Eisenteile werden in diesem Zusammenhang aufgewertet. Gefunden hat Thomas Luettgen die Bildmotive in riesigen Recyclinganlagen, wo er sich geradezu erschlagen und sehr klein fühle angesichts der Metall-Mengen, die Lkw im Minutentakt anlieferten.

Und dann verlor er sich in der Betrachtung der zusammengepressten Bündel, in denen er Figuren und Gesichter erkannte. Zum Beispiel das Porträt eines Afrikaners, das Besucher in einem der ausgestellten Bilder entdecken können. Entsprechend hat er sich auch in Papier-Recycling-Betrieben umgesehen, erzählte der Künstler bei der Eröffnung. Es habe ihn berührt, dort in stark verdichteten Papierquadern ganze Leben zu entdecken. Alleine auf einer sichtbaren Oberseite habe er einen Postkartengruß aus der DDR, eine Geburtsurkunde und andere Dokumente entziffern können.

Solche Funde haben ihn nicht mehr losgelassen, ebenso wie die Umweltproblematik einer Überflussgesellschaft. Die thematisiert er behutsam und auf ästhetische Weise in seinen Bildern, denn er hält wenig von plakativen Demonstrationen und erhobenem Zeigefinger. Stattdessen hat er die Serie „Baum für Baum“ begonnen. Von dieser limitierten Edition hängen einige Exemplare in der Sensenhammer-Galerie.

Alle Arbeiten stecken hinter einem Passepartout in Form eines Laubbaums und sind jeweils aus den Materialien gefertigt, die sie thematisieren: Papier, Plastik, Metall und Glas. „Baum für Baum“ heißt die Serie, weil Luettgen verspricht, für jedes verkaufte Exemplar einen Baum zu pflanzen. Somit steht jedes Werk für einen realen Baum.

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