Leverkusen/Leichlingen Facebook-Gruppe kämpft um Diepentalsperre

Leverkusen/Leichlingen · Das Bild der Diepentalsperre zwischen Leichlingen und Leverkusen passt nicht mehr mit Leas Beckers Kindheitserinnerungen zusammen: Statt Wasser und Naherholung gibt es Matsch, tote Fische und Pflanzen. Die 28-Jährige wollte nicht tatenlos zusehen - und fand mit ihrer Facebook-Gruppe in einer Woche 3000 Mitstreiter.

Talsperre Diepental versinkt im Matsch
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Talsperre Diepental versinkt im Matsch

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Mit der überwältigenen Resonanz auf ihre Gruppe "Rettet die Talsperre Diepental" hat Becker nicht gerechnet: "Ich hatte auf Hundert Likes gehofft und alte Freunde aus der Schulzeit angeschrieben", sagt die Mode-Journalistin. Doch innerhalb der ersten 24 Stunden waren es bereits 450 Unterstützer. So wie Lea Becker verbinden viele Leichlinger und Leverkusener schöne Erinnerungen mit der Talsperre und möchten gerne weitere sammeln. Die Kommentare auf Facebook und täglich viele Mails an Becker zeigen, dass das "Interesse generationenübergreifend und auch multi-kulti" vorhanden sei.

"Ich wollte einen Weckruf starten, denn das Thema war in der Politik nicht angekommen", erklärt sie ihre Motivation. Der Wasserspiegel der Talsperre ist seit Anfang Dezember um fast 80 Zentimeter abgesenkt worden, weil die Anlage zur Hochwasserentlastung nicht mehr dem erforderlichen Stand der Technik entspricht. Die Stadt Leichlingen wollte sich bereits im Januar mit der Stadt Leverkusen und dem Wupperverband zusammensetzen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Doch das Treffen wurde auf Juni verschoben.

"Das ist schon viel zu spät. Wir wollen Druck machen, dass der Termin nicht noch weiter verschoben wird und die Talsperre total vermatscht", sagt Becker, die schon Rückmeldungen von Grünen, FDP und Junger Union erhalten hat. Ebenso haben UWG Leichlingen und Opladen Plus das Thema auf dem Tisch. Quer durch die Bank sieht man dringenden Handlungsbedarf.

Beim Suchen und Finden nach einer Lösung scheint vor allem das Geflecht an Zuständigkeiten zwischen den beiden Städten, Verbänden, Bezirksregierung problematisch zu sein. "Wenn wir einen konkreten Ansprechpartner hätten, könnte man auch Aktionen starten wie eine Menschenkette oder einen Sponsorenlauf", sagt Becker. Sie würde gerne mit einem Biologen oder Naturschützer "eine Runde um den See gehen, um über den Zustand und wie es sich weiter entwickeln würde, zu sprechen".

Erst wenn die Hochwasserschutzentlastungsanlage wieder voll funktionstüchtig ist, kann der Stauspiegel wieder angehoben werden. Anfang der Woche sagte ein Sprecher der Bezirksregierung Köln: "Wir befinden uns derzeit in einem Verwaltungsverfahren. Thema ist die Instandsetzung der Talsperre nach den Regeln der Technik." Die Betreiberin wurde angehört. Wie lange das Verfahren dauern werde, vermochte der Sprecher nicht zu sagen. Von einem Fisch- und Muschelsterben habe die Bezirksregierung keine Kenntnis, hieß es.

"Eine Katastrophe für Ökologie und Naherholung", sagt Bernd Schöning, Vertreter der Interessengemeinschaft Diepental. "Sobald es wärmer wird, wird es hier richtig stinken", sagt der 62-Jährige. "Kröten werden von Gänsen und Enten gefressen. Eine ganze Generation von Kaulquappen wird gar nicht erst entstehen", sagt der gebürtige Pattscheider.

(irz)
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