Leverkusen Vodafone-Betrüger schlugen 700 Mal zu

Leverkusen · Der Betrug mit fingierten Handyverträgen, in den neben drei Verdächtigen aus Köln und Bergisch Gladbach auch zwei Leverkusener verwickelt sind und der hauptsächlich von einem (nicht mehr existierenden) Telefonshop am Wiesdorfer Platz aus organisiert worden sein soll, lief offenbar im Jahr 2011 monatelang wie geschmiert. Dr. Dirk Eßer, Sprecher des Landgerichts Köln, nannte gestern jedenfalls auf Anfrage 708 – so viele Fälle sollen vor der 15. Großen Strafkammer zur Verhandlung kommen, ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

Der Betrug mit fingierten Handyverträgen, in den neben drei Verdächtigen aus Köln und Bergisch Gladbach auch zwei Leverkusener verwickelt sind und der hauptsächlich von einem (nicht mehr existierenden) Telefonshop am Wiesdorfer Platz aus organisiert worden sein soll, lief offenbar im Jahr 2011 monatelang wie geschmiert. Dr. Dirk Eßer, Sprecher des Landgerichts Köln, nannte gestern jedenfalls auf Anfrage 708 — so viele Fälle sollen vor der 15. Großen Strafkammer zur Verhandlung kommen, ein Termin steht allerdings noch nicht fest.

Die Beschuldigten sollen mit Hilfe gefälschter Kundendaten Provisionen eingestrichen und sich "nebenbei" auf diese Weise auch teure Endgeräte verschafft haben. "Gewerbsmäßiger Betrug", lautet die Anklage. Laut Eßer sind die Verdächtigen zwischen 30 und 40 Jahre´ alt, ihnen werden zwischen 24 und 595 Fällen zur Last gelegt. Dass gleichwohl alle noch auf freiem Fuß sind, erklärt der Gerichtssprecher so: "In all diesen Fällen besteht zwar ein hinreichender Tatverdacht — die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung ist also höher als ein Freispruch. Um Untersuchungshaft anzuordnen, hätte aber ein dringender Tatverdacht bestehen müssen".

Außerdem entfielen klassische Haftgründe wie Verdunkelungs- oder Fluchtgefahr aus Sicht der Justiz, auch wenn es sich bei den Beschuldigten teilweise nicht um deutsche Staatsbürger handele. Die Tatsache, dass die mutmaßlichen Betrüger auf freiem Fuß sind, ist allerdings auch der Grund dafür, dass der Verhandlungsbeginn noch in den Sternen steht. Denn das Landgericht, sagt Eßer, müsse vorrangig die Fälle mit U-Haft verhandeln, da diese nach sechs Monaten verjährten. "Die anderen müssen wir dann jeweils einschieben." Die Gesamtschadenssumme beläuft sich übrigens nicht, wie ursprünglich von der Polizei geschätzt, auf knapp eine Million, sondern "nur" auf 325 000 Euro — genug, dass mehrjährige Haftstrafen drohen.

Der Einfallsreichtum solcher Betrügerbanden kennt Gerichtssprecher Eßer zufolge keine Grenzen: So habe es eine rumänische Bande auf 1400 Fälle gebracht, in denen Postbank-Konten eröffnet und gleich geplündert worden seien. Die Betrüger hätten dabei die Tatsache ausgenutzt, dass die Karten in den ersten 14 Tagen zwar schon aktiviert aber noch ohne Geheimzahl vergeben gewesen seien. Die Täter seien damit in Baumärkten einkaufen gegangen und dann abgetaucht.

(RP/rl)
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