Langenfeld Erster Jahrgang macht Technik-Abitur

Langenfeld · Das Berufskolleg Hilden nimmt als eine von zehn Schulen in NRW an einem Schulversuch teil.

 Sie peilen jetzt ihr Technik-Abitur an: Von links Büsra Özer, Jannik Mennig und Lucas Runkel.

Sie peilen jetzt ihr Technik-Abitur an: Von links Büsra Özer, Jannik Mennig und Lucas Runkel.

Foto: Stefan Köhlen

Vor drei Jahren sind 36 Jugendliche in den Bildungsgang "Berufliches Gymnasium Technik mit Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften" gestartet. Das Berufskolleg Hilden hat jetzt 29 zum Abitur zugelassen. Sie sind der erste Jahrgang, der das Technik-Abitur macht. Das Kolleg Hilden nimmt als eines von zehn in NRW an diesem Schulversuch teil. Eine erste Bilanz.

Das sagen die Schüler. "Meine Erwartungen wurden erfüllt", sagt Lucas Runkel (18) aus Haan. Er möchte Bauingenieurwesen studieren. "Wir hatten viel Technik im Unterricht, genau mein Ding", erzählt Timo Adam (19): "Ich bin mit dem Bildungsgang superglücklich." Nach dem Abi will der junge Hildener ein Jahr nach Kanada (Work and Travel) - und dann Maschinenbau studieren. Büsra Özer haben die Gruppenarbeit und das selbstständige Lernen gut gefallen. "Und dass wir Einblick in viele Fachrichtungen wie etwa Raumplanung bekommen haben." Die 19-jährige Monheimerin will Verkehrwirtschaftsingenieurwesen studieren. Die Schüler konnten auch einige praktische Erfahrungen sammeln, etwa bei der Konstruktion eines Carports mit Solarzellen auf dem Dach. "Die Pfostenfüße haben wir selbst gebogen und geschweißt", erzählt Jannik Mennig (20): "Ich finde es sehr sinnvoll, so zu lernen." Der junge Hildener möchte Tischler werden. Eine Lehrstelle hat er schon. Jörn Nöller interessiert sich sehr für Elektrotechnik. "Dieser Bereich kam für meinen Geschmack zu wenig vor", merkt der 18-jährige Hildener kritisch an. Er ist ein Mathe-Ass, studiert nebenbei bereits Mathematik an der Uni Düsseldorf. Das sagen die Lehrer. "Wir haben viele sehr gute Schüler im Jahrgang", berichtet Bildungsgangleiter Dr. Andreas Künkler: "Dieser neue Bildungsgang ist ein Spagat zwischen Wissenschaft, Bildung der Schüler und praktischer Umsetzung." 80 Prozent des Unterrichts seien identisch mit dem Stoff klassischer Gymnasien, lediglich 20 Prozent sind Elektrotechnik, Maschinenbau und Bautechnik gewidmet. Mathematik und Ingenieurwissenschaften sind als Leistungskurse Pflicht. "Das ist ein sehr erwachsener Jahrgang", ist seiner Kollegin Anne Will aufgefallen: "Unsere Arbeits- und Herangehensweise entspricht der der Uni. Viele unsere Absolventen wollen studieren. Da werden sie sicher an der Uni Vorteile haben." Künkler und Will haben beide als Ingenieure zuvor in der Industrie gearbeitet.

Das sagt der Schulleiter "Wir leisten echte Pionierarbeit", lobt Peter Schwafferts sein Kollegium: "Wir haben hier ein sehr engagiertes, junges Lehrerteam, das in den vergangenen drei Jahren auch noch Lehrpläne erarbeitet hat." Der Schulversuch sei so erfolgreich, dass er voraussichtlich ab Sommer 2018/19 als Regelausbildung angeboten wird, glaubt Schwafferts. In jedem der fünf NRW-Regierungsbezirke nehmen zwei Kollegs an dem Schulversuch teil. Krefeld ist neben Hilden der nächste Standort. Das Berufliche Gymnasium Technik führt in zwei Jahren zur Fachhochschulreife und in drei Jahren zum Vollabitur. "Damit steht unseren Absolventen jede Hochschule offen", betont Schwafferts, "selbst wenn sie später eine ganz andere berufliche Richtung einschlagen wollen." Was auffällt: Die Absolventen mit Technik-Abitur haben schon sehr konkrete Vorstellungen über ihre berufliche Zukunft. Schwafferts: "Es gibt fast keine Studienabbrecher, die von Kollegs kommen."

(RP)
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