Baubranche Vergleiche kosten Wohnstätte fünf Millionen

Krefeld · Streitigkeiten mit Partnern beim Bau der beiden Großprojekte der Wohnstätte AG in der Innenstadt werden bei der mehrheitlich städtischen Gesellschaft für erhebliche Zusatzkosten sorgen. Das teilt das Unternehmen in einer Fußnote im nun vorliegenden Geschäftsbericht 2018 mit. Es geht um mehr als fünf Millionen Euro.

 Auf dem Grundstück der früheren Werkkunstschule gab es in der Phase der Rohbauarbeiten Probleme mit dem Bauunternehmen. Der Streit kostete die Wohnstätte als Bauherr eine Stange Geld.

Auf dem Grundstück der früheren Werkkunstschule gab es in der Phase der Rohbauarbeiten Probleme mit dem Bauunternehmen. Der Streit kostete die Wohnstätte als Bauherr eine Stange Geld.

Foto: Carola Puvogel

Das Projekt Werkkunstschule ist fertiggestellt. Die Wohnstätte AG als Bauherr ist dort mit ihrem Verwaltungssitz selbst Hauptnutzer. Den Bezug zur Werkkunstschule hat die Immobilie, weil die denkmalgeschütze Fassade der früheren Einrichtung in den Neubau integriert werden musste. Nach einem Streit mit der Rohbaufirma hatte die Baustelle monatelang stillgelegen. Erst ein Mediationsverfahren vor dem Landgericht Krefeld brachte eine gütliche Klärung. Über den Grund der Auseinandersetzung haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart und sich bislang auch daran gehalten.

Die finanziellen Folgen dieses Konflikts offenbart die zu 70 Prozent städtische Wohnstätte AG in ihrem gerade erschienenen Geschäftsbericht. In einer Fußnote zu den Gesamtkosten des Bauwerks an der Ecke neue Linner und Petersstraße in Höhe von 22,67 Millionen Euro informiert Vorstand Thomas Siegert, dass es wegen des Mediationsverfahrens zu Mehrkosten in Höhe von 2,854 Millionen Euro gekommen sei.

Einige Meter weiter auf der anderen Seite wächst die Ostwall-Passage. Das zweite Großprojekt der Wohnstätte AG in der Innenstadt. Dort bedurfte es ebenfalls der Hilfe der Gerichte, um mit dem Bau starten zu können. Einwände gegen die Vergabe der Rohbauaufträge wurden letztlich vom Oberlandesgericht Düsseldorf beschieden. Auch dieser monatelange Stillstand schlug finanziell negativ zu Buche. Eine weitere Fußnote im Geschäftsbericht weist Mehrkosten in Höhe von 2,299 Millionen Euro aus. In der Summe belastet es die Geschäftstätigkeit der Wohnstätte mit Mehrkosten in Höhe von 5,153 Millionen Euro. Die Ostwall-Passage ist mit knapp 20 Millionen Euro Gesamtkosten kalkuliert.

Ungeachtet dieser teuren Episoden liefert die Wohnstätte AG das höchste Jahresergebnis seit Jahren, die höchste Bilanzsumme, das höchste Anlagevermögen und die höchste Eigenkapitalsumme. Die Aktiengesellschaft ist wahrscheinlich der wichtigste Player auf dem Krefelder Wohnungsmarkt. Dem 76-köpfigen Team um Vorstand Thomas Siegert wird von Seiten der Politik durchaus eine noch bedeutendere Rolle für die Stadt- und Quartiersentwicklung zugetraut. Die Stadtteile Gartenstadt, Linn und Oppum seien die besten Beispiele, wie eine Aufwertung von in die Jahre gekommenen Vierteln aussehen sollten.

Zum Stichtag bewirtschaftete die Wohnstätte (neben der Stadt Krefeld halten noch die Sparkasse und die Provinzial Aktien) 8848 Wohnungen und Gewerbeeinheiten – darunter zwei Seniorenheime. Die Wohn- und Nutzfläche summiert sich auf 618.295 Quadratmeter. Der Liegenschaftsbestand umfasst  Grundstücke in einer Gesamtgröße von mehr als einem Quadratkilometer. Exakt sind es 1.376.674 Quadratmeter. Von den unbebauten Arealen in der Größenordnung 155.501 Quadratmeter liegen 142.807 im geplanten Neubaugebiet Fischeln-Südwest.

Seit 1999 hat die Wohnstätte zur Bereinigung der Aktionärsstruktur 925 Aktien für etwa 1,3 Millionen Euro erworben.Für das Aktienpaket, das 6,19 Prozent der Anteile ausmacht, sucht die Wohnstätte beziehungsweise der Stadtrat einen Käufer. Der Erlös soll als Sonderzahlung an die Stadt Krefeld zur Konsolidierung des Kommunalhaushalts  ausgeschüttet werden.

Vom aktuellen Gewinn will die Wohnstätte 5,7 Millionen Euro ausschütten. 70 Prozent davon fließene in den Stadtsäckel.

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