Finanzposse Stadt soll Wohnstätte Grundstücke für Fischeln Südwest abkaufen

Krefeld · Eigentlich soll die Wohnstätte AG 2020 mit Sonderausschüttungen die Stadtkasse aufbessern. Das gelingt nicht wie geplant. Jetzt soll die Kommune die AG finanziell stark machen, damit es doch noch klappt.

 Fischeln Südwest soll in Teilen im Bauhaus-Stil bebaut werden.

Fischeln Südwest soll in Teilen im Bauhaus-Stil bebaut werden.

Foto: Wohnstätte Architekturbüro Kohl Berlin

Es war alles so schön geplant: 2020, im Jahr der Kommunalwahlen, wollte die Stadt nach langer Zeit der Finanznot den Durchbruch zu gesundem Wirtschaften erzielen. Wichtige Bausteine auf dem Weg dazu, die Einnahmen und Ausgaben wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sollten Sonderzahlungen der mehrheitlich städtischen Wohnstätte AG sein. Aus dem Verkauf von Aktien und Grundstücken im Neubaugebiet Fischeln Südwest sollten Millionen in den Stadtsäckel fließen. Das klappt jetzt nicht wie vorgesehen. Das geht aus einem vertraulichen Protokoll der Aufsichtsratssitzung der Wohnstätte AG hervor, das unserer Redaktion vorliegt.

Der Plan B liegt schon auf dem Tisch. Die Stadt soll aus ihrem Ankaufetat für Immobilien besagte Grundstücke in Fischeln Südwest von der Wohnstätte kaufen. Dann hätte die Aktiengesellschaft den Betrag, um ihn als Sonderausschüttung wieder an die Stadt zu überweisen. Eine verwegene Idee, heißt es aus den Reihen der Rathauspolitiker.

Zum Hintergrund: Der Bebauungsplan für den ersten Bauabschnitt in Fischeln Südwest werde frühestens im zweiten Halbjahr rechtskräftig. Der Verkauf der Grundstücke könne somit frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 beginnen. Gewinne könnten also nicht vor 2021 realisiert werden, heißt es im Protokoll des Aufsichtsrats. Darüber hinaus sei davon auszugehen, dass die zu erzielenden Gewinne wegen der hohen Erschließungskosten deutlich niedriger ausfielen als vor drei Jahren kalkuliert. Die Wohnstätte geht von 2,5 Millionen Euro aus, von denen sie knapp 1,8 Millionen Euro an die Stadt ausschütten würde. Geplant war aber eine Einmalzahlung an die Kommune in Höhe von 4,5 Millionen Euro in 2020. Potenzielle Gewinne aus dem zweiten und dritten Bauabschnitt seien aktuell nicht planbar, heißt es. „die Wohnstätte AG wird aus den vorgenannten Gründen die geplanten Sonderausschüttungen nicht in der gewünschten Höhe tätigen können. Aus diesem Grund schlägt die Geschäftsleitung vor, die Grundstücke Fischeln-Südwest komplett an die Stadt Krefeld zu veräußern“, heißt es weiter.

Für die 142.807 Quadratmeter kalkuliert die Wohnstätte mit einem durchschnittlichen Kaufpreis von 70 Euro pro Quadratmeter. In der Summe macht das knapp zehn Millionen Euro, die die Stadt zahlen müsste. Um sicher zu gehen, dass die angegebenen Kaufpreise marktgerecht seien, solle aus Sicht der Wohnstätte ein Verkehrswertgutachten eingeholt werden.

Wohnstätte Vorstand Thomas Siegert benennt in dem Protokoll auch die finanziellen Risiken, die durch einen Kauf auf die Stadt zukämen. Da nicht absehbar sei, wann die notwendige Umgehungsstraße gebaut werden könne, sei nicht zu kalkulieren, wann die Bebauungspläne für die weiteren Bauabschnitte realisiert werden. Der zeitliche Verzug dürfte zu Preissteigerungen bei den Erschließungsvorhaben führen. Ferner müsse die Kommune den Grundstückskauf vorfinanzieren. Außerdem trüge sie das alleinige Vermarktungsrisiko.

Gestern teilte die Stadt mit, dass der Bebauungsplan (Nummer 652/I Fischeln Südwest) für den ersten Abschnitt mit rund 160 Wohnungen und einer Kindertagesstätte in der Zeit vom 25. Januar bis 25. Februar zur Einsicht im Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung in Uerdingen an der Parkstraße 10 (Raum 321) ausliegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort