Klimawandel in Krefeld Der Grundwasser-Schatz ist in Gefahr

Krefeld · In Krefeld wird mehr Grundwasser gefördert als neues entsteht. Fehlender Niederschlag und lang anhaltende Hitzeperioden verschärfen die Problematik. Die Stadt muss handeln.

 Noch wird Grundwasser abgepumpt und in die Niepkuhlen geleitet.

Noch wird Grundwasser abgepumpt und in die Niepkuhlen geleitet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wasser ist überlebenswichtig. Es war bislang in Krefeld und am Niederrhein im Überfluss vorhanden. Klimawandel, lange Trockenheitsperioden und zunehmende Starkregenereignisse, die zu oberflächigem Abfluss führen, sind jedoch geeignet, die Bildung neuen Grundwassers zu behindern. Auf Dauer gerät das Gleichgewicht aus dem Lot. Schon heute sind in Krefeld Grenzen erreicht. Und gleichzeitig werden immer größere Grundwasserentnahmen genehmigt. „Das muss unbedingt ein Ende haben“, erklärte Angelika Horster vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Krefeld.

Die Entnahmerechte für die Stadtwerke Krefeld (SWK), die Industrie, die Landwirtschaft und den Gartenbau beliefen sich auf enorme 37 Milliarden Liter jährlich. Der größte Teil entfalle mit 19,5 Millionen Kubikmeter auf die SWK, hauptsächlich für die Trinkwassergewinnung. Der Bedarf der Industrie ist fast genau so groß. Derzeit seien Entnahmerechte für 16,5 Millionen Kubikmeter vergeben. „Mit jeder Produktionsausweitung und Neuanlage steigt in der Regel der Bedarf“, sagt die Krefelder Expertin. Aktuell laufe ein Verfahren des Stärkeproduzenten Cargill, der eigene Brunnen auf dem früheren Kasernengelände der Flusspioniere der Bundeswehr im Rheinhafen betreibe.

Landwirtschaft und Gartenbau fielen mit Rechten zur Grundwasserentnahme im Umfang von knapp 500.000 Kubikmetern weniger ins Gewicht. Außen vor in der Statistik seien die zahlreichen Brunnen in privaten Gärten von Ein- und Zweifamilienhäusern, informierte Angelika Horster. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, sagte sie. Zeitgleich wendete sie sich mit Schreiben an Ursula  Heinen-Esser, Landesministerin für Umwelt-, Landwirtschaft-, Natur- und Verbraucherschutz, sowie Oberbürgermeister Frank Meyer und die Vorsitzenden der Ratsfraktionen.

„Angesichts Klimawandel, Trockenheit, Wassermangel, immer mehr Baumschäden und vor dem Hintergrund zahlreicher Versiegelungsvorhaben in der Stadt sind unseres Erachtens weitgehende Schritte zum Schutz des lokalen Grundwassers notwendig“, betonte die BUND-Sprecherin der Ortsgruppe Krefeld.

Sie fordere daher die Stadt Krefeld auf, keine weiteren Entnahmerechte auszusprechen und auch beim teuren Gut Trinkwasser einzusparen. Ferner dürfe die Kommune keine weiteren Versiegelungen vor allem in den Wassergewinnungsgebieten Forstwald, Gellep-Stratum, Hüls, Oppum, Linn und Fischeln zuzulassen. Stattdessen bedürfe es der Aufforstung dieser Gebiete, denn Bäume speicherten nicht nur Kohlendioxid (CO2), sondern auch Wasser, und sorgen in Hitzeperioden für Verdunstungskühle.

Es sei an der Zeit, das Wasserversorgungskonzept der Stadt Krefeld zu überarbeiten und öffentlich zu diskutieren, um ein Bewusstsein zu schaffen, erklärte Angelika Horster. Bisher liege der Öffentlichkeit nur ein Entwurf vor. „Wir bitten um Mitteilung, wie Sie ansonsten unsere Lebensgrundlage Wasser zu schützen beabsichtigen. Die bisherigen Maßnahmen reichen offensichtlich nicht“, macht die Expertin ihre Erwartung klar.

Doch nicht nur die Bewilligungen zur Entnahme von Grundwasser seien kritisch zu sehen. Ebenso führe der Verlust von Bäumen und Wald dazu, dass Wasser nicht gespeichert werde. „Um die Wasserversorgung der Stadt Krefeld und insbesondere der Bevölkerung Krefelds sicherzustellen, aber auch um den Klimawandel zu begegnen, sind weitere Entnahmerechte und Versiegelungen zu stoppen“, spricht Angelika Horster Klartext.

Der Ministerin schreibt sie ins Stammbuch, endlich mit der Ausweisung von Wasserschutzgebieten in Krefeld voranzukommen.

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