Haus Lange Haus Esters Wie neu: Krefelds Weltjuwel der Architektur
Krefeld · Sanierung und Restaurierung von Haus Lange/ Haus Esters sind vollendet. Am Sonntag, 17. März, werden sie wieder eröffnet.
Krefeld hat zwei Weltberühmtheiten: den Goldhelm des Merowingerfürsten Arpvas und die Doppelvilla Lange und Esters. Die beiden Häuser haben mehr noch als das Kaiser-Wilhelm-Museum internationale Ausstrahlung, findet doch jeder, der sich für den Architekten Mies van der Rohe interessiert, die Spur nach Krefeld. Jetzt wurde die Sanierung und Restaurierung beider Gebäude abgeschlossen, am Sonntag, 17. März, sind sie im Rahmen einer Ausstellung wieder der Öffentlichkeit zugänglich.
Bei flüchtigem Blick haben sich die Gebäude nicht groß verändert, bei genauem Hinsehen zeigt sich: Alle Linien, Farben, Flächen sind klarer, leuchtender, stimmiger. „Das Gebäude ist präziser lesbar“, sagt der federführende Architekt Marcus Wrede, „die Strukturen treten deutlicher hervor.“ Natürlich gilt auch: Das Gebäude ist jetzt zukunftsfest. Kostenpunkt insgesamt: 1,2 Millionen Euro, wobei rund 700.000 Euro aus Bundesmitteln kommen.
Die denkmalschützerisch und handwerklich größte Herausforderung war die Sanierung der wundervollen Parkettböden, die in ihren spektakulärsten Partien mit Nussbaumfurnier belegt sind. Heute bieten sie dunkel, klar und frisch einen zauberhaften Anblick. „Wir konnten die Böden nicht mehr abschleifen“, berichtet Christian Kappes vom Krefelder Gebäudemanagement, der das Projekt für die Stadt betreut hat. Das Nussbaumfurnier, das auf einem Holzträger aufgebracht ist, ist teils nur noch ein bis zwei Millimeter dick. Ein erneutes Abschleifen des alten, schadhaften und rissigen Lacks hätte das Furnier zerstört. So hat man sich für ein Abbeizverfahren entschieden, berichtet Kappes. „Abschnitt für Abschnitt wurde der Boden chemisch gebeizt, mit Folie bedeckt; die Beize hat über Nacht eingewirkt; am nächsten Tag wurde der aufgeweichte Lack vorsichtig mit einem Spachtel abgetragen. Hat sich ein Stück Furnier gelöst, wurde es per Leiminjektion wieder in den Boden eingearbeitet.“
Danach wurde das Parkett mit Hartöl gestrichen und gewachst. „Das war auch der ursprüngliche Zustand des Bodens“, erläutert Eva-Maria Eifert von der Krefelder Denkmalbehörde sichtlich zufrieden.
Das Ergebnis ist nicht nur schön, sondern extrem praktisch, weil so stabil, dass die Böden künftig wieder genutzt werden können. Am Beginn der Sanierung war durchaus diskutiert worden, ob man nicht künftig die Böden mit Teppichen schützen müsste. Doch: „Das Hartöl ist heute viel besser als früher“, sagt Architekt Wrede, „wir haben fast keinen Abrieb mehr.“ Für den Besucher heißt das: Er kann die Räume so sehen und auf sich wirken lassen, wie es Architekt Mies van der Rohe geplant hat. Das Ergebnis hat Suchtpozenzial: Das dunkle Nussbaumparkett präsentiert sich in erlesener Schönheit. Man scheut sich fast, einfach so drüberzuspazieren. In Haus Lange sind zudem die früher dort vorgesehenen Möbel im gleichen Nussbaummuster wie der Boden eingebaut worden.
Auch der Garten ist behutsam aufgearbeitet worden. Es gibt viele Indizien, dass Mies den Garten als integralen Bestandteil des ganzen Entwurfs gesehen hat, erläutert Dezernent Thomas Visser, der für die Grünflächen zuständig war. „Es gibt Pläne mit der Wegführung“, sagt er, „für Mies gingen Innen- und Außenraum ineinander über; auch die großen Fensterflächen zeigen, dass er den Blick nach außen lenken wollte und Innen- und Außenraum als Gesamtstruktur verstanden hat. Zwei Kastanien in Höhe von Haus Esters gehören zudem noch zum Originalbestand aus der Zeit Mies van der Rohe.
So wurden die Wege saniert, mit Metallkanten gefasst (vor allem: in ihrem Verlauf sichtbar gemacht), Rasen erneuert, Pflanzflächen aufgefrischt, Allein die Gartenarbeiten haben rund 110.000 Euro gekostet. Mit Blick auf den Entwurf: zwingend notwendig angelegtes Geld.
Zu den skurrilen Entdeckungen am Rande gehören Vorrichtungen zur Anbringung eines Geländers auf dem Vordach von Haus Esters. „Es gibt keinen Zugang zu dem Vordach. Wir haben keine eindeutige Erklärung, warum es diese Vorrichtungen gibt. Vielleicht war ein Geländer geplant, und es wurde zu teuer, vielleicht wurde der Plan aus optischen Gründen fallengelassen“, erläutert Architekt Wrede.