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Theater Krefeld Die unbekannte wilde Welt Mozarts

Krefeld · Fast nie gespielte Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart hat Opernregisseur Francois de Carpentries ausgegraben für „Welttheater Mozart“ und zu einem barock-modernen Singspiel kombiniert.

 Die Götter sind auf der Erde gelandet: (v.l.) Fortuna (Boshana Milkov), Spirito (Guillem Batllori) und Bellezza (Maya Blaustein).

Die Götter sind auf der Erde gelandet: (v.l.) Fortuna (Boshana Milkov), Spirito (Guillem Batllori) und Bellezza (Maya Blaustein).

Foto: Matthias Stutte

Macht mal Mozart, wie ihn keiner kennt. Zur Verfügung stehen zwei junge Sängerinnen, zwei Sänger, ein elfköpfiges  Orchester - und es gelten die Coronabedingungen: Es war ein Auftrag, wie Francois De Carpentries ihn liebt. Gemeinsam mit der Kostümbildnerin Karine Van Hercke begab der französische Regisseur sich tief in die unbekannten Bereiche des Mozartschen Kosmos, um aus fast nie gespieltem Material das „Welttheater Mozart“ zu bauen, das am Donnerstag, 11. November, Krefeld-Premiere  im Theater hat.

Es war eine Herausforderung. „Man kennt alle großen Kompositionen von Mozart, aber er hat auch zahlreiche Trinklieder und Kanons geschrieben sowie Ersatzarien“, erzählt De Carpentries. Es sei durchaus vorgekommen, dass die Gesangstars jener Zeit sich in den Opern nicht glanzvoll genug in Szene gesetzt fühlten und dann befreundete Komponisten um solche Einlage- oder Ersatzarien baten. Mozart hat für Solisten, aber auch für Zweier- und Dreierensembles solche Freundschaftsdienste geleistet. „Aber es war schwierig, die Partituren zu finden“, sagt Mozartkenner De Carpentries. Er hat die Archive durchforstet. Oft seien nur Generalbass und Gesangsnoten überliefert. „Das wurde dann von anderen Komponisten im Geiste Mozarts arrangiert.“

Diese Aufgabe hat für „Welttheater Mozart“ der Pianist und Dirigent Avishay  Shalom übernommen. „Ich habe sehr viele Mozart-Partituren angeguckt, um zu sehen, wie er das macht. Beim Kanon gibt es zum Beispiel nur Singstimmen, da musste ich komplett orchestrieren. Es war spannend, zu diskutieren, was die Lieder bedeuten.“ Das war nicht immer klar, manchmal benutzte Mozart die Geheimsprache, die er mit Ehefrau Constanze teilte. Manche Arien sind in österreichischem Dialekt, in schlechtem Italienisch oder in Nonsenssprache. Die Trinklieder sind wild und deftig, dafür war Mozart bekannt. Manchmal auch poetisch. Immer werde man Mozart erkennen, aber oft mit neuen Facetten. „Die großen Kompositionen von Mozart waren Auftragsarbeiten. Damit hat er seinen Unterhalt verdient. Deshalb war er nicht frei“, meint der Regisseur. In den kleineren Kompositionen musste Mozart keinem Herren gefallen. Aber oft spüre man bereits die Zauberflöte, den Figaro oder Idomeneo.

De Carpentries bindet Mozart ein in eine Welt, die einerseits barock sein soll („Diese Zeit hat sein Werk beeinflusst“), andererseits modern. Er erzählt von den Gottheiten Bellezza (Schönheit), Fortuna (Glück), Amor (Liebe) und Spirito (Wissenschaft), die per Wolke auf die Erde kommen, um die Menschen nach einer Pandemie zu retten. Weil sie niemanden antreffen, beschäftigen sie sich miteinander. Sie streiten, turteln, leben ihre Eitelkeiten aus. Es ist das ewige Spiel: Fortuna liebt Spirito, der aber will Bellezza verführen und weiß nicht wie, deshalb soll Amor ihm helfen. Beim Stil beruft De Carpentries sich auf Emanuel Schikaneder, der das Libretto zur „Zauberflöte“ geschrieben hat.

Karine Van Hercke hat dazu bunte, barocke Kostüme entworfen, die das farbige, lebendige Spiel betonen sollen. „Wir erzählen das Stück im Barockstil, aber mit einer modernen Haltung“, betont der Regisseur.

Es ist keine Oper, sondern ein 90-minütges Singspiel für das Opernstudio. Maya Blaustein, Boshana Milkov, Robin Grundwald und Guillem Batllori bilden das göttliche Quartett.

(ped)
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