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Literaturpreisträger in Krefeld Ein Autor erinnert an die Anti-Atomkraft-Bewegung der 70er

Krefeld · Christoph Peters war 1999 zum ersten Mal Gast des Anderen Buchladens. Nun hat er im Theater aus seinem „Dorfroman“ von 2020 gelesen. Zu Krefeld hat er eine besondere Beziehung.

 Christoph Peters war mit seinem Dorfroman in Krefeld.

Christoph Peters war mit seinem Dorfroman in Krefeld.

Foto: Peter von Felbert

Man darf vermuten, dass nicht nur Moderator Wolfgang Behl, sondern auch viele andere Zuhörer bei der einen oder anderen Lesung von Christoph Peters dabei waren. Er war schon 2004, 2009 und 2015 hier. Und 1999, als der den Niederrheinischen Literaturpreis erhielt.

Peters hat am Tag vor der Lesung im Theater seinen 55. Geburtstag gefeiert – bei seiner Familie in Kalkar. Der Niederrhein war Thema seines ersten Romans „Stadt Land Fluss“, und um die dörfliche Gemeinschaft geht es auch in seinem jüngsten Roman. Hier kommt allerdings ein wichtiger Aspekt hinzu: „Irgendwann muss ich mit diesem Atomkraftwerk noch etwas machen“, hatte Peters sich gedacht. Denn im Ort seiner Geburt, Kindheit und Jugend sollte der Schnelle Brüter Kalkar gebaut werden und in Betrieb gehen. Gebaut wurde er, ging aber nie ans Netz und verwandelte sich in das „Kernwasserwunderland“. Peters erzählt im Roman persönlich und soziologisch über die Verwerfungen der 70er Jahre – „Aus ‚Stadt Land Fluss’ habe ich das alles rausretouschiert“, sagt er.

Er las drei Passagen aus „Dorfroman“, die die verschiedenen Blickwinkel des Ich-Erzählers zeigen: den Jungen zwischen sechs und acht Jahren, den 15-Jährigen, der sich politisch von seinen Eltern emanzipiert ,und den Erwachsenen, der nach vielen Jahren in seine Heimat zurückreist. Im Roman heisst der Ort Hülkendonk. Vorbild ist „Hönnepel“, jetzt Ortsteil von Kalkar, das Dorf, in dem Peters zur Welt kam. 

Die drei Perspektiven des Erzählers sind nicht klar getrennt, der Erzähler erinnert sich hieran und daran, geht vor und zurück und blättert eine inzwischen vergangene Welt auf. Der Strukturwandel hat erhebliche Folgen für das Land, und natürlich haben die Planung von Atomkraftwerken und die Gegenbewegung ihre Spuren hinterlassen. 

„Der Junge ist namenlos“, sagt Peters, „das war Absicht. Ich habe die Figur, die mir in manchen Teilen ähnlich ist, etwas älter als mich gemacht. Damit der Jugendliche an den Demonstrationen teilnehmen kann.“  Das Politische, die Anti-Atomkraft-Bewegung schleichen sich langsam in den Roman hinein. In den Schilderungen,  die diese niederrheinische Welt von damals und von heute vor dem inneren Auge entstehen lassen, steckt viel Zuneigung, viel Verständnis, viel genaues Beobachten. Gelegentlich gibt er den Figuren eine besondere Stimme – humorvoll gelesen und geschrieben. 

Bei seiner Recherche ist Peters deutlich geworden, dass schon vor 50 Jahren der Umgang des Menschen mit der Natur angeprangert wurde: „In meinen alten Büchern stand das alles schon drin: Rettet die Vögel, rettet den Wald.“ Nach der Lesung entspann sich eine rege Unterhaltung zu Fragen wie Heimat und Ferne, zu Mentalitäten im Vergleich, zu Kultureller Aneignung und zu Dialekten, zur Sozialisation am katholischen Niederrhein oder im historischen Materialismus. Unter den Zuhörern auch ein paar, die wie Peters das Collegium Augustinianum Gaesdonck besucht haben. Und viele Niederrheiner, die sich in Zugehörigkeit und Heimatgefühl und politischem Widerstand gerne wiedergefunden haben. Es war ein schöner Abend.

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