Historische Mühle Geismühle bangt um „guten Mahlwind“

Krefeld · Die Mühlenfreunde bangen um Wind für die Geismühle. Auch in den neuen Plänen von Straßen NRW für den Ausbau der A 57 sind 7,50 Meter hohe Lärmschutzwände vorgesehen.

  Die Geismühle ist eine bekannte Landmarke, nach der auch die Autobahnraststätte benannt ist.

Die Geismühle ist eine bekannte Landmarke, nach der auch die Autobahnraststätte benannt ist.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Ob die Geismühle künftig genügend Ostwind zum Betrieb des Mahlwerks haben wird, bleibt ungewiss. Straßen NRW hält auch in den überarbeiteten Plänen für den Ausbau des Autobahn-Rastplatzes und der A 57 an 7,50 Meter hohen Lärmschutzwänden im Bereich Oppum fest, in deren Windschatten die Mühle dann liegen würden. „Denkmal- und Lärmschutz sind beides hohe Güter; in der Abwägung ist unserer Auffassung nach aber der Lärmschutz wichtiger“, sagte der zuständige Projektleiter Athanasios Mpasios auf Anfrage unserer Redaktion. Straßen NRW werde die überarbeiteten Unterlagen demnächst beim Regierungspräsidenten Düsseldorf als zuständiger Planfeststellungsbehörde einreichen, so Mpasios weiter. Die Überarbeitung war nötig geworden, weil die im ersten Planentwurf vorgesehene Verlegung von Versorgungsleitungen über das Gelände des Rastplatzes als sicherheitsrelevant eingestuft wurde. Nun verlaufen die Leitungen um den Rastplatz herum.

Der Krefelder Mühlenverein hatte zuletzt 2016 protestiert. Gefordert wurden niedrigere Lärmschutzwände, damit Ostwind weiter die Mühlenflügel antreiben könnte. Ostwind, so erläutert der Vorsitzende des Mühlenvereins, Hans Winter, auf Anfrage, sei der „gute Mahlwind“; er blase beständig, während der Westwind böig und damit keine zuverlässige Kraftquelle sei. Die geplanten Lärmschutzmaßnahmen umfassen die Errichtung neuer Lärmschutzwände von bis zu 7,5 Metern Höhe im Bereich von Oppum und bis zu neun Metern Höhe im Gebiet Meerbusch-Bösinghoven. Den Mühlenfreunden wäre eine Höhe von 4,50 Meter am liebsten gewesen, um die volle Breitseite des Ostwindes zu erhalten - doch da stand der Lärmschutz vor.

Dennoch hofft Winter, dass der Ostwind für die Mühle nicht entfällt. „Nach den Plänen müssen für den Ausbau des Rastplatzes zwischen Mühle und Autobahn Bäume fallen, so dass wir nach Ausbau vielleicht sogar mehr Ostwind haben könnten als früher“, so Winters, „das muss man fairerweise sagen.“ Ob die Hoffnung aufgeht, wird die Zukunft zeigen.

Auch der Westwind bleibt wichtig für den Mühlenbetrieb — und westlich der Mühle sind es vor allem hohe Bäume, die den Wind abhalten. „Wir führen Gespräche mit der Stadt, ob man die Bäume stutzen kann“, berichtet Winter. Auch dieser Wunsch steht schon geraume Zeit im Raum.

Auch eine zweite Hoffnung wird sich wohl endgültig zerschlagen. In den neuen Plänen ist weiterhin kein Zugang vom Rastplatz zur Mühle vorgesehen. Der Verein hatte immer betont, dass pro Jahr viele Besucher der Mühle vom Autobahnrastplatz aus das Denkmal besichtigt hätten — dieser Strom wird wohl versiegen. „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf die Zuwegung“, heißt es dazu. Der Ruf nach einer Fußgängerbrücke oder gar nach einem Tunnel blieb ungehört — beides ist zu teuer. Winter hat Verständnis dafür, dass die Zuwegung vom Rastplatz aus künftig kaum zu machen ist. „Auf der westlichen Seite wird es ja nur die Tankstelle und wenige Stellplätze geben; keine Raststätte mehr, und die Tankstelle ist rund 100 Meter von der Mühle entfernt.“ Die östliche Seite wird über eine Brücke ausschließlich für Kraftfahrzeuge erreichbar sein.

Einziges Trostpflaster: Die Mühle wird auch künftig von der Autobahn aus zu sehen sein: Die Lärmschutzwände in Höhe der Mühle sollen im oberen Teil aus Glaselementen bestehen. Winter ist optimistisch genug, dass die Mühle auch in Zukunft nicht nur ein ruhendes Denkmal, sondern echte Mühle bleibt, die Korn mahlt und Mehl nach alter Väter Sitte erzeugt. „Wir werden“, sagt er, „die Mühle am Leben erhalten.“ Und was die Besucher angeht, arbeiten die Mühlen-Freunde an neuen Konzepten. So sollen etwa mit dem ADFC Radtouren mit der Mühle als Station erarbeitet werden.

Die gute Nachricht an der ganzen Geschichte ist: Der Ausbau der A 57 rückt mit den Planungsfortschritten von Straßen NRW näher. Neben den überarbeiteten Plänen für den Ausbau des Rastplatzes sind auch die Pläne für der zentralen Abschnitt zwischen Oppum und Gartenstadt fertig zum Einreichen bei der Bezirksregierung. Zum ersten Abschnitt zwischen dem Kreuz Meerbusch und Oppum gibt es bereits einen Planfeststellungsbeschluss. „Wir können anfangen zu bauen und warten auf Geld vom Bund“, sagt dazu Projektleiter Mpasios von Straßen NRW. Der Ausbau der A 57 - mit Flüsterasphalt, Lärmschutz und Dreispurigkeit bleibt für Bewohner wie die rheinische Wirtschaft ein eminent wichtiges Projekt

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