Situation in Krefeld Langsam Normalität im Krankenhaus

Krefeld · Die Kliniken nehmen wieder den Normalbetrieb auf. Elektive Operationen werden wieder ausgeführt, wenn auch mit Einschränkungen. Viele Patienten schoben den Gang ins Krankenhaus wohl aus Angst zu lange auf.

 „Vier Wochen mit einer schmerzenden Hüfte zu leben, ist noch zumutbar. Bei mehreren Monaten wird es problematisch“, sagt Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer GmbH.

„Vier Wochen mit einer schmerzenden Hüfte zu leben, ist noch zumutbar. Bei mehreren Monaten wird es problematisch“, sagt Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer GmbH.

Foto: Sven Schalljo

Als vor rund acht Wochen die Corona-Pandemie nach Deutschland kam, wurden die Krankenhäuser angewiesen, Kapazitäten freizuräumen und beispielsweise sogenannte elektive Operationen, also solche, die nicht unmittelbar ausgeführt werden müssen, zu verschieben. Die nun immer mehr greifenden Lockerungen betreffen auch diesen Bereich. „Tatsächlich ist es auch wichtig, dass wir nun wieder in die Behandlung einsteigen. Denn auch wenn die Operationen nicht unmittelbar ausgeführt werden müssen, so sind sie doch wichtig. Vier Wochen mit einer schmerzenden Hüfte zu leben, ist noch zumutbar. Bei mehreren Monaten wird es problematisch“, sagt Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer GmbH.

Entsprechend vergibt das Krankenhaus nun wieder Termine auch für diese Art von Operationen. Allerdings gelten hier weiterhin Sicherheitsmaßnahmen. „Die Besuchsregelung ist weiter sehr strikt, auch wenn sich das täglich ändern kann. Gerade zum Wochenende kommen hier regelmäßig neue Anweisungen. Oft auch sehr kurzfristig. Auch gibt es ein strenges Screening aller Patienten auf SARS Cov2“, erläutert Wilke.

Im klinischen Alltag gelten außerdem höchste Sicherheitsstandards. „Wir behandeln jeden Patienten, der nicht nachweislich Corona-negativ ist, wie einen Infizierten. So gibt es zum Beispiel einen eigenen Operationssaal für diese Fälle. Hier gelten nochmals besondere Hygieneregeln. Beispielsweise werden keine Schritte parallel ausgeführt. In- und Extubieren tut allein der Anästhesist. Alle anderen Personen verlassen den Raum“, gibt der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Hans-Jürgen von Giesen Einblick in die tägliche Praxis.

In diesem Operationssaal können darum nur etwa halb so viele Operationen vorgenommen werden, wie im gleichen Zeitraum in den drei anderen Sälen. Das verringert die Leistungsfähigkeit der Klinik. Dennoch appellieren alle Verantwortliche an Patienten, den Gang ins Krankenhaus nicht zu scheuen. „Wir stellen fest, dass der Allgemeinzustand der Patienten, die aktuell zu uns kommen, wesentlich schlechter ist, als normal. Viele Menschen haben offensichtlich Angst, sich im Krankenhaus zu infizieren und kommen darum erst viel später. Tatsächlich ist das Infektionsrisiko aber äußerst gering. Der Schaden, der durch spätere Hilfeleistung entsteht, ist oft ungleich größer“, warnt Wilke.

Eine komplette Rückkehr zum Normalbetrieb erwarten die Klinikvertreter erst langfristig. „Wir rechnen mindestens für den Rest des Jahres mit Einschränkungen. Wirklich enden wird es wohl erst mit einer Impfung oder einem wirksamen Medikament“, lautet die Einschätzung des Geschäftsführers. Dennoch bestehe weiterhin kein Grund zur Sorge. „Sobald ein Patient zu uns kommt kann er sicher sein, das die Behandlung in der erwartbaren Qualität verläuft. Kein Patient muss Bedenken haben“, sagt Wilke.

Ein Schlüssel zu weiteren Lockerungen seien auch gute Abläufe in den Kliniken. „Gut durchdachte Konzepte sowie die hohe Motivation des pflegerischen und medizinischen Personals mit der Bereitschaft, in wechselnden Teams zu arbeiten, sehe ich als Schlüssel zum Erfolg der Lockerungen an“, ist Udo Gretenkord, der Pflegedirektor der Alexianer GmbH, überzeugt.

Auch die Zahl der Patienten, die positiv getestet sind, ist rückläufig. „Aktuell haben wir drei Patienten mit einer Covid-19-Infektion auf Station. Alle 75 Patienten, die in der vergangenen Woche als Notfälle auf der Screening-Station lagen, waren im Endeffekt negativ“, sagt von Giesen.

Übrigens zeigen die Maßnahmen nach Aussage der Experten auch Kollateralnutzen. „Sie wirken ja nicht nur gegen Corona. So ist zum Beispiel die saisonale Grippe kurz nach Einführung der Maßnahmen vollständig zum Erliegen gekommen. Es gibt dieses Jahr viel weniger Todesfälle“, sagt der Chefarzt. Der Schritt zurück in die Normalität erfolgt auch deshalb sehr vorsichtig.

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