Restaurants und Bistros in Krefeld Der Lieferservice boomt in der Krise

Krefeld · Zahlreiche Restaurants in Krefeld haben ihr Angebot umgestellt und hoffen dadurch, überleben zu können.

 Nix mehr los im Restaurant: Das „Piazza Sorrento“ am Behnischhaus hat geschlossen und auf Lieferservice umgestellt. Rund 200 Bestellungen können ab 17 Uhr ausgeliefert werden.

Nix mehr los im Restaurant: Das „Piazza Sorrento“ am Behnischhaus hat geschlossen und auf Lieferservice umgestellt. Rund 200 Bestellungen können ab 17 Uhr ausgeliefert werden.

Foto: Carola Puvogel

Liefer- und Abholservices schießen wie Pilze aus dem Boden. Viele Krefelder Restaurantbesitzer sehen hier eine der letzten Möglichkeiten, noch ein wenig Geld zu verdienen, nachdem sie ihre Gasträume schließen mussten. Nicht nur mit Werbung in den sozialen Medien buhlen sie um die Gunst ihrer Gäste.

Eine der ersten war die „Piazza Sorrento“: das Lokal an der Petersstraße ist schon seit einer Woche geschlossen, um ältere Familienmitglieder, Gäste und das Personal zu schützen. Seit Dienstagabend müssen die Gäste des beliebten Restaurants nicht mehr auf ihre Lieblings-Pizza, Nudeln, Salate und Fischgerichte verzichten – man kann sie vorbestellen und selbst abholen oder auch liefern lassen.

Neu im Liefergeschäft sind auch „Die fette Beete – untervegs“. Auch sie wurden hart getroffen, seitdem das öffentliche Leben nahezu still steht. Aber die Inhaberinnen haben nicht lange gefackelt, sondern überlegt, wie sie das Beste aus der Situation machen können. Sie versprechen ihren Fans nun „veganes Souldfood in Krisenzeiten“ und bieten ein Take-away-Fenster und einen Lieferdienst für Krefeld an – „natürlich kontaktlos“. Bislang läuft es gut für das Herzprojekt der Krefelder: „Wir danken euch so sehr für euren Support. Wir haben regelmäßig Pipi in den Augen und freuen uns sehr, dass wir euch noch weiter mit (veganem) Essen versorgen können“, ist auf Facebook ein Dank an die Kunden gerichtet, die dem Restaurant weiterhin die Treue halten. Sie können am Take-away-Fenster beispielsweise Soja-Gyros, heiße Eintöpfe und Currys zum Mitnehmen ordern.

Die Corona-Krise trifft Nadines Schmeckerei in Uerdingen gleich auf mehreren Ebenen. Das Catering-Geschäft brach schon vor einigen Wochen ein, als die ersten Messen abgesagt wurden. Mittlerweile sind aber auch lokale und private Veranstaltungen betroffen, die Nadine Dorau mit Essen versorgt hat. „Die Menschen sind total verunsichert.“ Bufetts für Hochzeiten, Geburtstage, Konfirmationen werden storniert, neue Bestellungen kommen gar nicht erst hinzu.

Das Bistro an der Bahnstraße in Uerdingen ist zwar geöffnet, weil sich hier Arbeitnehmer in ihren Pausen mit Essen versorgen können und Lebensmittel verkauft werden. Jedoch zaubert die Chefin Nadine Dorau, die die Schmeckerei zusammen mit ihrer Mutter als „Zwei-Frau-Betrieb“ betreibt, immer neue Ideen aus dem Hut. Nicht nur, weil es ihnen seit jeher im Blut liegt, sich immer neu zu erfinden, sondern auch, weil sie keine Reserven haben, auf die sie nun zurückgreifen könnten. „Wir haben nichts auf der hohen Kante, weil wir alles stets reinvestiert haben“, sagt Nadine Dorau.

Familien bestellen für das Wochenende vorgekochte Gerichte, die nur noch erwärmt werden müssen. Aber auch ganz kleine Bestellungen, vornehmlich von älteren Menschen, nimmt Nadine Dorau gerne an. „Reich wird man damit nicht. Aber man muss einander doch helfen, wo man kann.“ Eine aktuelle Übersicht der Artikel ist auf der Facebookseite „Nadines Schmeckerei“ zu finden. Dazu gehören auch frische Wurst- und Fleischwaren.

Das Liesgen in der Krefelder Innenstadt war am Anfang der Woche auch mit einem Abholservice gestartet. Die Resonanz und die Gäste blieben aus – also schlossen Kathrin Helbig und ihr Team am Donnerstag die Türen komplett. „Trotzdem erfahren wir eine ganze Menge Solidarität im Moment. Viele bestellen beispielsweise Geschenkgutscheine für einen späteren Besuch“, sagt Helbig Ende der vergangenen Woche. Und startet nun schon mit der nächsten Idee: einem Kuchen-Lieferdienst. So müssen die Krefelder auch in der Krise nicht auf dänischen Möhrenkuchen, Käsekuchen und französische Schokotarte verzichten. Geliefert werden jedoch nicht einzelne Stücke, sondern nur ganze Kuchen.

Einige andere Gastronomen haben es mit dem Abhol- und Lieferdienst ausprobiert, aber schon wieder eingestellt. So zum Beispiel das Linner Antico Borgo, das qualitativ hochwertige, mediterrane Speisen anbietet. „Es gab überhaupt keine Resonanz“, sagt Mattia D’aquino. Auch der Nordbahnhof hat seinen gerade erst gestarteten Lieferdienst schon wieder geschlossen. Und gleich ganz geschlossen sind die Türen vom „Grill Split“ an der Breite Straße. Die Betreiber wollten dieses Jahr zwar sowieso in den Ruhestand gehen und ihren Laden in jüngere Hände übergeben. Aber eigentlich nicht, ohne sich von Stammkunden verabschiedet zu haben.

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