Aus den Krefelder Unternehmen „Einen Monat – dann bin ich pleite“

Krefeld · Der Inhaber eines Indoor-Spielplatzes bangt um seine Existenz. Der Vater von drei Kindern weiß nicht, wie es weitergehen soll.

 Haluk Hasanoglu steht in der leeren Halle seines Indoorspielplatzes. Seit einer Woche ist geschlossen.

Haluk Hasanoglu steht in der leeren Halle seines Indoorspielplatzes. Seit einer Woche ist geschlossen.

Foto: Bobbolino

Haluk Hasanoglu steht in der leeren Halle seines Indoor-Spielplatzes „Bobbolino“ in Oppum. Normalerweise würden sich an diesem Freitag gut 25 Familien hier aufhalten, es gäbe Geburtstagsfeiern und viel fröhliches Kindergeschrei. An einem Wochenende sind es bis zu 250 Personen, die den überdachten Spielplatz im Gewerbegebiet Neustraße nutzen. „Damit habe ich dann meine Kapazitätsgrenze erreicht. Mehr dürfen nicht rein“, sagt der 40-jährige Inhaber. Momentan jedoch ist er von einer vollen Halle weit entfernt. Wegen der Pandemie ist der Indoor-Spielplatz seit einer Woche geschlossen. Familie Hasanoglu bangt um ihre Existenz.

„Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll und hoffe, dass die Krise schnell vorüber geht. Einen Monat kann ich überbrücken. Dauert es aber zwei oder sogar drei Monate, bin ich pleite. Das schaffe ich nicht“, erklärt der dreifache Familienvater. Die Sorgen begleiten ihn rund um die Uhr. Zwar gebe es Hilfsangebote vom Staat in Form von zinslosen Krediten, aber auf die möchte er, wenn es irgendwie geht, nicht zurückgreifen. „Ich muss ja auch alles wieder zurückzahlen können. Und das wäre in meiner Situation schwierig, da bei schönem Wetter, besonders im Sommer, auch weniger Besucher kommen.“  

Der Einnahmeverlust in den Osterferien macht dem Unternehmer deshalb umso mehr zu schaffen. Verzweifelt hat er in die Versicherungsunterlagen geschaut und dort nach Klauseln gesucht, die diesen Ausnahmefall abdecken könnten. Vergeblich. „Wenn das Dach eingestürzt wäre oder wir einen Rohrbruch hätten, dann würde die Versicherung zahlen und auch für den Verdienstausfall aufkommen. Für diese Katastrophe jedoch, die es so ja auch noch nie gab, gibt es keine Hilfe“, sagt Hasanoglu.

Während er nach Lösungen sucht, betätigt er sich als Animateur für seine drei Kinder Arda, Emir und Batu. Die beiden Grundschüler beschäftigen sich zeitweise mit Hausaufgaben, der Dreijährige jedoch, der sonst im Kindergarten untergebracht ist, verlangt den ganzen Tag über die volle Aufmerksamkeit seiner Eltern. „Wir machen jetzt viele Gesellschaftsspiele, gehen zwischendurch einmal um den Block, um frische Luft zu tanken, und gucken Fernsehen. Besonders gerne kämpfen meine drei Jungs. Das macht uns allen richtig Spaß.“ Der 40-Jährige merkt, dass seine Kinder sich freuen, dass Papa nun mehr Zeit für sie hat. Noch genießen alle die gemeinsamen Stunden. „Mal gucken, wie das in einer Woche aussieht“, sagt Hasanoglu mit einem Augenzwinkern.

Und während der Indoor-Spielplatz wegen Ansteckungsgefahr schließen musste, werden die Arbeitsstunden für Ehefrau Ayse, die als Friseurin beschäftigt ist, sogar noch mehr. „Der Laden muss laufen, auch wenn jetzt schon Kolleginnen krank geworden sind und länger ausfallen. Das müssen dann diejenigen auffangen, die noch arbeiten können, und Zusatzschichten schieben. Dazu zählt meine Frau“, berichtet Haluk Hasanoglu. Er findet es nicht richtig, dass die Friseur-Salons noch aufhaben dürfen und auch zahlreiche Kunden davon Gebrauch machen. „Ich mache mir natürlich Sorgen um meine Frau, die bei ihrer Arbeit keine Schutzkleidung trägt und direkten Kontakt zum Kunden hat. Da ist es ja absehbar, bis auch sie sich ansteckt“, meint er und fürchtet, dass dann die ganze Familie krank werden würde.

Schon jetzt haben die Kinder seit über einer Woche keinen Kontakt mehr zu ihren Großeltern. Das ist besonders für den Vater des Unternehmers schwer, der zurzeit alleine lebt, da seine Frau im Krankenhaus ist. „Ich helfe ihm, wo ich kann. Trotzdem ist er viel alleine. Auch an seinem Geburtstag vor ein paar Tagen hat er allein in seiner Wohnung gesessen. Das tut uns allen weh, aber wir können nichts machen.“ Der Kontakt zur Mutter ist ebenfalls nur noch auf Treffen auf Distanz beschränkt. So guckt sie manchmal aus dem Krankenhauszimmer und winkt ihren Lieben zu. Auch ihren Mann sieht sie ansonsten nicht mehr. „Wir wissen, dass es notwendig ist, sind aber trotzdem sehr traurig, wenn wir sehen, wie einsam die beiden sind“, sagt Haluk Hasanoglu.

Noch größere Sorgen jedoch bereitet ihm die Zukunft seines Unternehmens. Noch muss er trotz Krise weiter Miete, Strom und Nebenkosten zahlen. Er hofft, dass ähnlich wie in Italien auch in Deutschland diese laufenden Kosten bald ausgesetzt werden, um Unternehmer zu entlasten.

Ohne Hilfe jedoch wird es für Familie Hasanoglu sehr schwer werden, den Indoor-Spielplatz weiter betreiben zu können. „Aber ich bin Optimist. Es wird schon eine Lösung geben. Wir müssen nur daran glauben.“

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