Katrin Fürhoff ist neue Pfarrerin in Krefeld Oppum hat eine gut aufgestellte Ökumene

Krefeld · Seit Anfang Februar ist Katrin Fürhoff Pfarrerin in Oppum. Wir sprachen mit ihr über ihre neuen Aufgaben.

 Katrin Fürhoff ist seit Februar Pfarrerin in Oppum. Sie möchte für Menschen Lebensräume schaffen wie hier in der modernisierten Kreuzkriche.

Katrin Fürhoff ist seit Februar Pfarrerin in Oppum. Sie möchte für Menschen Lebensräume schaffen wie hier in der modernisierten Kreuzkriche.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wie haben Sie Ihren Einführungsgottesdienst erlebt?

Fürhoff Es war eine sehr stimmungsvolle Feier. Die Auferstehungskirche war komplett gefüllt. Superintendentin Frau Dr. Schwahn hat den Gottesdienst würdevoll geleitet und in ihrer Ansprache genau die passenden Worte gefunden. Anschließend gab es dann einen Empfang im Gemeindesaal, zu dem viele Kollegen, Gemeindemitglieder, Familienangehörige und Freunde gekommen sind. Bei Finger Food und Sekt hatten wir Zeit, uns auszutauschen, näher kennen zu lernen. Mir wurde ein Hut aufgesetzt, um zu versinnbildlichen, dass ich nun offiziell die neue Pfarrerin bin. Auch das katholische Pfarrteam in Oppum war dabei und freut sich auf die ökumenische Zusammenarbeit. Alles in allem war es ein sehr schöner Tag, der mir einmal mehr gezeigt hat, warum ich gerne als Seelsorgerin arbeite, mich in der Gemeinde wohlfühle und mich für die Menschen engagiere.

Sie waren auch schon in Hüls tätig. Dort haben Sie 1994 Ihr Vikariat begonnen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt.

Fürhoff Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich den dörflichen Zusammenhalt erleben durfte. Geprägt hat mich auch meine Arbeit in der Telefonseelsorge, in der ich mich bis heute engagiere. Eigentlich habe ich in diesem Bereich schon alles gemacht. Gerade in so besonderen Zeiten, wie sie es aktuell sind, ist ein solches Angebot unverzichtbar, um die Menschen mir ihren Ängsten und Sorgen aufzufangen und ihnen Halt zu geben. Ich glaube, wir könnten noch zehn weitere Leitungen anbieten, die alle belegt wären.

Wichtig war für Sie auch die Zeit in der Friedenskirche. Was hat diese acht Jahre so besonders gemacht?

Fürhoff Die Verbindung von Gemeindeleben, Kunst und Kultur war und ist ein spannendes und wichtiges Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Es ist nicht immer einfach, diese Bereiche miteinander zu verknüpfen, so dass sie oft noch nebeneinander existieren. Die Angebote, die wir der Gemeinde in meiner Zeit gemacht haben, waren aber trotz allem außergewöhnlich und haben allen viel Spaß gemacht. So gab es tolle Gottesdienste mit vielen Aktiven und ein sehr lebendiges Gemeindeleben.

Nun sind Sie seit Anfang Februar in Oppum. Was ist Ihnen wichtig?

Fürhoff Wichtig sind mir menschliche Begegnungen, sei es bei besonderen Gottesdiensten wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit oder Beerdigungen, aber auch im Gemeindeleben. Mir liegt es sehr am Herzen, dass sich die Oppumer in ihrer Gemeinde geborgen und als Menschen angenommen fühlen, Halt und Trost finden, aber auch Gesprächspartner, die ihnen wirklich zuhören. Ich möchte Lebensräume anbieten, wie es jetzt einen in der neu gestalteten Kreuzkirche gibt, der nicht nur von jungen Menschen genutzt wird, sondern allen Gruppen offen steht. Leider ist genau dies in der jetzigen Zeit nicht möglich. Das macht mich traurig und auch ein wenig hilflos. Denn ich weiß, wie viele Sorgen es momentan gibt und wie vielen Menschen ein Vier-Augen-Gespräch oder eine tröstende Umarmung fehlt. Doch genau das kann Kirche ja nicht anbieten.

Wie geht Ihre Gemeinde damit um?

Fürhoff Wir versuchen, andere Wege zu finden, um die Menschen zu erreichen. Es gibt ja schon die ersten Gottesdienste, die live im Internet übertragen werden. Das ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit. Gerade auch, wenn man an die Osterzeit denkt. Es fühlt sich für mich ganz komisch an, Ostern nicht mit der Gemeinde zu feiern. Dieses Gemeinschaftserlebnis und das daraus resultierende Gefühl der Geborgenheit wird mir total fehlen. Ich bin das überhaupt nicht gewohnt, so für mich allein zu sein. Es ist sonst immer eine so schöne Zeit, die Hoffnung gibt und stark macht. Wir müssen deshalb dringend Wege finden, trotz allem Gemeinschaft zu erleben, zum Beispiel mit der ökumenischen Aktion von Krefelder Gemeinden jeden Abend um 19 Uhr eine Kerze ins eigene Fenster zu stellen und für uns alle zu beten, während in den Kirchen die Osterkerzen entzündet werden und die Glocken läuten. So erleben wir uns in dieser Zeit des sozialen Abstands trotzdem miteinander verbunden und gehalten und begleitet von Gott.

Was bieten Sie Jugendlichen an, die nun ja viel Zeit haben?

Fürhoff Wir haben jetzt ein Jugendtelefon, das sehr gut angenommen wird. Auch wenn viele meinen, die Jugendlichen würden sich jetzt über die unverhofften Ferien freuen, habe ich die Feststellung gemacht, dass ihnen die Lage ganz und gar nicht egal ist und dass sie sich ebenfalls viele Gedanken machen.

Sie haben zwei Töchter in dem Alter. Wie gehen die damit um?

Fürhoff Meine Töchter sind 17 und 19 Jahre alt und machen beide in diesem Jahr das Abitur. Die Ältere war ein Jahr in Neuseeland, deshalb steht für sie die Prüfung auch jetzt erst an. Beide müssen deshalb natürlich viel lernen. Ihnen fehlt auch der Unterricht, in dem sie einige Themen noch mal wiederholen wollten. Aber es fehlt natürlich auch die gemeinsame Zeit mit den Mitschülern, denn alle wissen, wie kurz das Schuljahr ist und wie nah damit auch das Ende der Schulzeit. Sie hatten sich ja auch noch viel vorgenommen, was jetzt ins Wasser fällt, wie der Abi-Streich. Erst hatten sie überlegt, trotz Corona eine Möglichkeit zu finden, irgendwas zusammen zu machen. Dann ist ihnen jedoch klar geworden, dass die Lage dafür einfach zu ernst ist.

Ihr Mann ist am Berufskolleg Uerdingen Pfarrer. Wie geht er mit der Pandemie um, und wie hat sie Ihr Familienleben verändert?

Fürhoff Mein Mann ist jetzt natürlich zu Hause und unterrichtet seine Schüler digital. Wir alle sind jetzt viel zu Hause und froh, dass wir einen Garten haben und mal bei diesem schönen Wetter an die frische Luft gehen können. Ich habe gemerkt, dass wir mehr miteinander reden, als es sonst möglich ist, da jeder stark eingebunden ist. Wir machen nun abends auch Gesellschaftsspiele und verbringen Zeit miteinander. Das ist eine sehr schöne Erfahrung. Sorgen mache ich mir eigentlich nur um unser Pferd, das privat untergebracht ist und täglich bewegt werden muss. Ich hoffe nur, dass es immer möglich ist, es zu versorgen, auch wenn eine Ausgangssperre kommen sollte.

Was gibt Ihnen Hoffnung in dieser Zeit?

Fürhoff Der Glaube an Gott, an seine Liebe und seine Kraft, aber auch die Gewissheit, dass mit dem Tod nicht alles zuende ist, sondern dass wir anders neu leben werden und dass es uns dort, wo wir dann sein werden, gut gehen wird, weil uns Gottes Liebe hält. Ich glaube, diese Gewissheit gibt vielen Gläubigen die Stärke, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Sie verzweifeln nicht so schnell wie Menschen, die sich alleine fühlen und keine Hoffnung haben. Ich wünsche allen Krefeldern diese Geborgenheit und hoffe, dass wir als Kirche es schaffen, sie weiter zu vermitteln. Gerade in Oppum haben wir eine sehr gut aufgestellte Ökumene, die viele Chancen bietet. Jetzt ist die Zeit, kreativ zu werden und neue Wege des Miteinanders zu finden.

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