Krefeld Lokführer und das Gefühl beim Fahren

Krefeld · Lokführer Michael Grüter kam über Umwege zur Bahn. Sein Beruf bietet ihm immer wieder traumschöne Momente, am Rhein zum Beispiel. Das Fahren selbst ist auch eine Kunst, zum Beispiel um Energie zu sparen.

 „Wenn ich zwischen Mönchengladbach und Koblenz im Einsatz bin, fährt man ab Bonn am Rhein entlang. Das ist  sehr schön.“: Michael Grüter.

„Wenn ich zwischen Mönchengladbach und Koblenz im Einsatz bin, fährt man ab Bonn am Rhein entlang. Das ist  sehr schön.“: Michael Grüter.

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Michael Grüter hat einen Beruf, der als Traum aller kleinen Jungen gilt: Er ist Lokführer bei der Bahn. Der 38-Jährige ist ein Spätberufener. Er war bis vor drei Jahren Ausbilder für Elektrotechnik bei Voith Paper, bis der Krefelder Sitz des Unternehmens aufgelöst wurde. Grüter wechselte zur Deutschen Bahn, DB Regio NRW, machte eine Ausbildung zum Lokführer und ist seit einem Jahr im Dienst. Sein Traumberuf? „Ich hab mich schon als Kind für die Bahn interessiert“, sagt er schmunzelnd.

Eine klassische Modelleisenbahnkarriere vom Typ „Warum ist unser Keller so klein, ich brauch mehr Platz für meine Bahnlandschaft“ hat er aber nicht hinter sich. „Ich hab mich vor allem für die große Technik interessiert“, sagt der Krefelder.  Heute also steuert er große Technik und gehört damit zu 1750 Regio-Lokführern in NRW, die tagein tagaus, nachts und feiertags den Zugverkehr steuern und dafür sorgen, dass Deutschland auf Schienen mobil ist.

Grüter ist auf zwei Lokbaureihen und einem Triebzug ausgebildet. Mit dem Triebzug fährt er auf der Strecke der Linie RB 33 zwischen Aachen und Duisburg. Beim Triebzug ist der Antrieb auf alle Wagen des Zuges verteilt.

Wo früher das Zugfahren noch über viele Schalter geregelt wurde, hilft heute Kollege Computer. „Die Geschwindigkeit wird über einen Joystick geregelt“, berichtet Grüter. Dennoch sind der Fahrer und sein Gefühl gefragt. „Man muss sehr konzentriert sein“, berichtet Grüter. So müssen Lokführer per Wachsamkeitstaste signalisieren, dass sie die Signale auf der Strecke registriert haben; vergessen sie das, legt der Zug eine Vollbremsung hin. Fahrerisches Können ist beim Thema Energiesparen gefragt: „Der Fahrstil entscheidet auch über den Energieverbrauch“, berichtet Grüter. Über ein gefühlvolles Wechselspiel von Beschleunigung und Ausrollen lassen sich übers Jahr Tausende Kilowattstunden einsparen. „Hier findet zwischen den Lokführern eine Art Wettbewerb statt“, sagt Grüter.

Er arbeitet in Wechselschicht, hatte diesmal auch an Heiligabend bis 14 Uhr und am 1. Weihnachtsfeiertag  Frühschicht ab 3.40  Uhr. Neben der Faszination für  Technik gibt es immer wieder schöne Momente in seinem neuen Beruf. „Wenn ich auf der Strecke zwischen Mönchengladbach und Koblenz auf dem RE 8 oder dem RB27 im Einsatz bin, fährt man ab Bonn-Oberkassel am Rhein entlang. Das ist  sehr schön. Der Fluss, das Tal, die Burgen, das ist immer wieder sehr interessant“, sagt Grüter. Lokführer gilt offenbar nicht zu Unrecht als Traumberuf.  Grüter würde sich auch über neue Kollegen freuen, die Ihren Traum zum Beruf machen wollen. Denn die Bahn sucht neue Lokführer.

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