Zukunft der Mobilität Krefeld debattiert über Mobilität der Zukunft

Krefeld · Es war die Auftaktveranstaltung zum Thema „Mobilitätskonzept Krefeld“: Fachleute diskutierten mit Bürgern über Probleme und Wünsche zur Mobilität in Krefeld. Die Resonanz war sehr gut, das Format ungewöhnlich.

 An den Debatten-Stationen herrschte großer Andrang. Die Veranstalter waren mit der Resonanz sehr zufrieden.

An den Debatten-Stationen herrschte großer Andrang. Die Veranstalter waren mit der Resonanz sehr zufrieden.

Foto: Sven Schalljo

Der Startschuss ist gefallen: Am Dienstagabend begann die Bürgerbeteiligung zum Mobilitätskonzept für Krefeld mit einer großen Auftaktveranstaltung in den Räumlichkeiten der Stadtwerke. Krefelds Baudezernent Martin Linne eröffnete den Abend, der in einen Workshop mündete. An sechs Stationen sollten die Bürger schriftlich äußern, was ihnen gefällt und wo sie Probleme sehen. In einem zweiten Durchgang sollten sie dann aber auch ihre Wünsche und Hoffnungen für das Jahr 2030 darlegen.

 Wolfgang Emmerich: „Nahverkehr darf auch zukünftig nicht nur per Smartphone nutzbar sein. Auch Menschen, die dies nicht nutzen, müssen mobil bleiben können.“

Wolfgang Emmerich: „Nahverkehr darf auch zukünftig nicht nur per Smartphone nutzbar sein. Auch Menschen, die dies nicht nutzen, müssen mobil bleiben können.“

Foto: Sven Schalljo

Burkhard Horn, als Sachverständiger einer der Organisatoren des Abends, war sowohl mit der Resonanz als auch den gelieferten Ideen hochzufrieden. „Rund 80 Teilnehmer ist eine sehr gute Resonanz für die Veranstaltung. Auch finde ich sehr gut, dass es an allen Stationen eine zuhörende Diskussion ist. Das ist selbst bei ‚Kracherthemen’ wie parken so“, sagte er. Dieses Thema zeigte auch, wie weit die Meinungen auseinandergehen. Die Spanne reichte von der Forderung, ruhenden Verkehr ganz aus dem Stadtbild zu entfernen bis hin zum Wunsch, möglichst viele zusätzliche Parkflächen zu öffnen. „Es ging bis hin zu der Forderung nach Quartiersgaragen. Das ist ein Begriff, den ich sonst nur aus Expertenrunden kenne, und zeigt, wie sehr sich die Krefelder mit diesem Thema auseinandersetzen“, sagte der Experte beeindruckt.

 Klaus Armonies: Für die Zukunft wünsche ich mir Stadtverbindungen für das Fahrrad in die umliegenden Städte: Gerade, gut ausgebaute Wege ohne KFZ-Verkehr.

Klaus Armonies: Für die Zukunft wünsche ich mir Stadtverbindungen für das Fahrrad in die umliegenden Städte: Gerade, gut ausgebaute Wege ohne KFZ-Verkehr.

Foto: Sven Schalljo

Insgesamt standen eine Verringerung des Autoverkehrs gerade in der Innenstadt, günstigere Preise und bessere Taktzeiten beim ÖPNV und, natürlich, Krefelds Dauerthema Straßenschäden im Vordergrund.

 Sibylle Kühne-Franken: Ich fahre ein E-Mobil. Leider gibt es in Krefeld kaum öffentliche Lademöglichkeiten. Auch freie Parkplätze für E-Autos wie in Düsseldorf wären wünschenswert.

Sibylle Kühne-Franken: Ich fahre ein E-Mobil. Leider gibt es in Krefeld kaum öffentliche Lademöglichkeiten. Auch freie Parkplätze für E-Autos wie in Düsseldorf wären wünschenswert.

Foto: Sven Schalljo

Doch auch andere Themen und progressive Lösungen wurden diskutiert. So kam beispielsweise der vor einiger Zeit bereits im politischen Diskurs aufgetauchte Vorschlag von Warenhubs rund um das Stadtzentrum für den Schwerlastverkehr auf, in denen Waren auf Elektrotransporter umgeladen werden sollten, um die Innenstadt zu beliefern.

 Jörg Enger: „Es gibt viel öffentlichen Raum, der lebenswert wäre, aber sehr unansehnlich ist. Konzepte sollten darauf achten, diesen für den Bürger zu öffnen und zu pflegen.“

Jörg Enger: „Es gibt viel öffentlichen Raum, der lebenswert wäre, aber sehr unansehnlich ist. Konzepte sollten darauf achten, diesen für den Bürger zu öffnen und zu pflegen.“

Foto: Sven Schalljo

Natürlich nahm auch das Thema Fahrrad einen großen Stellenwert ein. Das befeuerte Linne bereits in der Einleitung. „Krefeld hat optimale Voraussetzungen mit einem zentralen Stadtkern und Wegen fast immer unter zehn Kilometern, mit seinem Straßenbahnkreuz in die Vororte und seiner flachen Topographie. Darum sollten wir uns nicht auf unserer guten Fahrrandquote ausruhen, sondern uns ein Beispiel an Städten wie Münster nehmen“, sagte er.

 Björna Althoff: „Es gibt zu viel motorisierten Individualverkehr; im Auto ist meist nur eine Person. Das ist sehr schädlich für die Umwelt  und sollte geändert werden“.

Björna Althoff: „Es gibt zu viel motorisierten Individualverkehr; im Auto ist meist nur eine Person. Das ist sehr schädlich für die Umwelt  und sollte geändert werden“.

Foto: Sven Schalljo

Auch solle Mobilität nicht synonym mit Verkehr verstanden werden. „Es geht um die Bewegung von Personen, Waren und Dienstleistungen. Es erschöpft sich nicht im Verkehrsmittel, sondern geht weiter. Wir reden auch von Verhaltensänderungen und der Einbindung neuer, beispielsweise digitaler Möglichkeiten in unsere Konzepte“, sagte der scheidende Planungsdezernent.

Die Stationen, die die Teilnehmer des Workshops danach aufsuchten, befassten sich mit den Themen „Erreichbarkeit der Stadtteile und Innenstadt“, „Verkehr aus der Region und in die Region“, „Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer“, „Lebenswerter Straßenraum und öffentlicher Raum“, „Umweltverträglicher Verkehr“ und „Neue Mobilitätsformen und Technologien“.

Diese Themen finden sich auch auf der seit gestern freigeschalteten Website, auf der bis zum 12. April alle Interessenten ihre Meinungen kundtun können. „Wir werden alle Meinungen und Vorschläge, die wir heute gesammelt haben und die online noch kommen werden, auswerten. Keine Wortmeldung wird untergehen. Wir bitten die Bürger, die Onlinebefragung ausgiebig zu nutzen, denn je mehr Meinungen wir haben, desto besser können wir den Bürgerwillen in unseren Konzepten berücksichtigen“, sagte Norbert Hudde. Der Mitarbeiter des Stadtbereichs Verkehrsplanung war einer der Moderatoren dieses Abends.

Was sich bereits am Dienstag abzeichnete: Die Krefelder Bürgerschaft ist durchaus optimistisch für die Zukunft. Die Runde, in der die Menschen ihre Hoffnungen und Erwartungen für 2030 angeben sollten, brachte viel Positives. So erwarten die Anwesenden einen saubereren Verkehr, mehr und besser auf den Bedarf abgestimmten ÖPNV zu günstigen Preisen, bessere Radwege, mehr Fahrradverkehr und starke Verbesserungen durch neue Technologien.

Aber auch Mahner fanden ihre Plattform. „Nicht jeder kommt mit den immer raffinierter werdenden Onlinegeräten zurecht und viele sind zurecht misstrauisch, ob nicht mit ihren Daten Schindluder getrieben wird. Darum muss alles auch auf herkömmlichen Wegen nutzbar sein“, sagte zum Beispiel Wolfgang Emmerich.

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