Zukunft der Mobilität Krefeld debattiert über Mobilität der Zukunft
Krefeld · Es war die Auftaktveranstaltung zum Thema „Mobilitätskonzept Krefeld“: Fachleute diskutierten mit Bürgern über Probleme und Wünsche zur Mobilität in Krefeld. Die Resonanz war sehr gut, das Format ungewöhnlich.
Der Startschuss ist gefallen: Am Dienstagabend begann die Bürgerbeteiligung zum Mobilitätskonzept für Krefeld mit einer großen Auftaktveranstaltung in den Räumlichkeiten der Stadtwerke. Krefelds Baudezernent Martin Linne eröffnete den Abend, der in einen Workshop mündete. An sechs Stationen sollten die Bürger schriftlich äußern, was ihnen gefällt und wo sie Probleme sehen. In einem zweiten Durchgang sollten sie dann aber auch ihre Wünsche und Hoffnungen für das Jahr 2030 darlegen.
Burkhard Horn, als Sachverständiger einer der Organisatoren des Abends, war sowohl mit der Resonanz als auch den gelieferten Ideen hochzufrieden. „Rund 80 Teilnehmer ist eine sehr gute Resonanz für die Veranstaltung. Auch finde ich sehr gut, dass es an allen Stationen eine zuhörende Diskussion ist. Das ist selbst bei ‚Kracherthemen’ wie parken so“, sagte er. Dieses Thema zeigte auch, wie weit die Meinungen auseinandergehen. Die Spanne reichte von der Forderung, ruhenden Verkehr ganz aus dem Stadtbild zu entfernen bis hin zum Wunsch, möglichst viele zusätzliche Parkflächen zu öffnen. „Es ging bis hin zu der Forderung nach Quartiersgaragen. Das ist ein Begriff, den ich sonst nur aus Expertenrunden kenne, und zeigt, wie sehr sich die Krefelder mit diesem Thema auseinandersetzen“, sagte der Experte beeindruckt.
Insgesamt standen eine Verringerung des Autoverkehrs gerade in der Innenstadt, günstigere Preise und bessere Taktzeiten beim ÖPNV und, natürlich, Krefelds Dauerthema Straßenschäden im Vordergrund.
Doch auch andere Themen und progressive Lösungen wurden diskutiert. So kam beispielsweise der vor einiger Zeit bereits im politischen Diskurs aufgetauchte Vorschlag von Warenhubs rund um das Stadtzentrum für den Schwerlastverkehr auf, in denen Waren auf Elektrotransporter umgeladen werden sollten, um die Innenstadt zu beliefern.
Natürlich nahm auch das Thema Fahrrad einen großen Stellenwert ein. Das befeuerte Linne bereits in der Einleitung. „Krefeld hat optimale Voraussetzungen mit einem zentralen Stadtkern und Wegen fast immer unter zehn Kilometern, mit seinem Straßenbahnkreuz in die Vororte und seiner flachen Topographie. Darum sollten wir uns nicht auf unserer guten Fahrrandquote ausruhen, sondern uns ein Beispiel an Städten wie Münster nehmen“, sagte er.
Auch solle Mobilität nicht synonym mit Verkehr verstanden werden. „Es geht um die Bewegung von Personen, Waren und Dienstleistungen. Es erschöpft sich nicht im Verkehrsmittel, sondern geht weiter. Wir reden auch von Verhaltensänderungen und der Einbindung neuer, beispielsweise digitaler Möglichkeiten in unsere Konzepte“, sagte der scheidende Planungsdezernent.
Die Stationen, die die Teilnehmer des Workshops danach aufsuchten, befassten sich mit den Themen „Erreichbarkeit der Stadtteile und Innenstadt“, „Verkehr aus der Region und in die Region“, „Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer“, „Lebenswerter Straßenraum und öffentlicher Raum“, „Umweltverträglicher Verkehr“ und „Neue Mobilitätsformen und Technologien“.
Diese Themen finden sich auch auf der seit gestern freigeschalteten Website, auf der bis zum 12. April alle Interessenten ihre Meinungen kundtun können. „Wir werden alle Meinungen und Vorschläge, die wir heute gesammelt haben und die online noch kommen werden, auswerten. Keine Wortmeldung wird untergehen. Wir bitten die Bürger, die Onlinebefragung ausgiebig zu nutzen, denn je mehr Meinungen wir haben, desto besser können wir den Bürgerwillen in unseren Konzepten berücksichtigen“, sagte Norbert Hudde. Der Mitarbeiter des Stadtbereichs Verkehrsplanung war einer der Moderatoren dieses Abends.
Was sich bereits am Dienstag abzeichnete: Die Krefelder Bürgerschaft ist durchaus optimistisch für die Zukunft. Die Runde, in der die Menschen ihre Hoffnungen und Erwartungen für 2030 angeben sollten, brachte viel Positives. So erwarten die Anwesenden einen saubereren Verkehr, mehr und besser auf den Bedarf abgestimmten ÖPNV zu günstigen Preisen, bessere Radwege, mehr Fahrradverkehr und starke Verbesserungen durch neue Technologien.
Aber auch Mahner fanden ihre Plattform. „Nicht jeder kommt mit den immer raffinierter werdenden Onlinegeräten zurecht und viele sind zurecht misstrauisch, ob nicht mit ihren Daten Schindluder getrieben wird. Darum muss alles auch auf herkömmlichen Wegen nutzbar sein“, sagte zum Beispiel Wolfgang Emmerich.