Glücksgriff in Krefeld Barocker Glanz in der Friedenskirche

Krefeld · Der „Niederrheinische Konzertchor“ überraschte sein Publikum beim 2.Städtischen Chorkonzert mit zwei völlig unbekannten Werken von Antonio Caldara.

 Der „Niederrheinische Konzertchor“ begeisterte am Samstag beim 2.Städtischen Chorkonzert in der Friedenskirche.

Der „Niederrheinische Konzertchor“ begeisterte am Samstag beim 2.Städtischen Chorkonzert in der Friedenskirche.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Michael Preiser, Solorepetitor am Theater und Leiter des „Niederrheinischen Konzertchores“, ist bekannt dafür, dass er für seine Konzerte immer auf der Suche nach selten aufgeführten oder sogar vergessenen Werken ist. Diesmal ist ihm am Samstagabend bei der Aufführung in der Friedenskirche ein besonderer Glücksgriff gelungen  – mit dem Requiem und der Missa „dicta reformata“ g-Moll von Antonio Caldara. Bei Letzterer musste Preiser die nur in Kopistenhandschriften verfügbaren Noten in mühsamer Kleinarbeit erst einmal in lesbare Partituren übertragen.

Der um 1670 als Sohn eines venezianischen Musikers in Venedig oder Padua geborene Antonio Caldara wirkte als Musiker und Komponist unter anderem in Mantua, Rom, Venedig und schließlich am Kaiserhof in Wien, wo er 1736 starb. Obwohl er als einer der wichtigsten Komponisten des Hochbarocks gelten kann, ist er heute allerdings weitgehend vergessen, und das trotz der Expressivität seiner Kompositionen, die geprägt ist von Intelligenz und Herz und einer ganz großen Konzentration auf die wesentlichen Textaussagen.

Die bis heute einzige CD-Einspielung durch das schweizerische Spezialisten-Ensemble „Musica Fiorita“, brachte Preiser auf die Spur des unvollendeten „Requiems“, das neben dem Introitus das Kyrie und die vollständige „Dies irae“-Sequenz - die Schilderung der Höllenqualen und die Bitte um Gnade - enthält. Hier sind der Chor und fünf Solisten permanent gefordert – ein kleines Streicherensemble, Cembalo und zwei (Natur-)Trompeten bilden die instrumentale Stütze.

Mit demselben Eifer wie bei der Suche nach unbekannten Werken leitete der Dirigent seine stilsicher und akkurat agierenden Mitstreiter aus den Reihen der „Niederrheinischen Sinfonikern“, Raffaele Franchini als viel beschäftigter Continuocellist sei dabei besonders gewürdigt. Der sorgfältig vorbereitete „Niederrheinische Konzertchor“ wusste mit klarer Diktion und bestechender Durchsichtigkeit die teils tonmalerisch packenden, dann wieder eher lyrischen Passagen gültig zu vermitteln.

Drei der vorzüglichen Solisten sind Mitglieder des Opernstudios: Maja Blaustein mit ihrem bestens durchgebildeten, beweglichen Sopran; die in diesem Opus leider nur spärlich beschäftigte Boshana Milkov, die die Vorzüge ihrer geerdeten, weit ausschwingenden Altstimme in der nachfolgenden Messe umso besser präsentieren konnte und Guillem Batllori mit seinem ganz ausgeglichenen Bariton. Dazu gesellten sich Frank Valentin als voller Intensität gestaltender Altus und James Park, dessen strahlkräftiger Tenor auch durch seine enorme Beweglichkeit überzeugte. Sie alle verhalfen dem hörenswerten „Requiem“ zu einer mehr als verdienten Wiederentdeckung.

Zum Glück ohne störende Konzertpause, erklang anschließend die oben bereits erwähnte Messe von Antonio Caldara. Die Besetzung ist - bis auf den hier fehlenden Altus – fast identisch – lediglich spielen zwei Oboen statt der Trompeten mit.

Mehr als beim Requiem herrscht in der Messe barocke Klangpracht vor, der Chor hatte berückende Momente und meisterte auch die tückischen Fugen ohne Tadel.

Hier ließen die Solisten ebenfalls keine weiteren Wünsche offen und freuten sich samt ihrer Mitstreiter und dem glückstrahlenden Dirigenten über die rundum gelungene Wiederentdeckung eines Werkes, das vermutlich vor rund 300 Jahren zum letzten Mal erklungen ist.

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