CD-Tipp Anton Reichas herrliches „Requiem“

Düsseldorf · Die wunderbare Musik des gebürtigen Prager Anton Reichas wird derzeit wieder entdeckt. Im Mittelpunkt: sein wunderschönes „Requiem“.

Cover des "Requiems" von Anton Reicha

Cover des "Requiems" von Anton Reicha

Foto: Niribu

Klassik Die dunklen Tage kommen, und man kann die Uhr danach stellen, dass manches Kirchenkonzert zu einem „Requiem“ lädt. Meistens kommt das unvollendete Meisterwerk Mozarts zur Uraufführung, mancher wagt sich an Brahms‘ „Deutsches Requiem“ oder gar die Totenmesse von Giuseppe Verdi. Wer Glück hat, bekommt die wundervollen Werke von Gabriel Fauré oder Maurice Duruflé geboten. Der Horizont ist, wie man sieht, überschaubar.

   Heute müssen wir jedoch, wenigstens auf dem CD-Markt, einen Neuankömmling von Herzen begrüßen. Es handelt sich um nichts weniger als um ein Meisterwerk eines Komponisten, den selbst Klassikkenner nicht hell genug auf dem Radar haben. Anton Reicha (1770 bis 1836) stammte aus Prag, ging nach Bonn, wurde einer der engsten Freunde Ludwig van Beethovens, reüssierte in Hamburg, lernte in Wien bei Antonio Salieri. Später ging er nach Paris, wo er als Kompositionsprofessor die Weichen für ein ganzes musikalisches Jahrhundert stellte: Zu seinen Schülern zählten Berlioz, Liszt, Gounod und Franck.

   Dass Reicha ein hinreißendes „Requiem“ komponiert hat, blieb unbekannt, wie auch anders: Der Mann stand dermaßen als Schöpfer exquisiter Bläserkammermusik in der Sonne, dass dieses Gelegenheitswerk aus seiner Wiener Zeit im Nebel blieb. Jetzt aber liegt es vor, und man kommt aus dem Schwärmen nicht heraus: Was für ein melodischer Reichtum, weit in die Romantik weisend! Was für eine aparte Harmonik, reichhaltig und koloristisch instrumentiert!

   Nun ist die neue Aufnahme aus Prag (erschienen beim Label Nibiru) aber auch ein Zückerchen: Famose Solisten, der exzellente Chor L’Harmonia Vocale sowie das Orchester L’Harmonia Terrena unter Leitung von Zdenek Klauda lassen Reicha, den sie spürbar als einen der ihren begreifen, mit Schwung und Euphorie zu Wort kommen. Wolfram Goertz

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