Gymnasium Fabritianum Berührendes Stück über Richard Merländer

Krefeld · Schüler des Fabritianum haben in Merländers ehemaliger Villa „Merländer spricht (nicht)“ aufgeführt.

 Schüler des Uerdinger Gymnasiums Fabritianum haben in der NS-Dokumentationsstelle an Richard Merländer erinnert.

Schüler des Uerdinger Gymnasiums Fabritianum haben in der NS-Dokumentationsstelle an Richard Merländer erinnert.

Foto: Fabritianum

(RP) Schüler des Uerdinger Gymnasiums Fabritianum haben in der NS-Dokumentationsstelle der Stadt die szenische Lesung „Merländer spricht (nicht)“ aufgeführt. Auf Einladung der Einrichtungsleiterin Sandra Franz wurde das Stück in der Villa gezeigt, in der Richard Merländer gelebt hat. „Das ist etwas Besonderes, in Richard Merländers Villa unsere Performance über ihn zu spielen“, findet Mayla aus dem Evangelischen Religionskurs. Merländer wurde als Jude verfolgt, seine Homosexualität war zu seiner Lebenszeit jedoch kein Geheimnis. „Den Abiturienten ist wichtig, dass auch über diesen Aspekt seiner Person offen gesprochen wird“, sagt Lehrer Thomas Tillmann.

Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde der Junggeselle Merländer nach 1933 vom Nationalsozialistischen Staat verfolgt. Er musste seine Firmenanteile aufgeben, seine bürgerliche Existenz wurde vernichtet. Man zwang ihn zum Verkauf seines Hauses, 1941 musste er in ein „Judenhaus“ umziehen. Sein Haus wurde nach der „Entjudung“ in ein Hotel umgewandelt und wechselte mehrfach den Besitzer. Der 68-jährige Merländer wurde im Juli 1942 in das Lager Theresienstadt deportiert. Als „nicht mehr arbeitsfähig“ kam er im September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka. Da von den 3000 Menschen dieses Transportes keiner überlebte, sind die Umstände seines Todes unbekannt. Wahrscheinlich wurde er kurz nach der Ankunft in einer  Gaskammer ermordet.

Nach der Aufführung machten die Jugendlichen im Austausch mit Krefelder Bürgern deutlich, dass über das Leid bestimmter Opfergruppen noch immer zu wenig bekannt sei und ihre Diskriminierung bis heute anhalte. Die Schüler erinnerten gemeinsam mit Sandra Franz und Schulleiter Eric Mühle an den Leidensweg des von den Nazis verfolgten homosexuellen Schneiders Johannes Winkels, für den Anfang Februar ein Stolperstein in der St.-Anton-Straße verlegt worden war.

Die Aufführung steht im Kontext zum Roze Jaar Venlo-Krefeld. Das Fabritianum ist schulischer Partner des Projekts, das sich gegen Diskriminierung von Schwulen und Lesben, bi-, trans- oder intersexuellen Menschen und für Vielfalt einsetzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort