Krefeld Entschieden: Beuys-Platz vor KWM

Krefeld · Der noch zu gestaltende Platz vor dem Kaiser-Wilhelm-Museum auf dem Westwall wird den Namen Joseph-Beuys-Platz bekommen. Museumsleiter Hentschel nimmt den Künstler gegen Kritik an seiner Gesinnung in Schutz.

 Entwurf der Architekten Peter Funken und Sigrid Dahmen aus den 90er Jahren für das KWM-Gelände zum Westwall hin. Oberbürgermeister Kathstede favorisiert einen Entwurf für den Platz, der moderner Formensprache folgt.

Entwurf der Architekten Peter Funken und Sigrid Dahmen aus den 90er Jahren für das KWM-Gelände zum Westwall hin. Oberbürgermeister Kathstede favorisiert einen Entwurf für den Platz, der moderner Formensprache folgt.

Foto: FU-DA/RÖSE

Das Kaiser-Wilhelm-Museum wird eine neue Adresse bekommen: Joseph-Beuys-Platz 1. Die Fraktionsvorsitzendenkonferenz hat sich gestern mehrheitlich darauf verständigt, den Platz nach dem Künstler Joseph Beuys zu benennen — Bedenken kamen von der FDP und UWG.

 KWM-Architekt Hugo Koch stellt in seiner Zeichnung aus dem Jahr 1911 das Außengelände des Museums so dar. KWM-Leiter Hentschel favorisiert eine historische Rekonstruktion nach Kochs Entwürfen.

KWM-Architekt Hugo Koch stellt in seiner Zeichnung aus dem Jahr 1911 das Außengelände des Museums so dar. KWM-Leiter Hentschel favorisiert eine historische Rekonstruktion nach Kochs Entwürfen.

Foto: KWM

Den Vorwurf gegen Beuys, sein politisches Denken enthalte revanchistische und nazistische Elemente, wies gestern Martin Hentschel, Leiter des Kaiser-Wilhelm-Museums, scharf zurück. Zuvor hatte der Beuys-Forscher Ron Manheim in einem Schreiben an Rat und Oberbürgermeister die Stadt Krefeld davor gewarnt, Beuys mit einer Platzbenennung zu ehren.

Martin Hentschel erklärte gestern auf Anfrage: "Die spärlichen Zitate, die sich Herr Manheim aus Hunderten von Beuys-Interviews und Künstlertexten herausgepickt hat, schmälern nicht im geringsten den international gültigen Rang von Joseph Beuys, der fast durchweg zusammen mit Andy Warhol als der wichtigste Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genannt wird."

Es erscheine ihm, Hentschel, äußert fragwürdig, "wenn ein pensionierter Museumsmann, der über viele Jahre die bedeutendste Sammlung von Beuys mitrepräsentiert hat, nun auf einmal glaubt, an der Reputation von Beuys kratzen zu müssen. In meinen Augen verfolgt die Intervention von Herrn Manheim vor allem einen Zweck: nämlich sich selbst über Gebühr wichtig zu machen." Manheim war lange Jahre stellvertretender künstlerischer Leiter im Museum Schloss Moyland.

Der neue Platz soll über den Westwall bis auf die gegenüberliegende Seite reichen — die Anwohner dort werden aber ihre Adressen behalten; nur das Museum bekommt eine neue Anschrift.

Bislang ist geplant, die Umgestaltung des Platzes aus den Mitteln des Stadtumbaus West in den Jahren 2015/16 vorzunehmen. Oberbürgermeister Kathstede erklärte auf Anfrage, er sei bestrebt, die Umgestaltung bereits zur geplanten Neueröffnung des Museums nach der Sanierung im Herbst 2014 zu vollenden. "Es wäre doch nicht sinnvoll, den Westwall dann noch einmal für neue Bauarbeiten zu sperren, sagte Kathstede. Geprüft werden müsse, ob das förderungstechnisch möglich sei; zudem müsse der Rat dafür grünes Licht geben.

Die Krefelder Grünen haben gestern Ron Manheims Stellungnahme als wichtigen Debattenbeitrag gewürdigt. Grünen-Ratsfrau Heidi Matthias: Die Ehrung des Künstlers schließe eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Person nicht aus. Wenn die Grünen die Idee der Platz-Benennung befürworteten, bedeute keineswegs, "dass wir Joseph Beuys als "Heiligen" (Zitat Ron Manheim) hochstilisieren und berechtigte Kritik nicht zulassen wollen."

Man dürfe aber nicht Beuys' gesellschaftspolitische Leistungen übersehen — wie die Gründung der Freien Universität, der Mitbegründung der Umweltbewegung und einer ganzheitlichen Sicht auf Natur und Mensch bis hin zur Unterstützung der Friedensbewegung.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort