Bauhaus in Krefeld Pavillon ist deutsches Aushängeschild

Krefeld · Der Pavillon des weltweit renommierten Künstlers Thomas Schütte im Kaiserpark ist bundesweites Aushängeschild für „100 Jahre Bauhaus“. Ab Sonntag sind dort neue Forschungsergebnisse zu Bauhaus und Seidenindustrie erlebbar.

 Blick ins Innere auf die Ausstellung „Bauhaus und Textilindustrie“ mit dem Künstler Thomas Schütte (l.) sowie Christiane Lange und Rolf Schlue vom Verein MiK (Mies in Krefeld).

Blick ins Innere auf die Ausstellung „Bauhaus und Textilindustrie“ mit dem Künstler Thomas Schütte (l.) sowie Christiane Lange und Rolf Schlue vom Verein MiK (Mies in Krefeld).

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es hätte kein weißer Kubus auf einer Wiese werden können – auch wenn der Auftrag zum Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ kam. Der weltweit erfolgreiche Künstler Thomas Schütte hat bekanntlich nicht die größte Nähe zu den Ideen der Gestalterschule, die vor einem Jahrhundert in Weimar gegründet wurde. „Meine Idee war gleich da“, sagte er gestern, als er erstmals seinen fertigen Krefeld Pavillon im Kaiserpark sah mit der Ausstellung, die dort am Sonntag um 12 Uhr eröffnet wird. Wie lange der Holzpavillon stehen bleibt, ist offen. Es gibt einen Gestattungsvertrag mit der Stadt über zwei Jahre. Aber Schütte sagt, er habe auch bereits zwei Interessenten aus Norddeutschland, die den Pavillon übernehmen wollen. „Mit dem Pavillon sind wir lokal eingebettet in den Perspektivwechsel, auf Landesebene in „Bauhaus 100 im Westen“, und ein Leuchtturmprojekt auf Bundesebene“, sagt Christiane Lange vom initiierenden Verein MiK – Mies in Krefeld.

Wer den Rundbau mit Kupferdach  betritt, kommt in einen freundlichen Raum, der vom Duft des Lärchenholzes erfüllt ist. Vom mittleren Rund fliegt der Blick durch die geöffnete Tür über den See in die Weite. Besser hätte die Verbindung von gebautem Raum und Natur auch im Bauhaus nicht geplant werden können. Obwohl das Äußere eher an das römische Pantheon erinnert als an die formale Strenge der 1920er-Jahre-Avantgarde und Christiane Lange, Initiatorin vom Verein MiK, das Innere, das mit hölzernen Wänden acht Kammern abteilt, mit einem „Panopticon“ vergleicht, einer Architektur der Überwachung und Kontrolle: Die Bauhausidee ist spürbar, wenn auch subtil. „Es geht hier nicht um ein Architekturmodell, sondern um eine künstlerische Idee“, sagt Lange. Denn der Pavillon ist Spielort für Veranstaltungen, die neue Erkenntnisse rund ums Bauhaus in Krefeld greifbar machen.

 Der Pavillon spiegelt sich im See – eine einladende Szenerie, sogar bei trübem Niederrheinwetter.

Der Pavillon spiegelt sich im See – eine einladende Szenerie, sogar bei trübem Niederrheinwetter.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Seidenfabrikanten, die ab den 1920er Jahren wichtige Leute vom Bauhaus nach Krefeld holten, hatten Kunstsinn. Viele waren Sammler, der Avantgarde gegenüber aufgeschlossen. „Bildende Kunst war ein Motor für die engen Beziehungen zwischen Bauhäuslern und Seidenindustrie, sie hat Denken und Handeln der Unternehmer geprägt.“ Wie sehr, das hat ein siebenköpfiges Wissenschaftlerteam um die Kunsthistorikern in dem Band „Bauhaus und Textilindustrie“, wie berichtet, analysiert. Die Ergebnisse des Buches sollen im Pavillon für ein breites Publikum visuell übersetzt werden. Fotografien der wichtigen Personen, die aus Weimar nach Krefeld kamen, sind mit Lebensläufen zu entdecken: Johannes Itten, war 1924 der Erste, Elisabeth Kadow ging als letzte Bauhaus-Lehrerin 1971 hier in Rente. Dokumentarfilme erzählen vom Geist der 20er Jahre, als die Textilindustrie sich vom ewigen Vorbild Frankreich löste und eigene Duftmarken setzte –  etwa mit „deutscher Seide“. Sie spiegeln das Bedürfnis, die Ausbildung in der Branche zu reformieren, und erklären, was Bauhaus eigentlich war. Auch ein „Making of“ zur Entstehung des Krefeld Pavillons ist zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort