Korschenbroich Das ist der Architekt des Mexx-Hauses

Korschenbroich · Mit dem Kauf durch die Firma Docsellent rückt das Mexx-Haus wieder in den Fokus. Entworfen hat es Sjoerd Soeters. Seine Gebäude stehen vor allem in den Niederlanden. An Korschenbroich hat der Architekt gute Erinnerungen.

 Der niederländische Architekt Sjoerd Soeters.

Der niederländische Architekt Sjoerd Soeters.

Foto: Ingmar Timmer

Das Mexx-Haus ist über die Stadtgrenzen bekannt, doch nur wenige wissen, wer das Gebäude entworfen hat. Die Idee für den Komplex stammt von dem Niederländer Sjoerd Soeters. Der 66-Jährige erinnert sich noch genau, wie ihm die Idee für die ungewöhnliche Architektur kam. "Ich hatte die Vorgabe, ein Bürogebäude mit einem Distributionszentrum zu entwerfen. Ringsherum war diese schöne Landschaft, und plötzlich sollte dort das Gebäude stehen. Da habe ich gedacht, was ist besser, als mit der Glasfassade die Landschaft wie mit einem Messer aufzuschneiden?", sagt Sjoerd Soeters.

Herausgekommen ist das heute bekannte Mexx-Gebäude: Auf der nach Mönchengladbach zugewandten Seite gibt es die Glassfassade; in Richtung des Ortskerns liegen die Räume unter einem aufgeschütteten Hügel. Die Landschaft, so Soeters' Idee, soll sich in der Glasfront spiegeln; das Gebäude soll trotz seiner Auffälligkeit mit der Umgebung harmonieren. "Das Gebäude ist nicht von innen nach außen, sondern von außen nach innen gedacht", sagt er. "Die Landschaft sollte in ihrer Schönheit respektiert werden."

 Das Mexx-Haus in Korschenbroich wurde 1989 gebaut.

Das Mexx-Haus in Korschenbroich wurde 1989 gebaut.

Foto: L. Berns; Daria Scagliola/Stijn Brakkee; Soeters Van Eldonk architecten (2)

Dieses Vorgehen ist Teil der Philosophie von Sjoerd Soeters. Stets schaut er sich genau den Ort an, an dem seine Gebäude entstehen sollen, bindet Elemente aus der Umgebung mit ein, und schafft so etwas Neues. Beispielhaft zu sehen ist das seit 2006 im Amsterdamer Westen. Auf einer dreieckigen Halbinsel sollte Soeters, der in Amsterdam das Büro Soeters Van Eldonk Architecten betreibt, eine neue Bebauung schaffen. Die Entscheidung fiel für die zwei Türme "De Piramides", die die Dreiecksform aufgreifen und so das Areal von weitem erkennbar machen.

Als Soeters sich Ende der 1980er Jahre dazu entschloss, dass Mexx-Gebäude in Korschenbroich zum Teil unter die Erde zu legen, war das ungewöhnlich. "Allenfalls in den USA wurde das zu der Zeit praktiziert. In Europa gab es in der Beziehung keine Vorbilder", sagt Soeters. Trotz - oder gerade wegen - seines ungewöhnlichen Entwurfs seien damals die Reaktionen bei Mexx enthusiastisch gewesen, erinnert sich Soeters. Schließlich habe das Amsterdamer Unternehmen ein Gebäude gewollt, das auffällt. Seinem Auftraggeber habe aber auch der Aspekt gefallen, dass durch das Verlegen des Distributionsteils unter die Erde Energie gespart werden könne.

 Später realisierte das Büro Soeters Van Eldonk zum Beispiel die "De Piramides" in Amsterdam.

Später realisierte das Büro Soeters Van Eldonk zum Beispiel die "De Piramides" in Amsterdam.

Foto: L. Berns; Daria Scagliola/Stijn Brakkee; Soeters Van Eldonk architecten (2)

"Das Mexx-Haus war damals ein ziemlich großes Projekt", sagt Soeters. Nach dem Bau in Korschenbroich folgten für Soeters viele weiter Aufträge. Der Großteil der Projekte ist in den Niederlanden zu sehen. Viele Deutsche erleben die Architektur von Sjoerd Soeters und seinem Partner Jos van Eldonk zum Beispiel beim Einkaufen in Nimwegen. Das Büro hat dort die "Plein 1944" geschaffen, eine Mischung aus Einkaufen und Wohnen. Auch das Areal rund um die Kirche Mariënburg wurde von ihnen gestaltet.

 Das "New Energy Center" in Wuhan/China.

Das "New Energy Center" in Wuhan/China.

Foto: L. Berns; Daria Scagliola/Stijn Brakkee; Soeters Van Eldonk architecten (2)

Das Mexx-Gebäude in Korschenbroich ist das einzige, das das Büro Soeters Van Eldonk in Deutschland realisiert hat. Dazu kam es, weil Soeters im Auftrag von Mexx eine Reihe von Showrooms in ganz Europa gestaltet hat. So tragen die Firmenzentralen in Zürich, Helsinki, Paris und Leeds die Handschrift von Sjoerd Soeters.

 Das Mexx-Haus in Korschenbroich wurde 1989 gebaut (oben). Später realisierte das Büro Soeters Van Eldonk zum Beispiel die "Plein 1944" in Nimwegen (Mitte), "De Piramides" in Amsterdam (u. l.) und das "New Energy Center" in Wuhan/China.

Das Mexx-Haus in Korschenbroich wurde 1989 gebaut (oben). Später realisierte das Büro Soeters Van Eldonk zum Beispiel die "Plein 1944" in Nimwegen (Mitte), "De Piramides" in Amsterdam (u. l.) und das "New Energy Center" in Wuhan/China.

Foto: L. Berns; Daria Scagliola/Stijn Brakkee; Soeters Van Eldonk architecten (2)

Vor einem Monat wurde bekannt, dass Mexx seine Zentrale in Korschenbroich verkauft hat. Docsellent aus Düsseldorf wird 2015 den Komplex beziehen, sobald die niederländische Modefirma ausgezogen ist. Für die Düsseldorfer sei das Gebäude ideal, sagten die Geschäftsführer im April. Es sei einerseits repräsentativ und biete zudem genügend Platz, um Büros und Druckmaschinen unterzubringen.

Damit scheint Soeters ein Ziel erreicht zu haben. "Es braucht Architektur, die den Menschen gefällt. Viele moderne Bauten sind zu kalt, zu abstrakt, um als angenehm erfahren zu werden."

(NGZ)
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