Lokalsport 75 Unparteiische fehlen im Kreisgebiet

Kleve · Fußball: Der Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss Kleve-Geldern hat jetzt die Sollzahlen für Unparteiische veröffentlicht.

Alljährlich könnten die Mitteilungen der Kreis-Schiedsrichter-Ausschüsse für Jubelschreie beim Fußballverband Niederrhein (FVN) sorgen. Denn wenn die Vereine ihre Schiedsrichter-Sollzahlen nicht erfüllen, klingelt beim FVN die Kasse. 9950 Euro sammelt der Verband allein im Fußballkreis Kleve-Geldern an Ordnungsgeld ein, weil die Vereine ihr Schiri-Soll nicht erfüllen. Auch aus den anderen 13 Kreisen sind die Zahlen ähnlich.

Aber der Verband freut sich nicht — im Gegenteil. "Wir möchten so gut es geht den Mangel bekämpfen", sagt Günther Schmitz, in der FVN-Geschäftsstelle für das Schiedsrichterwesen Verantwortlicher. Schmitz startete mit den Kollegen diverse Aktionen, um den Mangel wenigstens ein bisschen zu beheben. "Es gab Aktionen über das elektronische Postfach aller Vereine", berichtet er — mit wenig Erfolg.

Der Hauptgrund für den Schiedsrichtermangel ist schnell gefunden. "Wenn ich im Verein Werbung für das Schiedsrichteramt mache, kriege ich eigentlich immer dasselbe zu hören", sagt Dieter Niersmans, Fußballobmann des SV Straelen. Kandidaten für das Amt des Unparteiischen würden ihm sagen: "Ich habe keine Lust, mich Woche für Woche anpöbeln zu lassen." So wie Niersmans geht es vielen Vereinsvertretern. Persönliche Erfahrungen auf den Sportplätzen haben vor allem Jungschiedsrichter mürbe gemacht, meint Richard Peters.

"Von acht Jungschiedsrichtern, die ihre Karriere begonnen hatten, habe ich, trotz guter Betreuung durch ältere, ein Jahr später die Hälfte nicht mehr gesehen", berichtet der Geschäftsführer des Fußballkreises und ergänzt: "Das Dilemma ist, dass junge Schiedsrichter die Kritik nicht so kanalisieren können wie alte. Und gerade im Jugendbereich ist der Druck auf Schiris höher — vor allem von Eltern und Betreuern." Sowohl bei den Junioren als auch Senioren gehe die verbale Gewalt gegen Schiedsrichter eher selten von Spielern aus, sagt Peters, auch aus eigener Erfahrung.

Er ist zugleich auch Jugendobmann des SV Nütterden. Hier scheint eine Idylle für Unparteiische gefunden. Warum kann der SVN als einer der wenigen Vereine sein Schiri-Soll sogar übertreffen? "Es ist wohl die Folge unseres stetigen Herumfragens", meint Peters. "Wenn ich zehn ehemalige Spieler frage, ob sie Schiri sein wollen, sagt vielleicht einer ,Ja'. Das ist dann ein Erfolg." So hat Nütterden vier Schiedsrichter mehr, als der Verein stellen müsste. Das macht unterm Strich statt eines Ordnungsgeldes eine Belobigung in Höhe von 150 Euro aus, während andere Vereine dieses Geld — und zum Teil mehr — als Strafe zahlen müssen.

"Der SV Straelen würde gerne weniger zahlen", sagt Dieter Niersmans, der 600 Euro an den Verband überweisen muss. Immerhin konnte der SVS vor kurzem einen Jugendspieler zum Schiedsrichter machen. Er genießt nun Beitragsfreiheit und bekommt seine Ausrüstung vom Verein gestellt. Viele Vereine machen dies — oder würden es gerne machen, wenn sie Unparteiische hätten. Aber die Angst, auf dem Platz Pöbeleien und Gewalt ausgesetzt zu werden, wiegt bei den meisten Interessierten schwerer.

Peters: "Um allein schon Beschimpfungen entgegen zu wirken, sind alle Vereine gefordert." Fehlentscheidungen der Unparteiischen entstünden nun einmal, wie auch Spielern Fehlpässe geschehen. "Und außerdem", ist sich Peters sicher, "gleichen sich Fehlentscheidungen zu eigenen Gunsten und Ungunsten doch irgendwie aus."

(RP/rl)
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