Lokalsport Wie Muskeln Triathleten helfen können

Kleve · Im Rahmen der Vortragsreihe zur Vorbereitung auf den Sparkassen-Triathlon referierte Prof. Dr. Ingo Froböse in Kleve.

 Professor Dr. Ingo Froböse referierte im Audimax der Hochschule Rhein-Waal zum Thema "Muskeltraining im Ausdauersport.

Professor Dr. Ingo Froböse referierte im Audimax der Hochschule Rhein-Waal zum Thema "Muskeltraining im Ausdauersport.

Foto: G. Evers

Der Mensch besitzt genau 656 Muskeln. Es gibt besonders starke Exemplare wie den Kaumuskel, ausgesprochen kleine Muskeln wie den Steigbügel im Ohr und besonders aktive wie die Augenmuskeln. Jeder hat sie, aber die wenigsten Menschen nutzen sie in vollem Umfang. "Und das ist schade", sagt Prof. Dr. Ingo Froböse, "besonders bei Ausdauersportlern, die mit dem richtigen Training noch sehr viel mehr aus sich rausholen könnten."

Der Professor für Sportmedizin ist als Leiter des Zentrums für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln tätig und bekannt durch Auftritte im "Frühstücksfernsehen" oder seiner eigenen Sendung "Sportschlau". Im Rahmen der Vortragsreihe zur Vorbereitung auf den Klever Sparkassen-Triathlon, der am Wochenende 8./9. Juni zum dritten Mal stattfindet, referierte Froböse auf Einladung des Allround-Sports und der Sparkasse im Audimax der Hochschule Rhein-Waal über das Thema "Krafttraining im Ausdauersport" – und brach dort eine Lanze für den Muskelaufbau.

Denn dass Muskulatur unter Ausdauersportlern aufgrund ihres Gewichts oft als Leistungshemmnis gelten, sei ein Irrtum. "Es kommt darauf an, die Strukturen selektiv zu trainieren", erklärt der Fitnessexperte. Eine wichtige Rolle spielt hierbei das Innenleben der Muskeln – die Muskelfasern. Je mehr solcher Fasern ein Mensch nutzt, desto leistungsbereiter ist der Muskel. Das Problem: die meisten Sportler nutzen lediglich 60 Prozent der vorhandenen Muskelfasern. Durch gezielte Rekrutierung von Fasern, die beispielsweise durch wenige Wiederholung einer Übung, die allerdings mit hohen Gewichten durchgeführt wird, lasse sich diese Zahl im besten Fall auf 70 bis 80 Prozent steigern – ohne großartig an Muskelmasse, also Gewicht und somit potenzieller Leistungshemmnis zuzulegen.

"Das Stemmen von Eisen", so Froböse weiter, "ist dabei aber nur eine Seite der Medaille." Optimal ergänzt würden die Übungen durch moderne Methoden wie dem "Core-Training", das besonders an Popularität gewonnen hat, seitdem Jürgen Klinsmann seine WM-Elf 2006 mit Hilfe dieses Programmes auf den dritten Platz führte. Das "Core-Training" zielt darauf ab, die Tiefenmuskulatur, die nicht willkürlich eingesetzt werden kann, "auszutricksen" und durch gezieltes Training beispielsweise die Stabilität des Rückens zu stärken. Eine weitere sinnvolle Ergänzung sei das sogenannte sensomotorische Training, bei der die Wahrnehmung von sensorischen Reizen und die Umsetzung derselben in entsprechende Bewegungen geschult wird.

Muskeltraining sei außerdem in jedem Alter sinnvoll: "Muskulatur befindet sich quasi immer in der Pubertät und erneuert sich alle 15 Jahre", so Froböse. Deshalb sei es im jeden Alter möglich, innerhalb von zwölf Monaten Training seine Leistungskraft um 100 Prozent zu steigern. Ein Beweis hierfür sei eine Studie, die der Professor in Palau durchgeführt hat. Der Inselstaat hatte in seinen Pflegeheimen mit Überfüllung zu kämpfen. Um dem entgegenzuwirken, ließ man die Bewohner in Fitnessstudios ihre Muskeln trainieren – innerhalb von sechs Monaten konnte die Hälfte der Bewohner ausziehen.

(miv)
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