Vokalensemble Chor meistert brillant die große Herausforderung der Motette

Kleve · Vokalensemble der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve wurde in der Versöhnungskirche am Markt Linde gefeiert.

Wer ein Konzert des Vokalensembles der Evangelischen Kirchengemeinde Kleve besucht, kann sicher sein, spannende Musik auf höchstem gesanglichem Niveau zu erleben. Bei seinem Sommerkonzert in der Versöhnungskirche bot der Kammerchor unter Kantor Thomas Tesche dem Publikum ein rundes, stimmiges Programm voll überraschender Entdeckungen.

Im Zentrum stand die sogenannte Evangelienmotette – die mehrstimmige Vertonung von Auszügen aus den Evangelien, mit denen Chöre im 16. Jahrhundert die Bibellesung belebten.

Doch auch einige Komponisten des 20. Jahrhunderts haben sich von dieser Gattung inspirieren lassen. In kluger Auswahl stellte Tesche drei alte Motetten drei modernen gegenüber, die dieselben Bibelstellen auf völlig unterschiedliche Weise in Musik verwandeln.

Renaissancekomponist Andreas Raselius war der Schöpfer der drei frühen Werke. Mit kraftvollem, lupenreinem A-cappella-Klang sang der Chor die polyphonen Sätze und ließ jede einzelne Stimme transparent hervorleuchten.

In seiner unterhaltsamen Moderation wies Tesche auf kompositorische Feinheiten hin, zwischendurch bereicherte er das Programm mit atmosphärisch passenden Orgelstücken.

Teils witzig, teils beklemmend wirkten vier Vertonungen biblischer Sprüche des Schweden Arne Mellnäs (1933-2002). Zischen, Rauschen, gesprochene und geschriene Worte mischten sich unter den Gesang – man spürte regelrecht den frostigen Nordwind und den bedrohlichen Streit, den die Bibelworte heraufbeschworen.

Siegfried Strohbachs „Jesus, der Retter im Seesturm“ und Ernst Peppings „Gleichnis vom Unkraut zwischen dem Weizen“ kombinieren reizvoll moderne Harmonik mit alten Kirchentonarten. Wunderbar machte das Vokalensemble in Strohbachs Motette die Kontraste spürbar: Wo gerade noch Sturm und Wellen gewütet hatten, breitete sich bei dem Satz „Er aber schlief“ vollkommene Ruhe aus.

Mit großer Dramatik vertont Zoltán Kodály (1882-1967) in seiner Motette „Jesus und die Krämer“ jene Szene aus dem Johannesevangelium, in der Jesus die Geldwechsler und Viehhändler aus dem Tempel jagt.

Der Chor meisterte brillant die Herausforderungen – das chaotische Gewühl im Tempel, die erregten Fugeneinsätze bei der Schilderung der Wut Jesu, den strahlenden Schlussakkord. Am liebsten hätte man das knappe, eindringliche Werk noch ein zweites Mal gehört.

Einhellige Begeisterung und stehende Ovationen im Publikum der Versöhnungskirche für das Vokalensemble.

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