Zwölf Künstler in Kranenburg Die Frau mit dem Kopfhaus

Kranenburg · Die Ausstellung „Kreislauf“ mit zwölf Künstlern wurde im Kranenburger Katharinenhof eröffnet: Sowohl im Museum als auch auf der Straße und an anderen Orten der Grenzfeste sind die Werke zu sehen.

Sie trägt ein rotes Kleid mit weißen Punkten und knallrote Pumps. Ganz modern, der Rock ist im 1950er Jahre Look ausgestellt, die Pumps sind „tres chic“. Die Figur hat eine schmale Taille, sie hat schöne Beine und feine Hände - aber kein Gesicht: Denn ihr Kopf ist ein Haus. Klassische Form, Giebeldach. Wie man sich ein Haus, einen Archetyp von Haus vorstellt. Dieses Haus ist wie die Dame gekleidet - im roten Stoff mit weißen Punkten.

Guda Koster verwandelt ihre Figuren in Wesen, die sie in Stoff einschlägt, die sie schick ausstaffiert und dann so faszinierend verwandelt. Die Amsterdamerin arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Künstlerin, ihre Werke wurden in den Niederlanden, Deutschland, Österreich und China ausgestellt. Jetzt steht ihre Frau mit dem Kopfhaus mitten im Saal des Kranenburger Katharinenhofes und fasziniert mit ihrer surrealen Anmut. Koster gehört sie zu den zwölf Künstlern, die im Museum und auf den Wegen und Plätzen der Grenzgemeinde ihre Werke ausstellen. Kosters Figuren funktionieren als Skulptur und als Fotografie, die sie von den surrealen Geschöpfen macht. Wie von jener Frau im Filzkleid, die vor einer Filzwand steht und darin zu verschwinden scheint. Auch das Foto ist im Katharinenhof zu sehen.

Für die große Sommerausstellung haben sich die Organisatoren Großes ausgedacht: Ingrid Gerding und Dini Thomsen hatten die Idee, Drinnen und Draußen zu verbinden und die Kunst, die man im Museum sieht, auch auf den Straßen zu präsentieren. „Kreislauf“ titelten sie die Ausstellung mit zwölf Künstlern, die ihre Werke dort im öffentlichen Raum inszenieren sollten, wo man Kunst eigentlich nicht erwartet. Wie die eingepackten Autos vor dem Kranenburger Rathaus von Elaine Vis. „Die Künstler arbeiten dabei aus verschiedenen Perspektiven, Themen wie Tradition, Geschichte und Zukunft, Migration Heimat, Ausgrenzung und Verbindung spielen hier eine Rolle“, sagt Dini Thomsen. Andere Werke sind ganz minimalistisch, wie der Würfel von Günther Zins, der im Drei-Meter-Quadrat über den Rütterswall schwebt. Während der Würfel präzise berechnet und geschweißt ist, die Perspektive (oder besser noch, die für Zins typische Verwirrung der Perspektive) bei den in den Raum gezeichneten Werken exakt stimmen muss, präsentiert Zins im Katharinenhof seine geworfenen Plastiken. Er wirft Aluminum-Rohre in die Luft und fotografiert die Aktion mit einer Hochgeschwindigkeitskamera. So entstehen Bilder von „geworfenen Plastiken“: Ein Zufallsprodukt.

Gunter Hülswitt wiederum lässt seine Holzarbeiten in den Raum greifen, wie Arme, die Halt suchen (und manchmal auch angelehnt sind). Gezapfte Verbindungen halten die einzelnen Elemente seiner Skulpturen zusammen. „Aufrecht, angelehnt“, heißen die Arbeiten des Gochers, die sowohl im Außenraum als auch im Katharinenhof zu sehen sind.

Einen lokalen historischen Hintergrund hat die Arbeit von Klaus van Bebber, der an den Diebstahl und die Wiederkehr des Corpus aus der katholischen Pfarrkirche erinnert. 1963 wurde die Figur entwendet und kurze Zeit später im Stadtgraben gefunden, der mutmaßliche Täter verhaftet. Van Bebber hat im Museum die Berichterstattung mit hochgezogenen historischen Fotos installiert, draußen kennzeichnet ein rotes Kreuz den Ort, wo der Corpus gefunden wurde.

In Marjocke van der Plassches Kunstwerk kann man eintauchen, wie in Wasser: Man geht in blaues Haus aus Stoffwasser. Ingrid Geerdink erinnert mit ihren Fotografien und einem Video an die alte Schuhmacherwerkstatt in Kranenburg. „Diese Werkstatt ist schon Kunstwerk an sich“, sagt die Niederländerin. Interessant Andreas Hetfelds Installation „Louis - die Natur des Menschen“, bei der sich Philosoph und Neandertaler Aug’ in Aug’ blicken. Eben die Natur des Menschen. Pat van Boeckels hauchzarter Federbusch auf der Wand verwandelt sich per Projektion in ein Gesicht, nach und nach vollzieht sich hier die Verwandlung. Zur Ausstellung ist ein kleines, griffiges Katalogheft erschienen, das ausliegt. Während der Ausstellung bis zum 23. September ist der Eintritt ins Museums frei.

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