Projektraum-Bahnhof25 Kunst in der Mitte der Nacht: Ein Schläfer im Schaufenster

Kleve · Virgile Novarina untersucht den Schlaf. Elmar Mauch holt Erinnerungen in die Gegenwart. Beide stellen im Kunstverein „projektraum-bahnhof25“ aus.

Gemütlich ist das Holzbett im Schaufenster des Projektraums-Bahnhof25 nicht. Hartes Holz einer Europalette eben. Auf diesem harten Untergrund erforscht Virgile Novarina den Schlaf. Seinen Schlaf. Das war in einer Installation sogar live im Schaufenster des Kunstvereins an der Bahnhofstraße in Kleve zu sehen. Gleich neben dem Kopfteil des Bettes hält er Feder und Papier parat, um sofort, wenn er aus einer Tiefschlafphase aufwacht, Notizen zu machen.

Er schreibt einzelne Worte auf, macht kleine Zeichnungen, skizziert seinen Zustand. Die Projektnotizen einer früheren Aktion hat er auf die Wand neben seinem Bett installiert - in einer Hängung, die an die Kurve des Schlafdiagramms erinnert, das direkt gegenüber hängt. Im hinteren Raum des Kunstvereins zeigt er einen Film aus Paris - er in einem Schlafprojekt im Schaufenster, davor die Reaktion der Passanten. Spannend.

Elmar Mauch arbeitet mit alten Erinnerungen und holt sie in Gegenwart, macht sie zu neuen Eindrücken. Auf Flohmärkten kauft der Dortmunder Künstler Familienalben, die berühmten Bilderkartons mit all den schwarz-weiß und vergilbten Farbfotos, die sich ansammeln und mit denen die Folgegenerationen nichts mehr anfangen kann. Mauch sammelt sie, kategorisiert die Bilder und macht daraus neue Werke. Er nennt es das „Archiv der verwaisten Bilder“. Darin sind inzwischen 100.000 Fotos in 800 Kategorien versammelt

Daraus entstehen völlig neue Bilder, Mauch legt beispielsweise mehrere Gesichter übereinandergelegt, so dass sich eine scheinbar neue Person ergibt, die es so nicht gegeben hat oder nie geben wird. Die Bilder, die keinen Kontext mehr haben, bekommen einen neuen Zusammenhang. Oder wirken surreal, wenn sich eine Touristengruppe in einer brennenden Stadt erholt. „Ich weiß auch nicht, ob es ein Kriegsbild oder ein Brand ist, das als Hintergrund für die Gruppe Menschen dient“, sagt er. Denn ursprünglich saßen diese wohl auf einem Gipfel und genossen die Aussicht.

„Elmar Mauch. Virgile Novaris“ im projektraum-bahnhof25 ist bis 23. Juni zu sehen. Sa und So 13 bis 17 Uhr.

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