Museum Goch Architektur trifft freie Skulptur

Goch · Das Museum Goch und das Museum Ratingen zeigen zeitgleich die Kunst des Bildhauers Paul Schwer. Am Sonntag, 1. Juli, eröffnet Bürgermeister Ulrich Knickrehm die Gocher Präsentation namens „Von beiden Enden“.

 In der Ausstellung sind Werke von Paul Schwer zu sehen.

In der Ausstellung sind Werke von Paul Schwer zu sehen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die allermeisten Gocher dürften schon mal eine Arbeit von Paul Schwer gesehen haben. Denn von Paul Schwer stammt die Skulptur „Shelter Now“ auf dem See des Gocher Baugebiets „Neu-See-Land“, und einen Spaziergang durch das frühere Kasernengebiet dürfte wohl fast jeder Gocher schon unternommen haben. Ansonsten ist das, was jetzt im Museum Goch entstand, aber weit mehr als die bunt schillernde -Plastik auf dem See. Zu sehen ist eine Auseinandersetzung mit Farbe, Licht und Materialien, die sehr deutlich mit architektonischen Fragen spielt. Eröffnet wird die Ausstellung „Von beiden Enden“ am Sonntag, 1. Juli, um 11.30 Uhr. Bereits am Freitag begann eine Kooperations-Präsentation in Ratingen.

Paul Schwer, 1951 im Schwarzwald geboren, orientiert sich in seinen Werken gerne an bestehenden Gebilden, landschaftlichen Gegebenheiten oder Gebäuden, denen er irgendwo begegnet ist: auf Reisen, beim Autofahren, beim Stadtspaziergang. Während einer Arbeitsphase in der Türkei (dabei entstand auch „Shelter Now“) nahm er zum Beispiel ein Haus mit Vordach aus Wellpolyester wahr. Es diente dem, was er für Goch erarbeitete, als Vorlage.

Zwei Säle werden für die Ausstellung genutzt, der eine zeigt eine Gebäudestruktur eher von innen, der andere das hüttenähnliche Äußere. Umgesetzt hat das auf dem Kopf stehende Haus übrigens Museumsschreiner Rolf Heek nach einem Modell des Künstlers. Schwierig war, es hinzubekommen, dass es auf dem Giebel, der sich auf zwei Rampen abstützt, liegen bleibt. Die Lampen zu installieren, die das Gebäude ins rechte Licht rücken, war dann wieder Thema für Schwer selbst.

Im vorderen Raum des Museums werden sich die Besucher vermutlich länger aufhalten. Dort ist ein Lattengerüst aufgebaut worden, das die Architektur des Saals mit seinen Fenstern und Türen zitiert, Räume, Decken und Maße andeutet, die die Struktur natürlich eigentlich nicht hat. Eine Wand aus Dachlatten steht sogar schräg zwischen den übrigen „Wänden“. „Vom Raumgefühl her war mir das nicht genug, da musste noch eine Störung rein“, sagt der Künstler. Außerdem hat er Skulpturen mitgebracht und wie abstrakte Möbel in die Installation gesetzt. Sie sind aus Acryl oder Glas, mal durchsichtig, mal bedruckt oder bemalt, meist in Wellen gelegt, denen man noch ansieht, wie die erhitzte zähe Masse sich im Herabsinken verformte. Was wirkt wie willkürlich in den Raum gestellt, folgt einem Konzept, am dem Paul Schwer bis zum Schluss tüftelt. „So oft ich mir in den vergangenen Tagen die Ausstellung ansah, war wieder etwas verändert“, merkt Steffen Fischer vom Museum an.

Bis in den Flur zieht sich die Installation, zusammen mit den handwerklichen Materialien, die für den Aufbau nötig waren, vermittelt sich ein leicht chaotischer Eindruck. „Doch wenn man eintritt, gibt es Linien und Strukturen, an denen sich das Auge anhaftet“, findet Fischer. Für Paul Schwer musste die Zwischenwand des Ausstellungsraums verschwinden, denn der Künstler brauchte die gesamte Ausdehnung. Dafür hat er drei zusätzliche Leichtbausäulen aufgestellt - aus verschraubten Verlegeplatten, wie er seine Materialien überhaupt hauptsächlich aus dem Baumarkt bezieht.

Die Ausstellung ist bis zum 9. September zu sehen. Am Sonntag gibt es auch ein „Kids’ Opening“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort