„Musicalferien“ Schüler interpretieren die Nibelungensage

Kleve · In nur sechs Tagen studieren 35 Jugendliche während der Herbstferien mit der Kreismusikschule ein Musical ein. „Siegfried“ wird am Donnerstagabend um 19 Uhr in der Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschule aufgeführt.

 Nur sechs Tage haben die 35 Jugendlichen Zeit, um Schauspiel, Tanz und Gesang bis zur Aufführung des Musicals vor gut 300 Zuschauern verinnerlicht zu haben.

Nur sechs Tage haben die 35 Jugendlichen Zeit, um Schauspiel, Tanz und Gesang bis zur Aufführung des Musicals vor gut 300 Zuschauern verinnerlicht zu haben.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Aufgeregt ist Milla noch nicht – zumindest ist der Zwölfjährigen davon nichts anzumerken. „Ich freue mich schon riesig, das wird richtig Spaß machen“, sagt die Schülerin zwei Tage bevor sie vor gut 300 Zuschauern in der prallgefüllten Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschule singen wird. Gemeinsam mit 34 anderen Jugendlichen aus dem Kreis Kleve wird sie dort am Donnerstag um 19 Uhr das Musical „Siegfried“ aufführen. Und das nach gerade mal sechs Tagen Probezeit.

„Das ist nunmal der Zeitraum, den wir zur Verfügung haben“, erklärt Thomas Dieckmann, Leiter der Klever Musikschulen, die die Musicalferien zum achten Mal organisieren. „Man muss sich mal vorstellen, dass die Schüler das Stück vorher nicht kennen und überhaupt nicht vorbereitet sind“, sagt er und fügt lachend an: „Für mich ist es eigentlich unvorstellbar, dass das jedes Jahr funktioniert. Sogar ohne größere Hänger.“

Drei Dozenten sind im Einsatz, um mit den Elf- bis 17-Jährigen täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr Text, Schauspiel und Tanzperformance einzustudieren. Gerade was die gemeinsame Darstellung auf der Bühne angeht, werden die Jugendlichen dabei aktiv eingebunden. „Da wird viel zusammen erarbeitet und improvisiert. Wir müssen es ja schaffen, innerhalb weniger Tage ein harmonisches Stück auf die Bühne zu bekommen“, erklärt Dieckmann. Verantwortlich für Schauspiel und Improvisation ist Dozentin Ella Lichtenberger, die Szene für Szene haarklein durchgeht. Auffällig: Es wird ständig gescherzt und gelacht. „Und das ist auch gut so“, sagt Dieckmann. „Es sind ja schließlich immer noch Schulferien und das Ganze ist in erster Linie Freizeit für die Jugendlichen.“

Um die Choreografie kümmert sich gleichzeitig Elke Welz-Janssen, während die für den Gesang verantwortliche Franziska Dieckmann mit zwei Schülerinnen ein Stück durchgeht. „Faszinierend, wie schnell sie so viel Text in so kurzer Zeit aufnehmen und wie gut man mit ihnen arbeiten kann“, sagt sie. „Viele von uns sind jetzt auch schon zum vierten oder fünften Mal dabei. Dann fällt es natürlich leichter“, erklärt die 13-jährige Emma, die gerade das „Zwergenlied“ probt.

Auf die begehrten Plätze für die „Musicalferien“ ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Sobald kurz von den Sommerferien die Meldeliste öffnet, dauert es in der Regel nur wenige Tage, bis sie voll ist – selbst Kinder aus dem entfernten Köln nahmen in den vergangenen Jahren teil. „Dass wir so beliebt sind, freut uns natürlich. Es hat aber den negativen Effekt, dass wir leider auch Leute abweisen müssen“, erklärt Thomas Dieckmann. Unter den 35 Teilnehmern sind in diesem Jahr nur fünf Jungen. „Das ist immer so, muss aber nicht so bleiben“, sagt der Leiter, der nichts gegen eine ausgeglichenere Gruppe hätte.

Zu sehen ist am Donnerstagabend eine altersgerecht aufgearbeitete Musicalversion über Siegfried von Xanten, den großen Helden der Nibelungensage. Durch seine Klugheit gerät er an den ungeheuren Schatz der Nibelungen, mit seiner sagenhaften Stärke besiegt er den Drachen, und durch ein Bad in dessen Blut wird er unverwundbar – fast. Freundschaft und Liebe, aber auch Verrat und Rache prägen das Spiel um Siegfried, König Gunther, Hagen von Tronje, Königin Brunhild und Prinzessin Kriemhild. Um Brunhild zu erwerben, soll ein starker Mann seine Stärke in drei sportlichen Disziplinen unter Beweis stellen. König Gunther bittet Siegfried zur Hilfe und das Unheil nimmt seinen Lauf. Wichtig ist Dieckmann die moderne Darstellung: „Was wir mit den Schülern immer wieder schaffen wollen, ist, die Geschichte in die Gegenwart zu transferieren.“

Karten sind zum Preis von sieben Euro und ermäßigt für vier Euro in der Kreismusikschule sowie an der Abendkasse erhältlich.

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