Lokale Wirtschaft Wirte warten auf Signal für ihre Branche

Kalkar · Seit Mitte März haben die meisten Wirte keinen Umsatz mehr, viele von ihnen aber weiter hohe Kosten. Sie wollen von der Politik hören, wann es wie weitergeht. Wertvolle Wochen „draußen“ wurden nicht nachholbar verpasst.

 Leere Stühle trotz Prachtwetter-Phase – zum Leid von Kalkars Wirten am Markt.

Leere Stühle trotz Prachtwetter-Phase – zum Leid von Kalkars Wirten am Markt.

Foto: nik

Leere Stühle sind seit Wochen traurige Realität im Gastgewerbe. Die Wirte aus Kalkar nahmen am Freitag an einer Kampagne ihres Berufsverbands teil, die genau diesen Namen trug: „Leere Stühle“. Solche hatten die Gastronomen jetzt auf dem Kalkarer Marktplatz in lockerer Anordnung aufgestellt, daneben machte ein professionell gedeckter Tisch Lust darauf, sich niederzulassen. Doch genau das ist nicht möglich: Sämtliche Restaurants, Cafés und Kneipen in Deutschland sind seit Mitte März geschlossen. Viele Betriebe sind dadurch in ihrer Existenz bedroht. Um die Politik auf ihre desaströse Lage aufmerksam zu machen, hat der Verband zu einer Aktion aufgerufen, die vom Kreisvorsitzenden Han Groot Obbink angeführt wurde.

Wie ein geübter Gewerkschafter formulierte der Wunderland-Geschäftsführer die Sorgen und Erwartungen seiner Kollegen. Seine Hoffnung zielt darauf, dass die NRW-Politiker sich mit ihrem Vorhaben durchsetzen, ab dem 4. Mai unter strengen Hygienebedingungen Gastronomie wieder zu ermöglichen. „Wir brauchen eine Perspektive, ein Signal“, sagte er der RP. Die Ankündigung, die Mehrwertsteuer auf sieben Prozent herabzusetzen, sei ein willkommener Schritt, „aber wir brauchen Erleichterungen sofort und nicht nur für ein Jahr!“ Auch müsse das Kurzarbeitergeld erhöht werden, denn mit 60 Prozent kämen seine Mitarbeiter nicht zurecht.

Georg Kellendonk, Chef des „Ratskeller“, sieht ausgesprochen erholt aus. „Ich gehe spazieren, jogge, sitze an der Emmericher Rheinpromenade und gucke Schiffchen. Aber so langsam würde ich auch gerne wieder arbeiten“, sagt er. Kollegin Petra Meier, die mit ihrem Mann gleich drei Lokale an Kalkars Gastro-Meile betreibt, hat die Küche nicht gänzlich geschlossen: Gemeinsam mit ihrer Auszubildenden Entila Cami, deren Abschlussprüfung wegen Corona verschoben wurde, bietet sie täglich einige Gerichte zum Abholen an. „So haben wir wenigstens ein bisschen zu tun.“ Service-Kraft Sabine Verfondern hat ebenfalls genug von Garten und Fensterputzen zu Hause und sehnt sich zurück ins Restaurant. Wenn es im Mai weiterginge, wäre sie glücklich.

Zumal Kalkars Marktplatz bei diesem prächtigen Wetter ja nach Bewirtschaftung förmlich schreit. Ronga Carlo vom „Rocco’s“ möchte daran glauben, dass die Saison noch nicht ganz beendet ist. „Aber mit zwei Meter Abstand zwischen den Gästen fehlt uns ganz viel Umsatz. Und wir müssen Koch und Hilfskoch, Pizzabäcker, Service- und Spülkräfte bezahlen, als würden wir 100 Prozent der Einnahmen haben“, sagt Carlo.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort