Aktion in Remscheid Leere Stühle zeigen Not der Gastronomie

Innenstadt · Mit einer rund einstündigen Aktion auf dem Rathausplatz haben die Inhaber von Cafés, Kneipen, Gaststätten und Restaurants am Freitag auf die existenzbedrohende Situation in ihrer Branche hingewiesen.

 Zwischen den leeren Stühlen aus ihren Betrieben stehen die Remscheider Gastronomen auf dem Rathausplatz. Auf Abstand wird auch hier geachtet.

Zwischen den leeren Stühlen aus ihren Betrieben stehen die Remscheider Gastronomen auf dem Rathausplatz. Auf Abstand wird auch hier geachtet.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Szenerie sieht auf den ersten Blick einladend aus. Jede Menge Küchenstühle, Klappstühle, Strandliegen und sogar ein paar Sessel stehen im Sonnenlicht des späten Freitagvormittags auf dem Rathausplatz. Ein paar Tische sind sogar eingedeckt. Aber alle Plätze im Schatten des Löwen sind leer. Startet hier gleich ein Testlauf für ein Open-Air-Kino in der Innenstadt?

Der wahre Grund dieses Bühnenbildes ist ernster. Mit der Teilnahme an der bundesweiten Aktion „Leere Stühle“ wollen Remscheids Gastronomen symbolhaft auf die großen Probleme hinweisen, in die ihre Branche durch die Corona-Pandemie geraten ist. „Wir wollen unseren Kunden zeigen, was gerade bei uns los ist“, sagt Markus Kärst, Remscheider Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die leeren Stühle stehen für die Gäste, die seit nunmehr fast sieben Wochen nicht mehr bewirtet werden können. Einige haben auf einen Bringservice umgestellt oder bieten Essen zum Mitnehmen an, aber das kompensiere bei weitem nicht das normale Geschäft in den Restaurants, Cafés und Gaststätten.

Kärst plädiert daher im Namen seiner Kollegen an Bund und Land für ein „Rettungspaket 2“. Die bisher erfolgte finanzielle Unterstützung reiche nicht aus. Die Schätzungen des Branchenverbandes, dass bis zu 30 Prozent aller Betriebe durch Corona zur Aufgabe gezwungen werden könnten, teilt Kärst auch mit Blick auf Remscheid. Seine Schätzung: Mindestens bis Herbst 2021 könnte es dauern, bis sich das Geschäft erholt und auf das alte Niveau gefunden hat. So lange durchzuhalten, sei für viele nicht leistbar. Hinzu komme die Gefahr, dass sich die Mitarbeiter neue Jobs suchen. Das Kurzarbeitergeld orientiert sich am nicht so hohen Lohn. In dieser Branche macht das Trinkgeld einen wichtigen Teil des Einkommens aus. Und das ersetzt niemand.

Damit es nicht zum großen Gaststättensterben kommt, plädieren die Gastronomen für ein Konzept zum „Re-Start“, wie Kärst es formuliert. Heißt: Eine Öffnung der Geschäfte unter den Vorgaben der Corona-Krise. Technisch hält Kärst das für machbar. Der Verband hat bereits Hygienekonzepte erarbeitet. Gäste, die am Tisch sitzen, sind aus seiner Sicht unter dem Aspekt der Ansteckung weniger problematisch als Supermarktkunden, die ihren Einkaufswagen stehen lassen und dann ohne Abstandsgebot durch die Gänge stromern. „Drei Tage vor dem Lockdown“ hätten die Betriebe ja bereits schon so ohne Probleme gearbeitet.

Die Dehoga begrüßt die aktuellen Überlegungen im Bund, die Umsatzsteuer zu senken. Diese Regel müsse aber nicht kurzfristig, sondern für „fünf bis zehn Jahre“ gelten, sagt Kärst. Aktuell zeige sie keine große Wirkung, weil es eben kaum Umsätze gebe.

Geschützt mit einem Mundschutz mit Remscheider Stadtwappen war Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) am Vormittag zu den Gastwirten auf den Rathausvorplatz gekommen. Vor allem um „Solidarität zu zeigen“, denn Ansprechpartner für diese Themen sind das Land und der Bund. Die Stadt hat kein Geld zu verteilen. Er werde das Anliegen aber in die regelmäßigen Gesprächsrunden mit dem Land mitnehmen, sagte der OB. Denn ohne Gastronomie in Remscheid fehle einfach „ein Stück Lebensqualität“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort