Zum Sonntag Hinterm Horizont geht’s weiter

Kleve · Auch und gerade in diesen Corona-Zeiten machen diese biblischen Erzählungen Mut, sagt Reiner Rosenberg, Pastoralreferent an der JVA Kleve. Auch wenn Normalität derzeit herbeigesehnt wird, sollte man daran glauben, dass es mehr gibt, als man zu sehen vermag.

 kolumne kleve

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Foto: rosenberg

Das klare Wetter hält derzeit morgens und abends ein gewaltiges Schauspiel für uns bereit: Wenn die Sonne wie ein großer Feuerball auf- und genauso kraftvoll wieder untergeht, dann wird er sichtbar – der Horizont. Das Sonnenlicht hüllt die Erde in leuchtendes Rot. Wunderschön!

Wie aber sieht es gerade hinter dem Horizont aus? Es scheint zwar, als sei am Horizont die Welt zu Ende, doch ich weiß, dass das nur für meinen ganz persönlichen Horizont gilt. Jeder Mensch auf jedem Teil der Erde hat einen anderen Horizont, den er sieht. Es kommt auf den Standpunkt an.

Das gilt für das beschriebene Naturschauspiel genauso wie für den geistigen Horizont. Jeder und jede von uns hat eine eigene Sicht der Dinge, einen Standpunkt, von dem aus die Welt und das Geschehen in ihr betrachtet und bewertet wird. Diese Sicht ist nicht falsch, aber unvollständig.

Hinterm Horizont geht’s weiter, das ist für mich die Botschaft der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.

Karfreitag, der Tod Jesu, ist nicht das Ende, sondern es folgt etwas, das wir nicht sehen und kaum begreifen können. Der Apostel Thomas sagt es klar: „Ich glaube nicht, was ich nicht sehen kann.“ Die Emmausjünger sind mit Jesus auf dem Weg, und erkennen ihn nicht vor lauter Resignation und Trauer. Und auch die Jünger, die sich längst wieder ihrem Alltagsgeschäft zugewandt haben, erkennen ihn zunächst nicht. Für ihren menschlichen Horizont ist die Wirklichkeit der Auferstehung nicht zu fassen. Aber sie lassen sich ein auf den Gedanken, dass der Tod doch nicht das Ende ist, dass da noch was ist hinterm Horizont.

Auch und gerade in diesen Corona-Zeiten machen mir diese biblischen Erzählungen Mut: Auch wenn wir nicht verstehen, was da so gerade mit uns und der gesamten Menschheit geschieht, auch wenn wir das Gefühl haben, die Verunsicherungen und Beschränkungen nicht mehr aushalten zu können, auch wenn wir so dringend wieder zur Normalität zurückkehren möchten, lassen wir uns ein auf den Gedanken: Hinterm Horizont geht’s weiter!

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