Trecker starten in Kerken Gelderland beteiligt sich an Bauerndemo

Gelderland · Auch aus der Region fuhren viele Traktoren nach Düsseldorf. Georg Biedemann aus Winnekendonk organisierte die Aktion mit.

 200 Traktoren aus Wesel und 80 aus Kerken haben sich auf den Weg nach Düsseldorf gemacht. Die Landwirte protestieren gegen das Agrarpaket der Bundesregierung.   Foto: Young/dpa

200 Traktoren aus Wesel und 80 aus Kerken haben sich auf den Weg nach Düsseldorf gemacht. Die Landwirte protestieren gegen das Agrarpaket der Bundesregierung. Foto: Young/dpa

Foto: dpa/David Young

Viele Autofahrer atmeten am Montagmorgen auf. Der ganz große Stau wegen der fahrt der Bauern nach Düsseldorf fiel aus. Im Gegenteil: „Aus unserer Sicht gab es keinerlei Beeinträchtigungen im Kreis Kleve“, sagte Polizeisprecher Ingo Schankweiler am Nachmittag. Auch auf der rechten Rheinseite blieb es ruhig. Wie eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde in Wesel auf Anfrage mitteilte, sei es zwar zu Verkehrsbehinderungen gekommen, aber alles habe „recht reibungslos funktioniert.“

Das lag daran, dass die Landwirte sich nämlich diesmal auf den Weg gemacht hatten, bevor der Berufsverkehr startete. Gegen 6 Uhr trafen sich die Bauern mit ihren Traktoren in Kerken, eine andere Gruppe fand sich eine Stunde später in Wesel ein.

200 Trecker zählte die Polizei in Wesel, in Kerken waren es etwa 80. Auf dem Weg in die Landeshauptstadt gesellten sich immer mehr Fahrzeuge hinzu. Am Ende protestierten die Landwirte mit rund 500 Traktoren gut sichtbar in Düsseldorf. Organisator Georg Biedemann aus Winnekendonk war begeistert. „Es war ein sehr erfolgreicher Tag“, sagte der Landwirt, der am Morgen mit dem Auto nach Düsseldorf gefahren war, um dort die Kundgebung vorzubereiten. Auch mit der Diskussion in Düsseldorf war er zufrieden. „Auch die Politik hat deutlich gemacht, dass sie an einem Dialog mit uns interessiert ist. Und das ist genau das, was wir auch wollen. Wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu bleiben.“ Schließlich seien nicht die Bauern nicht gegen irgendwas, sondern würden nur ihre Interessen vertreten. Das Agrapaket habe aber das Fass zum Überlaufen gebracht, jetzt hätten die Bauern reagieren müssen.

Immer wieder habe er auch die Frage gehört, warum die Landwirte denn gleich mehrfach auf die Straße gehen. „Weil wir merken, dass das auch einen Effekt hat, wir werden jetzt inzwischen in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen. Viele merken, dass wir keine rückwärtsgewandte Berufsgruppe sind, sondern auch nach vorne schauen.“ Schließlich seien die Landwirte die Hauptbetroffenen von Klimawandel oder Artensterben. da liege es auf der Hand, dass man da auch an tragfähigen Lösungen interessiert sei.

Als Biedemann vom Erfolg der Aktion berichtete, saß er bereits wieder im Auto nach Berlin. Hier wird am Mittwoch nämlich der Protest fortgesetzt. Mit in die Hauptstadt bringen die Landwirte vom Niederrhein eine große Box mit Briefen. Hier haben viele ihre Forderungen aufgeschrieben, die dann in Berlin  an die Bundespolitiker überreicht werden sollen. Biedemann freut es daher besonders, dass die Landwirte am Mittwoch endlich die Gelegenheit bekommen, auch mit Landwirtschaftsministerin Svenja Schulze zu reden.

Dass Biedemann sich überhaupt zwei Tage bei seinem Hof ausklinken kann, um den Protest zu organisieren, liegt daran, dass  sein Sohn den Betrieb übernommen hat. „Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen Hofnachfolger habe. Aber viele Berufskollegen haben Probleme damit. Denn viele Jüngere stellen sich die Frage, ob es sich heute überhaupt noch lohnt, einen Hof zu übernehmen.“ Die Zeiten von Bullerbü und „Bauer sucht Frau“ seien längst vorbei. Kleine Höfe könnten nicht mehr überleben. daher würden größere Einheiten entstehen. „Das hat dann auch den Vorteil, dass man auch einmal Urlaub machen und sich die Arbeit teilen kann.“ Oder eben die Zeit dafür nutzt, den Protest der Berufskollegen am Niederrhein mit zu organisieren.

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