Demos in NRW Hunderte Bauern blockierten mit Traktoren den Verkehr

Düsseldorf · In NRW haben am Dienstag hunderte Bauern gegen die Agrarpolitik der Regierung demonstriert. Durch die Traktor-Kolonnen kam es vielerorts zu Staus.

Bauern-Demo: Bauern demonstrieren in NRW und bundesweit
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Bauern in NRW demonstrieren gegen Agrarpolitik

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Foto: Fischer, Armin (arfi)

Mit Hunderten Traktoren und kilometerlangen Konvois haben Bauern am Dienstag in vielen Regionen den Verkehr blockiert und gegen die Agrarpläne der Bundesregierung protestiert. Bei der zentralen Kundgebung in Bonn versammelten sich rund 6000 Teilnehmer, erwartet wurden bis zu 10.000. „Traktoren sind es aber deutlich mehr als erwartet“, sagte ein Sprecher der Bonner Polizei am Mittag.

Ein Trecker-Konvoi, in dem die Bauern nach Bonn fuhren, sei zehn Kilometer lang gewesen. Sie protestierten vor allem gegen strengere Regeln für mehr Umwelt- und Insektenschutz, weil sie dadurch ihre Existenz bedroht sehen. Auch in München, Hannover, Stuttgart und vielen anderen Städten versammelten sich Bauern mit ihren Treckern.

Tatsächlich waren es die sonst nur selten gesichteten Fahrzeuge mit massiven schwarzen Reifen und Baggerschaufeln, die in den Großstädten am meisten Aufsehen erregten. Von Bürgersteigen und Straßenbahnen aus filmten Schaulustige die kilometerlangen Konvois. Weil Traktoren maximal Tempo 50 fahren dürfen, waren manche Bauern schon mitten in der Nacht nach Bonn aufgebrochen. Trotzdem reichte am Vormittag die Energie noch zum Blinken, Hupen und um heimische Äpfel an Passanten zu verteilen.

Wir geben Ihnen einen Überblick, wie die Proteste in Nordrhein-Westfalen laufen.

Wesel, Xanten, Emmerich, Rees

Im Kreis Wesel waren seit 5 Uhr mehr als 220 Landwirte mit ihren Traktoren auf dem Weg nach Wesel. Durch ihr lautes Hupen weckten sie zahlreiche Anwohner. Diese empörten sich in den sozialen Netzwerken über die lauten Proteste. Bei Lemken in Alpen versammelten sich weitere 400 Landwirte mit Treckern, darunter auch 100 aus dem Kreis Wesel. Sie machten sich auf nach Bonn. Ab Dienstagmorgen, 6.30 Uhr, kam es auf der Rheinbrücke in Wesel zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen, weil sich viele Landwirte mit ihren Treckern nach Wesel aufmachen. Nach der finalen Kundgebung in Rees fahren die Landwirte zurück zu ihren Höfen.

Düsseldorf

Auf dem Weg nach Bonn sind mindestens 140 Traktorfahrer auch durch Düsseldorf gekommen und haben dabei größere Verkehrsbehinderungen verursacht. Nach Angaben der Düsseldorfer Polizei überquerte der Tross kurz nach 9 Uhr die Stadtgrenze zu Duisburg und fuhr dann über die B8n nach Süden. Dabei wurden die Traktoren von Polizeiautos flankiert. Über den Südring und die Münchener und die Frankfurter Straße ging es dann gegen 11.15 Uhr auf Mettmanner Gebiet weiter.

Bonn

„So wie bisher geht es nicht weiter“, rief einer der Organisatoren zu Beginn der Kundgebung in Bonn. „Die Lösung kann nur sein, dass wieder mit uns geredet wird.“ Aufgerufen zum Protest hat das noch recht junge Netzwerk „Land schafft Verbindung“, in dem sich Zehntausende deutsche Landwirte zusammengeschlossen haben. Die Polizei twitterte: „Bitte halten Sie die Rettungswege frei!“ Teils musste der Stadtbahnverkehr unterbrochen werden, weil Gleise blockiert waren. Straßen rund um die Innenstadt waren voll mit blinkenden Traktoren, für andere Autos war kein Durchkommen. Auf Transparenten standen Sprüche wie „Redet mit statt über uns“, „Ohne Bauern bleibt der Kühlschrank leer“ oder „Frag doch mal den Landwirt“.

Die Kundgebung fand auf einem Platz in der Innenstadt statt, auf den keine Traktoren durften. Die Bauern konnten die Fahrzeuge auf einer Wiese abstellen. Alle Details aus Bonn erhalten Sie hier.

Neuss, Dormagen

Laut Polizei des Rhein-Kreises Neuss verlief die Anfahrt zur Demonstration durch den Rhein-Kreis Neuss ohne Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Für den Nachmittag rechnet die Polizei mit ähnlichen Behinderungen durch die abreisenden Landwirte.

Duisburg

Die Polizei in Duisburg sprach von 140 Traktoren, die auf dem Stadtgebiet demonstrierten oder zu anderen Protesten fuhren. Durch die Traktoren gab es in mehreren Städten unter anderem bei Duisburg im Bereich der Krefelder Rheinbrücke Behinderung.

Köln

In Köln wurde eine Ausfahrt der Autobahn 1 zeitweise gesperrt, damit „abfahrende Fahrzeuge nicht in #Stau geraten“, so die Polizei via Twitter. In Hennef rief die Polizei andere Verkehrsteilnehmer dazu auf, wegen der Traktoren die Innenstadt zu meiden.

Münster

Im Raum Münster erreichten die Protestzüge der Landwirte laut Polizei eine Länge von bis zu zehn Kilometern.

Märkischer Kreis

Im Märkischen Kreis begleitete die Polizei in der Nacht mehr als 230 Traktoren, die auf dem Weg nach Bonn waren, berichteten die Beamten am Morgen. Das sei störungsfrei verlaufen.

„In ganz NRW dominieren heute Traktoren die Straßen“, sagte der Leitende Polizeidirektor Martin Mönnighoff im Polizeipräsidium Münster. Polizisten begleiteten die Konvois aus mehreren hundert Fahrzeugen und schleusten sie über Bundes- und Landstraße zum Zielort. „Unsere Kolleginnen und Kollegen haben fast entlang der gesamten Strecke regelnd in den Verkehrsfluss eingegriffen und für ein zügiges Fortkommen der Ackerboliden gesorgt“, sagte Mönnighoff weiter. Nach Versammlungsende in Bonn gegen 14 Uhr wird die Polizei auch den Rückweg der beiden großen Fahrzeugkonvois zurück in den Norden begleiten.

Nach der Aktion in Bonn verstreuten sich die rund 6000 protestierenden Landwirte wieder in alle Himmelsrichtungen. „Das war jetzt der ganze Bauernzauber?“, wunderte sich eine ältere Dame in einem angrenzenden Café am Münsterplatz. „So viel Aufwand für zwei Stunden?“ Zumindest an den Traktoren-Konvois, die selbst die Polizei als „sehr beeindruckend“ bezeichnete, durfte Bonn sich - wie viele andere Städte - noch einige Stunden länger erfreuen.

(mba/dpa/hsr)
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