E-Bus in Kevelaer Elektronisch in die ferne Zukunft

Kevelaer · Das Unternehmen Schartojé aus Kevelaer testete im Linienverkehr einen elektronischen Bus. Er kommt zwar gut an, aber wird in naher Zukunft noch nicht regelmäßig eingesetzt. Unter anderem fehlt die nötige Infrastruktur.

 Thomas und Renate Schartojé begleiteten die Testfahrt mit dem E-Bus durch Kevelaer.

Thomas und Renate Schartojé begleiteten die Testfahrt mit dem E-Bus durch Kevelaer.

Foto: Norbert Prümen

Der Bus fährt an den Betriebshof Kevelaer, hält vor dem Sitz der Firma Schatorjé. Weiß-Schwarz lackiert ist er, vorne prangt der Mercedes-Stern, links und rechts sind große Glasscheiben. Er sieht aus wie ein normaler, moderner Bus und er hört sich auch so an. Aber eines unterscheidet ihn von den Bussen, die sonst im Namen der Firma Schatorjé fahren: Er wird durch einen Elektromotor angetrieben.

Für zwei Testfahrten haben Renate und Thomas Schatorjé sich den Bus „eCitaro“ von Mercedes Benz ausgeliehen, um ihn auf der Linie 53 zu testen.

Die Fahrt ist ein Blick in die Zukunft. Eine nicht näher definierte Zukunft jedoch, wahrscheinlich noch ein paar Jahre entfernt. „Wir planen nicht, den Bus demnächst serienmäßig einzusetzen“, sagt Geschäftsführer Thomas Schatorjé. Dafür sei die Lade-Infrastruktur vor Ort nicht gut genug, das würde sich nicht rechnen. Die Testfahrt „ist ein Art Kennenlernen“, so der Unternehmer. Sie wollen wissen, wie sich der Bus anfühlt, welche Vorteile der e-Citaro hat.

Tatsächlich fühlt sich der Bus nicht anders an als die herkömmlichen Fahrzeuge, auch wenn man drinnen sitzt und von Kevelaer nach Uedem fährt. Es ist immer noch ein Gefährt mit vier Rädern, vielen Sitzen und einigen Haltestangen.

Einen Unterschied merkt man aber doch: An Ampeln, an Kreuzungen, immer wenn der Bus anfährt, fehlt etwas. Etwas, das jeder kennt, der schon mal Bus gefahren ist. Das Ruckeln fehlt. Ganz geschmeidig beschleunigt der e-Citaro, man hüpft nicht plötzlich von seinem Sitz hoch und wird leicht durchgeschüttelt. Vor allem für Schulkinder, die noch schnell ihre Hausaufgaben machen müssen, kann das von Vorteil sein.

Doch bis das so weit ist, dauert es noch. Neben der fehlenden Infrastruktur gibt es laut Thomas Schatorjé weitere Punkte, die gegen eine schnelle Einführung der E-Mobilität in seinem Fuhrpark sprechen: „Die Akkus halten nur acht Jahre und sind ziemlich teuer“, sagt er. Außerdem verlieren sie mit der Zeit an Reichweite.

Und auch die topografischen Begebenheiten am Niederrhein seien nicht optimal. Bei steilen Abfahrten werde ein Ladeprozess des Akkus in Gang gesetzt. Doch solche Abfahrten gibt es am flachen Niederrhein nicht. Der Bus sei also eher für bergige Gegenden geeignet.

Für die Firma Schartojé eignet er sich, um einmal Erfahrung mit dem Bus zu sammeln. Und mit der Strecke, die ihr Unternehmen Tag für Tag abfährt. „Jetzt fahre ich auch mal die Linie 53“, sagt Renate Schartojé, während tatsächlich einige Fahrgäste einsteigen. Alle werden mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßt, dann geht es weiter, ganz elektrisch.

200.000 Euro kostet ein Bus dieser Art in der Anschaffung, aktuell kann kann und möchte die Firma Schartojé das nicht zahlen. „Wir müssen Kosten einsparen“, sagt Thomas Schartojé. Aber natürlich sei der Umweltaspekt, den so ein E-Bus mit sich bringt, interessant.

 Kevelaer, E-Bus

Kevelaer, E-Bus

Foto: Norbert Prümen

Interessant ist der Bus auch für Michael Lousee. Der Busfahrer dürfte das Modell testen. „Das macht Spaß“, ruft er, während er durch Kevelaer fährt. „Das ist ein sehr angenehmes, ein schönes Fahrverhalten“. Nur wird es noch wohl noch dauern, bis er dieses Fahrverhalten öfter genießen darf.

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