Kevelaer Pichler warnt vor maximalem Wachstum

Kevelaer · Bestens besucht war der Unternehmerabend zum Wohnungsbau in der Wallfahrtsstadt im Restaurant Venga. Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers freute sich über eine Rekordbeteiligung.

 Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler informierte die Gäste über Wohnraum und Grundstücke in seiner Stadt.

Kevelaers Bürgermeister Dominik Pichler informierte die Gäste über Wohnraum und Grundstücke in seiner Stadt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Lag es an der Neugierde auf das frisch eröffnete Venga-Restaurant oder an dem Thema „Wohnungsbau in Kevelaer“? Vermutlich war es eine Mischung aus beidem, die dafür sorgte dass der Saal beim Unternehmerabend bestens gefüllt war. Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers konnte sich über  einen Rekord freuen, mit 206 Anmeldungen gab es die meisten Gäste bei der diesjährigen Veranstaltungsreihe.

In gut zwei Stunden konnten sie sich einen ersten Eindruck vom neuen Restaurant verschaffen und erlebten gleichzeitig einen unterhaltsamen und informativen Abend zum Wohnungsbau. Die plakative Aussage „bis 2030 fehlen 1848 Wohnungen in Kevelaer“ war so etwas wie die Grundthese der Veranstaltung. Und die griff Bürgermeister Dominik Pichler direkt auf. Die Frage sei, ob die Zahlen überhaupt stimmen und ob es auch sinnvoll sei, dass Kevelaer so stark wächst. „Es besteht zweifelsfrei erheblicher Bedarf, aber die Zahlen halte ich für völlig überzogen“, sagte der Verwaltungschef. Er verwies auf die aktuelle Interessenliste für Baugrundstücke in Kevelaer: Für Kevelaer-Stadt stehen 330 Personen auf der Liste, für Twisteden 80, für Wetten 100, für Winnekendonk 90 und für Kervenheim 50. Selbst wenn man nicht berücksichtige, dass mancher sich auch für mehrere Orte interessiert, komme man auf 650. Der Bedarf sei also geringer als die 1848 angenommenen Wohneinheiten.

 Wie immer hatte die Kreis-Wirtschaftsförderung zahlreiche Experten eingeladen, die Spannendes zum Thema Wohnen und Bauen zu berichten hatten.

Wie immer hatte die Kreis-Wirtschaftsförderung zahlreiche Experten eingeladen, die Spannendes zum Thema Wohnen und Bauen zu berichten hatten.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wachstum bedeute auch eine Herausforderung für die Stadt, weil bei steigender Bevölkerung auch mehr Kita-Plätze, Schulangebote oder Arztpraxen nötig seien. „Das alles wächst nicht auf Bäumen“, sagt Pichler.

Stephan Kunz von der NRW-Bank erläuterte die Möglichkeiten, sich zinsgünstige Darlehen zu sichern. Beim Vorliegen entsprechender Voraussetzungen seien sogar Zuschüsse zur Tilgung möglich, sagte er. Carsten Oostendorp (Verbandssparkasse Goch-Kevelaer-Weeze) und Felix van Well (Volksbank an der Niers) erläuterten, dass die Zinsen weiter im niedrigen Bereich seien. Daher sei jetzt auch ein guter Zeitpunkt, um in „Betongold“ zu investieren. Gleichzeitig sei es aber wichtig, darauf zu achten, dass man die Kosten realistisch einschätzt. So sei auch bei niedrigem Zinsniveau genug Eigenkapital nötig.

Beim Blick auf die Zukunft des Bauens in Kevelaer vertrat Ludger Holla vom Bauamt wie der Bürgermeister die Ansicht, dass Kevelaer wachsen müsse, aber im angemessenen Rahmen. Ein Bevölkerungswachstum von 20 Prozent könne Kevelaer nicht bewältigen.

Architekt Jörg Bousart warb dafür, auch modere Architektur zuzulassen. „Natürlich müssen wir das Stadtbild schützen, aber man sollte individuell entscheiden, was jeweils machbar ist. Moderne Architektur muss nicht hässlich sein“, meinte er. Paul Düllings von der Wohnungsgenossenschaft Geldern (GWS) berichtete, dass die vielen Vorschriften ein großes Problem für den Bauherr seien. „Wir sind überreguliert, die Dinge sind deutlich verkompliziert. Zahlen muss das am Ende der Bauherr.“ Michael Gey von Immobilien Aben sieht Kevelaer bei der Infrastruktur noch gut aufgestellt. Gleichzeitig sei es wichtig, neue Geschäfte in der City anzusiedeln. Denn der Handel habe sehr unter dem Internet zu leiden.

Bauunternehmer Paul van Meegern warnte, dass die Hauptstraße in Kevelaer an Attraktivität verliere. Gleichzeitig könne die Marienstadt mit einer guten schulischen Versorgung punkten, das Gymnasium etwa habe einen guten Ruf.

Hans-Josef Kuypers sieht große Chancen für die Region. „Wir sind der Speckgürtel der Großstädte“, sagte er. Man müsse aber aufpassen, dass man nicht immer nur an  private Baugrundstücke denke. Wichtig seien auch Investoren, die Impulse setzen.

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