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Weihnachten 2019: Mariendonker Krippe Arche steht für Hoffnung und Rettung

Mülhausen · Zuversicht und Geborgenheit strahlt die Krippe in der Krypta der Abtei Mariendonk aus. In dem Gewölbe scheint die Zeit stehenzubleiben.

 Schwester Judith zeigt einige der Krippenfiguren, die sorgsam in einem Schrank aufbewahrt werden.  Foto: Wolfgang ­Kaiser

Schwester Judith zeigt einige der Krippenfiguren, die sorgsam in einem Schrank aufbewahrt werden. Foto: Wolfgang ­Kaiser

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

„Zur Krypta“ verkündet ein kleines Schild im hinteren Flurbereich der Abtei Mariendonk und weist auf eine schwere Holztür mit schmiedeeisernen Beschlägen hin. Hinter der sich leise knarrend öffnenden Tür führen Steinstufen in den Keller hinab. Kleine Teelichter flackern auf einer großen metallenen Schale. Wo der Weg weitergeht, zeigt eine offen stehende Tür. Kaum eingetreten, spürt man die besondere Atmosphäre, die die Krypta mit ihrer Gewölbedecke und den gemauerten Säulen ausstrahlt. Es ist, als würde die Zeit stehenbleiben, und nichts ist wichtiger als die Figuren in den farbenfrohen Gewändern, die den Raum unter der Kirche der Abtei Mariendonk ausfüllen. Mehr als 50 Figuren und Tiere bilden ein großes Gesamtwerk. Es handelt sich um die Mariendonker Krippe, die allerdings eine andere Form hat als die bekannte Krippenkonstellation mit Jesuskind, Maria, Josef, Hirten, Schafen, Ochs und Esel.

In der Abtei wird die Menschheitsgeschichte in Bildern dargestellt – es ist nicht nur die Geburt Christi, die Raum findet. In der Krypta haben sich die verschiedenen Propheten sowie weitere wichtige Figuren des Alten und des Neuen Testaments eingefunden. Amos und Jesaja gehören ebenso zum Ensemble wie Petrus und Paulus. Königin Saba zieht mit einem Elefanten ein, und Apostel Johannes ist mit Schriftrolle und Feder in den Händen anzutreffen, da er gerade an der Offenbarung schreibt. Auch Deborah, die als Richterin in Israel ihr Volk gegen Feinde geschickt verteidigte, fehlt nicht. König Salomo ist zu sehen. Moses trägt die Gesetzestafeln, Daniel in der Löwengrube ist samt Löwe vertreten, während zu Jona der Wal gehört. Adam und Eva fehlen ebenso wenig.

 Die ein Meter lange Arche ist in diesem Jahr hinzugekommen.

Die ein Meter lange Arche ist in diesem Jahr hinzugekommen.

Foto: Norbert Prümen (nop)

„Wir feiern nicht nur Christi Geburt mit dieser Krippe, sondern das große Thema der Heilsgeschichte“, erklärt Schwester Judith. Es geht um Jesus, der die Vorhersagen der Propheten erfüllt. „Wir können uns nirgends so geborgen fühlen wie bei Gott. Er ist immer für uns da und verlässt uns nicht. Gott gibt uns die innere Gewissheit, dass wir bei ihm geborgen sind“, sagt Schwester Judith. Genau das spiegelt die Krippe in der besonderen Atmosphäre der Krypta wider.

Die Krippe vergrößert sich Jahr um Jahr. In diesem Jahr ist eine Arche dazugekommen, die ein Zeichen für Hoffnung und Rettung ist. Aus dem Dachfenster schaut der Kopf einer Giraffe heraus. An den Seitenfenstern sehen ein Affe, ein Tiger und ein Bär hinaus. Das hintere Fenster ist von einem Flusspferd besetzt, und aus dem vorderen blickt Noah auf das Meer. Wobei auf seiner ausgestreckten Hand die Friedenstaube mit dem Palmzweig sitzt. „Die Idee einer Arche gab es schon länger, aber irgendwie habe ich mich nicht herangetraut“, sagt Schwester Judith. Das änderte sich, als sich ein Bekannte der Abtei bereiterklärte, die Arche als solche aus Holz zu bauen. Er schuf ein ein Meter langes Schiff mit dazugehörigem Aufbau. Schwester Judith sorgte für die entsprechende Besetzung der Arche.

Seit 1993 formt sie Jahr für Jahr neue Figuren, die von Schwester Regina eingekleidet werden. Auf diesem Weg ist eine Krippe entstanden, die inzwischen aus 37 Figuren, dem Jesuskind und 15 Tieren besteht. „Dass es einmal dieses große Werk geben würde, hätte ich damals noch nicht gedacht“, sagt Schwester Judith, die schon als Kind ihre eigenen Kasperle-Figuren gestaltete; damals angeregt durch eine Figur, die sie geschenkt bekam. „Da es nach dem Krieg nichts gab und ich mehr Figuren fürs Spiel benötigte, habe ich sie selber geschaffen“, erinnert sich die Benediktinerin. Als die Äbtissin den Anstoß zu der Krippe gab, nachdem sie eine ähnliche Variante am Chiemsee gesehen hatte, machte sich Schwester Judith ans Werk.

Jede einzelne der Figuren ist kunstvoll gestaltet und eingekleidet. Dabei sind es die vielen kleinen liebevollen Details, die eine jede Persönlichkeit, aber auch die Tiere, ausmachen. Beim Aufbau wird Schwester Judith inzwischen von den jüngeren Schwestern Justina und Paula unterstützt. Rund anderthalb Tage dauert es, dann steht die Krippe. Wobei die Figuren nur wenige Meter von der Krippe entfernt das restliche Jahr schlummern: In einem der großen Kellerräume stehen Schränke, in denen Figur neben Figur, vor Licht und Staub geschützt, unterkommt. Gegen mögliche kleine Plagegeister hilft zudem Mottenpapier. Schließlich soll den handgearbeiteten Gewändern ebenfalls nichts passieren.

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